Pressemitteilung -

Technik und Demenz – schöne neue Welt?! Fachtag zu aktuellen Entwicklungen, ethischen und rechtlichen Fragen sowie Perspektiven der technischen Entwicklung

Berlin/Norderstedt, 15. November 2019. Am 8. November luden die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) und das Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein zum Fachtag „Technik und Demenz – schöne neue Welt?!“ ins Norderstedter Rathaus. In Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Norderstedt-Segeberg e.V. sowie dem Seniorenbeirat Norderstedt informierten sich 160 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet in Vorträgen zu den Vor- und Nachteilen des Einsatzes digitaler Technik in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz. Junge Auszubildende, aber auch ältere Personen aus dem Bereich Pflege und Beratung sowie Angehörige waren der Einladung zum Fachtag gefolgt und hatten im Rahmen einer Technikausstellung Gelegenheit, technische Hilfen für Menschen mit Demenz vor Ort auszuprobieren und sich beraten zu lassen.

Sozialminister Dr. Heiner Garg betonte in seiner Eröffnung: „Technische Unterstützung darf kein Ersatz für menschliche Nähe und Zuwendung sein. Digitale Anwendungen können die Betreuenden aber in ihren Aufgaben entlasten. Technische Hilfsmittel sind gerade dann sinnvoll, wenn sie emotionale und zeitliche Freiräume schaffen und den Betreuenden mehr Zeit geben, sich um einen Angehörigen oder Patienten zu kümmern.“

Dr. Winfried Teschauer, Vorstandsmitglied der DAlzG, stellte sehr anschaulich die rasante Entwicklung einer akzeptierten Technik am Beispiel von Autotelefonen der 1980er-Jahre und heutigen Smartphones dar. In seinem Vortrag gab er aber auch zu bedenken, dass Technik häufig an der Bedienerfreundlichkeit scheitere.

Swen Staack, ebenfalls Vorstandsmitglied der DAlzG und Leiter des Kompetenzzentrums Demenz in Schleswig-Holstein, betonte, dass Technik ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung vor allem junger Pflegekräfte sei. Auch die Einrichtungsleiterin Birgit Michels-Riess bestätigte, dass die Nutzung in der Praxis nur „mit Beteiligung der Pflege“ gelänge. Zudem seien solche Anwendungen keine Selbstläufer: „Es braucht einen Kümmerer für die Technik.“

Dr. Katrin Grüber vom Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft gGmbH warb dafür, in der ethischen Betrachtung eine Hilfe zur Reflexion zu sehen und ethische Fragen als Werkzeug für Abwägungs- und Entscheidungsprozesse zu nutzen. Sie plädierte dafür, die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Entwicklung und Forschung von Anfang an mitzudenken.

Was an Technik bereits auf dem Markt verfügbar ist oder kurz vor Marktreife steht, zeigten verschiedene Aussteller in den Bereichen „Wohnen“ und „Freizeit“: Hier gab es zum Beispiel das Immu-Klangkissen, den Ichóball mit Licht- und Soundeffekten, Tovertafel und DeBeleef TV mit digitalen Spielen und Erinnerungsstücken sowie Animationsroboter wie Emma von der FH Kiel oder die Robbe Paro. Die Teilnehmenden der Tagung konnten die Angebote und Hilfsmittel vor Ort testen.

Ein Fazit des Fachtags: Wohnen und Pflegen können durch technische Unterstützung erleichtert werden, zum Beispiel durch Herdabschaltungen, Pflege- oder Entspannungsbetten, Sturz-Apps, biodynamische Lichtlösungen, Ortungssysteme in Schuhen oder Gehstöcken oder angepasste Kommunikationshilfen wie den „Ein Knopf Computer KOMP“. Viele dieser technischen Unterstützungssysteme können in der Musterwohnung des Kompetenzzentrums Demenz ausprobiert werden (https://www.demenz-musterwohnung.de/).

Einzelne Vortragsbeiträge werden in Kürze auf der Internetseite der DAlzG zur Verfügung gestellt.

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Hintergrund

Heute leben in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz.

Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Nummer 030 - 259 37 95 14.

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236
10969 Berlin

Tel.: 030 - 259 37 95 0
Fax: 030 - 259 37 95 29

E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
www.deutsche-alzheimer.de

Kompetenzzentrum Demenz Schleswig-Holstein

Das Kompetenzzentrum Demenz ist ein Projekt der Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V./Selbsthilfe Demenz. Es berät, betreibt Öffentlichkeits- sowie Netzwerkarbeit und bietet Fortbildungen an. Seit 2011 und bis 2022 fördern das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein und der Spitzenverband der Pflegekassen das Kompetenzzentrum. In Schleswig-Holstein leben über 60.000 Menschen mit Demenz.

Kontakt:
Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein
Cornelia Prepernau
Hans-Böckler-Ring 23 c, 22851 Norderstedt
Tel: 040 - 60 92 64 20
Fax: 040 - 30 85 79 86
E-Mail: prepernau@demenz-sh.de
Internet: www.demenz-sh.de, www.facebook.com/KompetenzzentrumDemenz

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