Pressemitteilung -
Das Ziel des Heilens ist das Heil
Neue Taschenbuchausgabe von Rudolf Kaisers "Indianische Heilkunst"
In der Taschenbuch-Neuauflage seines 1996 im Herder Verlag erschienenen Buches erklärt der Kulturwissenschaftler Dr. Rudolf Kaiser, was es mit der Weisheitstradition nordamerikanischer Indianer auf sich hat. Anhand eigener Erfahrungen und ethnologischer Forschungen stellt er deren Grundlagen, Heilverfahren und -zeremonien sowie die Unterschiede zur wissenschaftlichen Medizin vor.
Ganzheitliche Sichtweise
In der westlichen Kultur steht der Begriff der "Apparatemedizin" für ein hoch technisiertes Gesundheitswesen, das bei vielen Menschen zunehmend für Unbehagen sorgt. Dementsprechend beklagen Patienten, dass die Schulmedizin sich auf rein körperliche Symptome konzentriere und kein Auge für die möglicherweise im Psychischen, im Sozialen oder im Religiösen liegenden Ursachen einer Krankheit habe. Demgegenüber berufen sich alternative Heilmethoden stärker auf einen ganzheitlichen, Leib und Seele ansprechenden Ansatz und genießen hohe Anerkennung. In diesem Zusammenhang wird die "indianische Medizin" häufig als eine der Möglichkeiten alternativen Heilens genannt. Denn diese neigt dazu, psychologische, soziologische, ökologische und spirituell-religiöse Zusammenhänge als Gründe für Krankheit anzunehmen, immer das Ganze in den Blick zu nehmen und die umfassenderen Bedingungen des Einzelfalls einzubeziehen.
Von Medizinmännern und Schamanen
Auch hierzulande
hören und lesen wir von indianischen Medizinmännern und Medizinfrauen, von
Schamanen oder schamanistischen Heilpraktiken und von indianischen
Heilungszeremonien. Der emeritierte Anglistik-Professor Dr. Rudolf Kaiser
beschäftigte sich viele Jahre lang mit den Indianerkulturen Nordamerikas und
lebte im Rahmen seiner Forschungsarbeiten auch selbst mit den Indianern. Seine
persönlichen Erfahrungen sammelte er im Südwesten der USA, vor allem in den
Staaten Arizona und New Mexico, wo sich heute noch die zahlreichsten und
größten indianischen Reservate befinden, etwa die der Hopi, der Pueblo, der
Navajo, der Apachen, der Papago und anderer indianischer Völker.
Das diffizilste
und am häufigsten praktizierte traditionelle Heilsystem besitzen die
Navajo-Indianer, an deren Heilzeremonien der Autor als Beobachter teilnehmen
durfte und aus zahlreichen Gesprächen mit Stammesmitgliedern und weißen
Ethnologen Eindrücke aus erster Hand gewann. Die konkreten Ausgestaltungen und
Rituale sind bei den einzelnen Stämmen oft unterschiedlich – die
weltanschaulichen und religiösen Hintergründe weisen jedoch zahlreiche
Gemeinsamkeiten auf. So ist z. B. der Glaube an Hexen oder Zauberer, die für
die Entstehung von Krankheiten verantwortlich sein sollen, weit verbreitet. Da
das körperliche Befinden für Indianer immer mit psychischen, sozialen,
kosmischen und religiösen Faktoren verbunden ist, ist der Medizinmann
derjenige, der Kenntnisse über all diese Bezüge erworben hat und darum auch
oftmals politischer Führer ist, der als Lehrer für die Traditionen des eigenen
Volkes in Erscheinung tritt und sich als Psychotherapeut hervortut oder in
priesterlicher Funktion tätig wird.
Der indianische Heilungsweg
"Weiße Medizin
heilt die Krankheit – indianische Medizin heilt den Kranken." So lässt sich der
Grundgedanke des Buches auf den Punkt bringen. Unsere westliche, (natur
)wissenschaftliche Medizin spricht vor allem von Krankheitserregern, von
Ansteckung und Unfall – indianische Medizin spricht von einem gestörten
Gleichgewicht im Patienten oder zwischen ihm und den kosmischen Kräften. Die
ganzheitliche Denkweise der Indianer ist dabei eher ergänzend als
ausschließend: Es herrscht kein "Entweder-oder", sondern das "Sowohl-als-auch".
Die moderne Medizin verdrängt also nicht etwa vollständig die traditionelle
Medizin, sondern beide ergänzen einander. Mitunter empfiehlt ein Arzt seinen
indianischen Patienten eine traditionelle Heilzeremonie zur psychischen,
sozialen oder religiösen Stabilisierung bei schwerer Krankheit. Umgekehrt
schicken traditionelle Heiler ihre Patienten bei Infektionen oder Unfällen zum
wissenschaftlich geschulten Mediziner. Indianische Heilungszeremonien haben vor
allem bei der Behandlung psychosomatischer Beschwerden Erfolg. Es handelt sich
bei den Ritualen in erster Linie um eine Art Psychotherapie, verbunden mit
suggestiven Heilmethoden wie Trance und Ekstase. Als Teil eines größeren Ganzen
ist der Patient zudem mitverantwortlich für die Heilung, er ist somit nicht nur
Objekt, sondern selbst auch Subjekt des Heilungsvorgangs.
Buch-Tipp:
Rudolf Kaiser: Indianische Heilkunst. Pflanzen, Rituale und Heilungsbilder nordamerikanischer Schamanen. 1. Auflage Juni 2014, Originalausgabe erschienen 1996 bei Herder, Taschenbuch, 12 x 19 cm, 189 S., 9,95 Euro (D) / 10,30 Euro (A), ISBN 978-3-86374-167-9.
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