Pressemitteilung -

Gute Aussichten

Herr Bünger, Sie arbeiten beim VCI im Bereich Volkswirtschaft und haben dort die Zukunft sstudie „Chemie 2030“ begleitet. Welche Entwicklungen beeinflussen die Branche bis zum Jahr 2030?

Wir beobachten insgesamt sechs Megatrends. Da sind zum einen die unterschiedlichen demografischen Entwicklungen in den Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern, zum anderen Aspekte der Globalisierung und des Welthandels. Darüber hinaus sind die Ressourcenverknappung, die Bereiche Technik und Innovation sowie Umwelt- und Klimaschutz, aber auch wachstumshemmende Tendenzen von Bedeutung, wie zum Beispiel die hohen Staatsschulden in Europa oder die drängenden Infrastrukturmaßnahmen in Indien.

Was bedeuten die Trends für die einzelnen Regionen?
Unsere Prognose bis zum Jahr 2030 geht davon aus, dass die Weltwirtschaft trotz ungünstigerer Rahmenbedingungen an ihr Vorkrisenwachstum von drei Prozent anknüpfen kann, da die Schwellenländer deutlich dynamischer als die Industrieländer wachsen. Die USA können ihre Position dank der Schiefergasförderung und höheren Attraktivität für Facharbeiter halten, während West-Europa und Japan Marktanteile an Schwellenländer verlieren, vor allem an China. Mit einem Anteil von rund 24 Prozent an der Welt wird sich die Europäische Union jedoch als wichtiger Markt für Chemikalien behaupten. Auch Deutschland muss Marktanteile abgeben, wird seine Rolle in der Welt aber ebenfalls finden – nicht zuletzt aufgrund seiner wettbewerbsfähigen Industrie.

Klingt nach einem neuen Kräfteverhältnis.
Richtig. Gerade die fortschreitende Industrialisierung in China treibt diese Entwicklung voran. Wir gehen davon aus, dass sich der Wachstumsbeitrag Chinas deutlich erhöhen wird. In der Textilindustrie liegt dieser bis zum Jahr 2030 bei rund 80 Prozent, in der Chemie sind es immerhin 61 Prozent. Die hohe Dynamik führt dazu, dass der Anteil Chinas an der Weltchemieproduktion von 29 auf 47,1 Prozent steigt. Europa (ohne Deutschland) verliert acht Prozentpunkte, bleibt aber mit 16,5 Prozent die zweitgrößte Kraft . Danach folgen die USA mit 12,1 Prozent und Japan mit 7,4 Prozent, jeweils mit einem Minus von rund drei Prozent. Deutschlands Anteil an der Weltchemie fällt von 5,6 auf 3,4 Prozent.
Das ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung, denn die einzelnen Rückgänge bedeuten nicht, dass kein Wachstum möglich ist. Denn der Kuchen wird insgesamt signifikant größer, nicht zuletzt aufgrund des globalen Bevölkerungswachstums auf 8,3 Milliarden Menschen und dem Erstarken der Mittelschicht in den Schwellenländern. Insgesamt geht die Studie davon aus, dass der Weltchemiemarkt bis 2030 jährlich um rund 4,5 Prozent zulegt.

Das sind beeindruckende Zahlen. Wo liegen denn produktseitig die Märkte der Zukunft?
Differenziert nach den drei Sparten Grundstoffe, Fein- und Spezialchemie sowie Pharmazeutika ergibt sich folgendes Bild: Während die Grundstoff sparten in Ländern mit eigenem Rohstoff zugang stark wachsen, beobachten wir in Industrieländern ohne eigenen Zugang einen Trend zur Produktion höherwertiger Chemikalien wie Farben, Lacke oder Schmierstoff e. Die USA nehmen dabei eine Sonderstellung ein, weil
sie beide Sektoren vorantreiben. Ländern wie Deutschland oder Japan verhilft die Konzentration auf forschungsintensive und tendenziell margenstärkere Spezialprodukte zum nötigen Strukturwandel in Richtung Fein- und Spezialchemie. Umgekehrt heißt das aber nicht, dass die Basischemie dort verschwindet. Sie ist Teil einer Verbundproduktion, die mehrere Stufen der Wertschöpfungskette kombiniert und die gewonnenen Grundstoffe an Ort und Stelle veredelt. Nicht weniger bedeutend für weiter entwickelte Chemieregionen ist das dynamische Wachstum des Pharmasektors, wenngleich auch hier die Schwellenländer erstarken, beispielsweise Indien im Bereich der Generika.

Die Ressourcen werden knapper, beim Thema Klima- und Umweltschutz hinkt nicht zuletzt China hinterher. Welche Impulse gehen von diesen Faktoren aus?
Die Bemühungen, Schiefergas- und Tiefseelagerstätten zu erschließen, ändern grundsätzlich nichts daran, dass die Rohstoffe in den kommenden Jahren knapper und damit auch teurer werden. Allerdings entlasten solche neuen Fördermöglichkeiten den Ölpreis, wovon nicht zuletzt auch die europäischen Standorte profitieren. Beim Umwelt- und Klimaschutz nimmt der Stellenwert erfreulicherweise weltweit zu. Während China noch vergleichsweise kleine Schritte unternimmt, hat es die deutsche Chemiebranche geschafft , die absoluten Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 49 Prozent zu senken – und das bei 60 Prozent Produktionswachstum. Da ist
allerdings nicht mehr viel Luft nach oben. Gleichzeitig birgt der Umwelt- und Klimaschutz aber auch Produktchancen, wie die Beispiele Dämmstoffe oder Hochleistungsschmiermittel für Windgeneratoren zeigen.

Worin liegt für die einzelnen Player der Schlüssel, um im Jahr 2030 noch international wettbewerbsfähig zu sein?
Für klassische Industrieländer sind Innovationen besonders wichtig. Neben dem Schwenk zur Spezialisierung sind hier eine höhere Rohstoff - und Energieeffizienz gefragt. Weitere Potenziale liegen in der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung. Auch die weitere Globalisierung kann einzelnen Regionen Vorteile bringen, insbesondere, wenn es gelingt, Handelsschranken durch bi- oder noch besser multilaterale Abkommen abzubauen. Dazu kommen – gerade in Deutschland – wichtige Infrastrukturmaßnahmen, etwa der Bau von Straßen, Brücken, Pipelines, Tiefseehäfen oder LNG-Terminals. Last but not least ist die Politik gefordert, bürokratische Hürden zu beseitigen, beispielsweise durch eine effizientere Regulierung innerhalb der EU. Dies gilt aber gleichermaßen für die Schwellenländer wie beispielsweise Indien. Hier liegt im Binnenhandel großes Potenzial.

Eine letzte Frage in eigener Sache: Was bedeutet dieses Zukunft sszenario für einen Explosionsschutzanbieter wie BARTEC?
Hier steigt die Nachfrage natürlich gemeinsam mit dem globalen Wachstum der Chemiebranche. Ein kurzer Blick auf das Angebotsportfolio des Unternehmens lässt zudem Marktchancen erkennen, beispielsweise in der Anlagensicherheit, der Fernwartung oder dem mobilen Datenzugriff. Eine solche Spezialisierung mit innovativen Lösungen kommt am Ende immer auch der Chemiebranche selbst zugute.

Interview: Hans-Peter Bayerl /// Foto: Hans F. Daniel

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BARTEC ist einer der weltweit führenden Anbieter im Explosionsschutz. Zu den internationalen Kunden zählen hauptsächlich Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche, der Chemie-, Petrochemie- und Pharmaindustrie sowie aus dem Bereich Energie. Im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe liegt der Fokus auf den Schwerpunkten Innovation und Internationalisierung: Die „BARTEC goes mobile“-Strategie zielt darauf ab, das Portfolio künftig um eine breite Palette an explosionsgeschützten Tablet-PCs, Smartphones und Kameras mit der dazugehörigen Softwareintegration zu ergänzen, um den Zukunftsmarkt der mobilen Lösungen für den Ex-Bereich optimal bedienen zu können. Daneben setzt BARTEC auf konsequente Internationalisierung und damit auf die systematische Ausweitung des internationalen Netzwerks, das heute aus einem weltweiten Verbund an 14 Produktionswerken, mehr als 60 Vertriebsstandorten und rund 50 internationalen Handelspartnern besteht.

Kontakt

Daniela Deubel

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