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10 Jahre Mendeley – und was als nächstes kommt

Die Online-Plattform entwickelt sich stetig weiter, um den sich wandelnden Bedürfnissen von Forschern gerecht zu werden

Was im Jahr 2008 als disruptive und ehrgeizige Idee eines Technologie-Start-Ups begann, ist heute ein zentraler Bestandteil des Workflow-Managements für Millionen von Forschern weltweit.

Gaby Appleton, Managing Director Mendeley, erklärt warum die Plattform so erfolgreich ist:

"Mendeley ist als Reference Manager Plattform und Netzwerk für Wissenschaftlerseit Beginn stetig gewachsen und zählt heute 8 Millionen Nutzer. Die Plattform hilft Forschern dabei, ihr Wissen besser zu organisieren und Zitationen weitgehend mühelos zu gestalten. Das unglaubliche Wachstum von Mendeley ist das Ergebnis eben jener Fokussierung auf die Bedürfnisse der Forscher."

Darüber hinaus haben die umfangreichen Investitionen seit der Übernahme durch Elsevier im Jahr 2013 die Entwicklung der Plattform weiter vorangetrieben. Mendeley hat auch diverse Tools und Funktionen integriert, um Forschern in anderen Bereichen zu helfen. Dadurch können sie z.B. auf dem neuesten Forschungsstand ihres Gebiet bleiben oder die besten Karrieremöglichkeiten finden:

"Für uns war es in den letzten Jahren überraschend zu lernen, wie schwierig sich die Jobsuche für Forscher gestaltet. Sie sind oftmals unsicher, wo sie nach Jobs suchen sollen. Außerdem wissen sie nicht, wie sie Positionen finden, bei denen sie ihre Fähigkeiten optimal einsetzen und gleichzeitig ihrer Forschungsleidenschaft nachgehen können. Deshalb haben wir Mendeley Careers aufgebaut, das mit Abstand größte Portal für Jobs in den MINT-Branchen mit rund 150.000 englischsprachigen Stellenangeboten im akademischen und privatwirtschaftlichen Bereich."

Managing Director Gaby Appleton in Mendeleys Londoner Büro im Alphabeta Gebäudekomplex (© Todd Fredericks)

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Fokussierung auf die Notwendigkeit, Daten zu verwalten und zu teilen. Dies führte zum Start von Mendeley Data, wo Forscher über 8 Millionen Datensätze aus domänenspezifischen und domänenübergreifenden Repositorien durchsuchen und ihre eigenen Datensätze zitierbar machen können. Dadurch lässt sich die Reproduzierbarkeit von wissenschaftlicher Forschung verbessern.

In Sinne seines ursprünglichen Versprechens ist die Standardversion der Mendeley Plattform für Forscher kostenlos geblieben. Dadurch können diese sicher sein, dass der Zugriff auf ihr Konto und ihre Daten auch bei einem Wechsel zwischen verschiedenen Institutionen und Arbeitgebern gesichert ist.

Die Idee für Mendeley entstand, wie so viele erfolgreiche Technologieplattformen, aus der Notwendigkeit heraus, ein gemeinsames Problem zu lösen. Als Paul Foeckler während seines Studiums in Deutschland an der BUW Bauhaus-Universität Weimar Victor Henning und Jan Reichelt kennen lernte, waren sie alle unzufrieden mit den von ihnen verwendeten Forschungswerkzeugen. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen wollten sie eine Plattform schaffen, die später Mendeley werden sollte.

„Es gab keine guten Lösungen, um Literatur zu verwalten, Artikel zu zitieren, PDFs zu organisieren, usw.“, erinnert sich Paul. „Während des Studiums waren wir alle drei mit verschiedenen Schwierigkeiten bei der Arbeit mit akademischen Publikationen konfrontiert. Es gab einfach keine vernünftigen Werkzeuge für die Verwaltung von Literatur oder PDFs, da man das Gefühl hatte, dass sie alle in den 90er Jahren stecken geblieben sind. Wir dachten, dass wir es besser machen können.“

Olivier Dumon, heute Chief Product Officer bei Elsevier (mit Schild), mit den Mendeley-Gründern (von links nach rechts) Paul Foeckler, Dr. Victor Henning und Jan Reichelt im Jahr 2013

Zuerst standen sie jedoch vor der Frage, wie sie diese neue Lösung nennen sollten. Paul sagte, dass sie Monate damit verbracht hätten, über den Namen nachzudenken. Jeden Sonntag um 23 Uhr fand ihr zweistündiges Brainstorming-Telefonat statt.

"Wir wollten etwas Allgemeines haben, weil wir nicht wussten, ob wir am Ende das tun, was wir vorhatten, oder ob wir uns von der ursprünglichen Idee abwenden würden. Jan scherzte immer, dass wir am Ende Fisch verkaufen würden und der Name auch in diesem Fall passen sollte. Dann kamen wir auf die Idee, den Unternehmensnamen auf die Namen berühmter Forscher zu stützen: Wir mochten Dmitri Mendelejew und Gregor Mendel und so entstand „Mendeley“. Alle „.com“ und andere Domains waren frei, was unsere Entscheidung unterstützte."

Eigenständig finanzierten sie einen „Alpha-Version“-Prototypen für etwa 20.000 britische Pfund und ließen ihn von einem Entwicklerteam in Weißrussland prüfen. Dies, zusammen mit dem existierenden Businessplan, überzeugte den erfolgreichen Geschäftsmann Stefan Glänzer als Gründungsinvestor einzusteigen und die Plattform gewann an Fahrt. „Es fühlte sich magisch an, als ich zum ersten Mal sah, wie die Software automatisch Metadaten aus den Artikeln extrahierte“, erinnert sich Paul.

Dr. William Gunn, Director Scholarly Communications bei Elsevier, war einer der ersten Mitarbeiter, den die Gründer in diesen frühen Tagen eingestellt haben:

"Ich kam zu Mendeley auf eine Art und Weise, die für jemanden, der sich mit Nutzerbindung im Netz beschäftigt, geeigneter nicht sein kann. Victor hat mich online gefunden! Ich war Mitglied einer Online-Community von Wissenschaftlern und hatte über einige der Tools geschrieben."

Als er mit Mendeley zu arbeiten begann, erinnert sich William, fiel ihm am meisten auf, wie kurz ihr Entwicklungszyklus und ihre Feedback-Schleife war: „Sie veröffentlichen etwas, schickten es an die Community, und in der nächsten Woche hatten sie das Feedback bereits integriert.“

Dieses von der Community inspirierte Design ist ein Teil von Mendeleys DNA geblieben, sagt Gaby Appleton:

"Ich liebe die Leidenschaft des Teams, die Bedürfnisse der Forscher zu verstehen und Probleme für sie zu lösen. Jede Woche kommen fünf bis zehn Forscher in unser Büro und helfen uns, das Produkt zu testen und unseren Produktdesignern mitzuteilen, welche Probleme sie bei der Verwaltung von Informationen als Teil ihrer tagtäglichen Arbeit haben. Für die Produktmanager ist dieser Austausch von unschätzbarem Wert, damit sie wissen, worauf sie besonders achten müssen. Unsere Technik-Teams verbringen dann gerne Zeit damit, darüber nachzudenken, wie diese Anforderungen am besten mit den neuesten Technologien gelöst werden können. Es ist also eine echte Gemeinschaftsarbeit, die das Büro zu einem unterhaltsamen Ort macht."

Paul sagt, er habe von Anfang an ein gutes Gefühl für eine Partnerschaft mit Elsevier gehabt, und er blieb dem Unternehmen als Director Product Management erhalten, wo er seit fünf Jahren Produktintegrationsinitiativen, Verlagsbeziehungen aus einer Mendeley-Perspektive sowie verschiedene strategische Projekte betreut:

"Wir haben die Zukunft von Mendeley langfristig gesichert und das Mendeley-Produktangebot mit Elsevier nicht nur verbessert, sondern auch drastisch erweitert. Wir stehen erst am Anfang einer großen Transformation der gesamten Branche, und Elsevier ist zusammen mit Mendeley in einer erstaunlichen Position, um bei diesem Wandel eine führende Rolle zu spielen. Ja, ich würde alles wieder genauso tun."

Was kommt als nächstes für Mendeley?

Natürlich stehen für das nächste Jahrzehnt viele Herausforderungen bevor, beispielsweise die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen und der gesamten STM-Industrie, um den Forschern einen bequemen Zugang zu Volltextartikeln zu ermöglichen und gleichzeitig die Geschäftsmodelle der Verlage zu unterstützen, anstatt sie zu untergraben.

„Wir sind Unterzeichner der Grundsätze der STM Association on scholarly sharing“, sagte Gaby. „Durch die Einhaltung der STM-Prinzipien sind wir nun in der Lage, den einzelnen Verlagen erweiterte und standardisierte Nutzungsdaten zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, mehr Einblicke in das Lesen und Herunterladen veröffentlichter Artikel zu erhalten. Generell wollen wir mit Hilfe von Technologien, die sowohl für Forscher als auch für Verlage geeignet sind, auf Artikel von verschiedenen Plattformen in ihrem Arbeitsablauf zugreifen."

Paul blickt optimistisch auf die nächsten 10 Jahre für Mendeley – solange sie sich darauf konzentrieren, das Produkt ständig zu verbessern und zuhören, was die Forscher wollen.

„Ich traf gerade einen Mendeley-Nutzer während meines Osterurlaubs. Er war sehr aufgeregt, mit einem Mendeley-Gründer zu sprechen - die Software für ihn wie die Luft zum Atmen. Es ist fantastisch so etwas zu hören! In den nächsten 10 Jahren bieten uns jede Menge Möglichkeiten. Es ist eine super spannende Zeit für die Plattform, und ich genieße es immer noch sehr, Teil des Wandels zu sein und ihn mitzugestalten."


Alice Atkinson-Bonasio, Freelance-Journalistin mit Fokus auf Digital-Themen  

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