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Foto: Petra Welzel; Messe Frankfurt Exhibition GmbH
Foto: Petra Welzel; Messe Frankfurt Exhibition GmbH

Pressemitteilung -

Pop up my Bathroom Magazin: 5 Tage live von der ISH digital 2021

Beim Live-Streaming-Format Pop up my Bathroom Magazin, der Informationsplattform für kreative Badgestaltung, Architektur und Design, diskutierten anlässlich der ISH digital 2021 Vertreter aus der Sanitärindustrie und dem Handwerk, Kreative und Planer die wichtigsten Branchentrends.

Die ISH digital 2021 konnte Aussteller und Besucher mit reibungsloser Performance und guter Resonanz überzeugen. Die von digitalen Veranstaltungen nicht leistbare Intensität des Erlebnisses Messe wurde von der ISH digital inhaltlich kompensiert: durch ein Feuerwerk an Event- und Content-Angeboten, Aussteller-Streams und Matchmaking.

Im Bereich Water entwickelte sich dabei das Pop up my Bathroom Magazin zu einem Lieblingsformat der ISH digital 2021. Schon seit Jahren ist das Vortragsforum der von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) und der Messe Frankfurt getragenen Initiative Pop up my Bathroom fester Bestandteil der Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima. „Deshalb lag es nahe, das Programm ins Digitale zu übertragen und so den Experten-Diskurs zu den von uns gesetzten Trendthemen auch unter den neuen Bedingungen stattfinden zu lassen“, erklärt VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann. „Wir sind froh, für dieses Projekt von der ISH volle Unterstützung erhalten zu haben. Wir konnten nicht nur aus einem eigenen Studio senden, sondern auch unsere Ausstellung realisieren, sodass die drei Trends Green Bathroom, Smart Bathroom und Living Bathroom als reale Referenz für das Pop up my Bathroom Magazin miteinbezogen werden konnten.“ Die Trendausstellung „Inside | Outside“ wurde als 360°-Rundgang auf der digitalen ISH-Plattform integriert und ist im Anschluss auf der Website von Pop up my Bathroom zu besuchen.

Das Pop up my Bathroom Magazin war täglich mit einer 45-minütigen Sendung live online. In insgesamt fünf Live-Streams mit bis zu fünf (teils live zugeschalteten) interessanten Talk-Gästen und vorproduzierten Einspielern wurde jedes Thema von mehreren Seiten beleuchtet. Alle Beiträge sind in Originallänge auf dem neuen YouTube-Kanal von Pop up my Bathroom abrufbar.

Pop up my Bathroom Magazin zeigte den Anpassungsbedarf an gesamtgesellschaftliche Prozesse

Auch wenn das Live-TV-Format den direkten Austausch auf der Messe nicht ersetzen konnte, zeichnete es doch ein authentisches Bild von den Trends, Herausforderungen und Chancen, die die Branche im Frühjahr 2021 bewegen und antreiben. Es dokumentierte auch, mit welchem zum Teil hohem Engagement sich die Branche mit diesen Themen auseinandersetzt.

„Die Impulsgeber, die uns schon länger beschäftigen und die Entwicklung des Badezimmers die nächsten Jahre weiterhin dominieren werden, sind Nachhaltigkeit, Smart Home und Wohnlichkeit“, fasst Frank A. Reinhardt die im Magazin vorgestellten Trendthemen zusammen. Vor allem letzteres habe durch das Gefährdungsempfinden und die Mobilitätsbeschränkungen des letzten Jahres für die Menschen an Bedeutung gewonnen. Aber auch die Treiber Hygienebedürfnis und Sanierungslust würden durch die Pandemie-Erfahrung befeuert, so der Mitinitiator von Pop up my Bathroom.

Das Pop up my Bathroom Magazin hat einen Blick in eine Branchenzukunft geworfen, die immer stärker durch gesamtgesellschaftliche Prozesse wie Klimadebatte, Demographie, Urbanisierung oder Gesundheitsschutz bestimmt wird und von allen Marktpartnern Anpassungen verlangt. „Insgesamt – und das zeigt auch unser Konjunkturbarometer Haus- und Gebäudetechnik – haben wir in der Sanitärbranche eine vergleichsweise privilegierte Ausgangssituation, um von der Konjunkturerholung in diesem Jahr zu profitieren und unseren Teil dazu beizutragen, den Wirtschaftsmotor in Deutschland wieder auf volle Leistung zu bringen“, so die Einschätzung von Jens J. Wischmann. „Und genau das ist es, was wir brauchen, um das hohe Niveau der Branche zu halten.“

Green Bathroom: Wie geht grün waschen wirklich?

Das Thema „Grünes Badezimmer“ gab den Auftakt zum Pop up my Bathroom Magazin auf der ISH digital 2021. Und das Thema hat es in sich, „gerade im Hinblick auf das Thema Klimaziele, das uns hier auf der ISH digital 2021 bewegt“, wie ISH-Moderatorin Carina Bastuck in ihrer Anmoderation betonte. Aber was macht das Badezimmer wirklich nachhaltig, und wie setzen die Aussteller es um? Diesen und weiteren Fragen ging Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) und – zusammen mit der Messe Frankfurt – Ausrichter des Pop up Magazins, mit drei ins Studio geladenen Experten nach.

Yvonne Piu, Bereichsleiterin Marketing bei Kaldewei, erklärte dazu: „Das eine ist natürlich die Haltbarkeit bzw. die Nutzungsdauer. Und das zweite ist: Was mache ich danach damit? Bei Kaldewei beschäftigen wir uns sehr tief mit der Thematik und überlegen seit Langem, wie man einen zirkulären Rohstoff entwickeln kann.“ Die Stahl-Emaille-Produkte von Kaldewei sollen eine lange Haltbarkeit von etwa 30 bis 40 Jahren haben und können dann wieder zu 100 Prozent in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Aus diesem Material kann dann wieder das gleiche Produkt erzeugt werden.
  

Pop um my Bathroom Magazin | Green Bathroom - ISH digital 2021


  

Für die Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Susanne Sollner, Head of innovation-/sustainability management beim Badmöbelspezialisten burgbad, spannt sich der Begriff Nachhaltigkeit über drei Bereiche: Wirtschaftlichkeit, Soziales und Ökologie. „Erst, wenn man das als Gesamtpaket strategisch angeht, kann man das Thema entwickeln und sich Handlungsfelder setzen – sei es Klimaschutz, Ressourcenschonung oder die globale Lieferkette. Dann kann man zeigen – natürlich immer mit Zertifikaten belegt –, dass etwas auch nachweislich nachhaltig ist.“ So trägt burgbads Bestseller-Serie Eqio seit Ende letzten Jahres den Blauen Engel als Siegel. Dieses attestiert der Badmöbelkollektion, dass sie emissionsarm ist, nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet und in der Wohnumwelt gesundheitlich unbedenklich ist. Darüber hinaus wird burgbad seit 2016 jährlich als klimaneutraler Möbelhersteller ausgezeichnet und führt weitere Siegel, die das nachhaltige und ökologische Handeln des Unternehmens belegen.

Wolfgang Burchard wiederum, Geschäftsführer der Fachverbände Armaturen sowie Schweiß- und Druckgastechnik VDMA, legte als Vertreter der Armaturenindustrie beim Thema Nachhaltigkeit den Fokus auf die Trinkwasserqualität: „Zum einen soll das, was ins Rohr reinkommt, auch so wieder aus dem Rohr rauskommen. Und das Zweite ist, dass wir Wasser nicht verschwenden wollen – auch wenn wir in Deutschland an sich genug davon haben.“ Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource sei wichtig, angefangen vom nachhaltigen Design – also einem Design, das nicht Modeerscheinungen hinterherlaufe und im nächsten Jahr nicht mehr gefalle – über das Thema Qualität bis hin zum Thema Werkstoff, das vor wie hinter der Wand von Bedeutung sei.

„Wir sehen also“, so Jens J. Wischmann, „dass nachhaltiges Denken und Nachhaltigkeit nicht nur eine Aufgabe der Produktentwicklung ist, sondern das ganze Unternehmen davon ergriffen ist.“ Und dies nicht nur auf Herstellerseite, wie ein Beitrag über den Handwerksbetrieb Sebastian Fuchs Bad & Heizung veranschaulichte. Simon Schlese, Kaufmännischer Projektleiter, erklärt darin, wie der Betrieb unter anderem durch Bäume-Pflanzen für einen niedrigen CO2-Fußabdruck sorgt und wie eine Beratung der Kunden zur Nachhaltigkeit funktionieren kann. Schließlich gab Hannes Bäuerle Geschäftsführer von Raumprobe, einer Online-Materialdatenbank und physischen Materialausstellung in Stuttgart, in einem Videobeitrag Kostproben davon, welchen Beitrag moderne Materialien für ein grünes Bad leisten können. „Gerade im Bad“, betonte Bäuerle dabei, „ist das multisensorische Erlebnis von ganz großer Bedeutung. Wir erleben Materialien von der Haarspitze bis zur Fußsohle. Entsprechen wichtig und relevant ist die Wahl der passenden Materialien.“ Und diese sollten für die Endverbraucher genauso wie für die Umwelt verträglich sein.

Das Fazit des ersten Pop up Magazin-Beitrags: Das Thema Green Bathroom und Nachhaltigkeit begleitet die Sanitärbranche schon seit Längerem und birgt viele Ansätze, dabei wird es sowohl von Hersteller- als auch Handwerksseite mit unterschiedlichen Schwerpunkten angegangen. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein in den Unternehmen, nachhaltiges Handeln und Denken transparent zu machen und gezielt zu kommunizieren.

Hygiene: Nass machen ohne anfassen und sauber bleiben ohne viel putzen?

Wie geht moderne Hygiene im Badezimmer? Diesem Thema widmeten sich Gastgeber Jens. J. Wischmann (Geschäftsführer Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)) und seine drei Talk-Gäste am zweiten Tag der ISH digital 2021 im Pop up my Bathroom Magazin. Sicherlich kein neues Thema im Badezimmer – doch mit der Corona-Pandemie ist Hygiene wieder in den Fokus gerückt. Gleichwohl könne man hierbei nicht von einem Trendthema sprechen, so Trendforscher und Mitorganisator des Forums Frank A. Reinhardt (Inhaber FAR.consulting). Der Themenkomplex sei von seiner Dynamik und Funktion vielmehr „als Trendtreiber zu verstehen, der sich derzeit definitiv auch auf alle anderen Trends wie die hier aufgebauten auswirkt.“

In jedem Fall hat die Corona-Pandemie den Stellenwert von Hygiene auf eine neue Ebene gehoben. Dies bestätigte auch Dr. Peter Arens, Senior Consultant Hygiene Manager bei Schell und Mikrobiologe: „Das merkt man ganz deutlich. Wir haben ein Mehrfaches an Absätzen an elektronischen Armaturen. Der Zusammenhang ist einleuchtend: Es macht schon unter nicht pandemischen Umständen keinen Sinn, wenn man nach dem Toilettengang den Einhebelmischer betätigt und sich die Hände gründlich säubert und danach wieder den kontaminierten Hebel anpackt.
  

Pop up my Bathroom Magazin | Hygiene - ISH digital 2021

  

Aber auch das Thema Trinkwasserqualität rückt gerade zu Pandemie-Zeiten in den Fokus, da es bei Nicht-Nutzung von Wasseranlagen, etwa in wochenlang verwaisten Büros, zu vermehrter Bakterienbildung und in der Folge zu schweren Erkrankungen kommen kann. Um dem entgegenzuwirken, sei es notwendig, alle drei Tage einen Wasserwechsel durchzuführen, erklärte Arens. Welche technischen Möglichkeiten zur Verfügung stünden, wenn dies nicht händisch erfolgen kann, fragte Wischmann die Runde. „Für den Bereich der Planung und Installation kann die Industrie durch gute und vernünftige Produkte sicherstellen, dass das funktioniert“, so Dirk Engelhardt, Regionalverkaufsleiter Technik bei Geberit. „Ich glaube auch, dass das Handwerk und die Badplanenden das können. Wo ich mir nicht sicher bin, sind die Betreiber, sowohl die professionellen als auch die privaten“, gab Engelhardt zu. Von daher sei die Sensibilisierung der Betreiber für dieses Thema – auch durch das Handwerk – wichtig.

Hygiene im Bad bedeutet auch Körperhygiene. Auf die provokante Frage des Gastgebers, ob den Deutschen die Sauberkeit ihres WCs wichtiger sei als die ihres Hinterns, da sich spülrandlose WCs in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt haben, Dusch-WCs hingegen in geringerem Maße, antwortete Engelhardt: „Es sind verschiedene Dinge, die da zusammenkommen.“ Er verwies auf die herrschenden Toilettenputzgewohnheiten, den höheren Preis des Dusch-WCs und auf das sensible Thema Intimhygiene, das vielen Planenden und Handwerkern früher unangenehm war. Aber man merke, dass der Verkauf von Dusch-WCs für das Handwerk zunehmend attraktiv werde und auch die Dusch-WC-Erfahrung von Endkunden – etwa durch Reisen nach Asien – die Nachfrage verstärke. Dirk Engelhardt gab sich optimistisch: „Wir sind zwar nicht am Ende des Wegs, aber auf einem guten Weg.“

Und schließlich spielt Hygiene auch im Living Bathroom, einem der drei vom Pop up my Bathroom Forum ausgerufen Trends, eine große Rolle: „Wir wollen ja mit dem Living Bathroom die Aufenthaltsqualität erhöhen. Wir halten uns länger im Badezimmer auf und wollen dort auch mal einen Teppich hinlegen. Da muss man natürlich darauf achten, dass der Teppich waschbar ist und häufiger ausgetauscht wird als nur alle 10, 15 Jahre“, stellte Reinhardt fest. Grundsätzlich ist die sanitäre Ausstattung auch im privaten Bad durch schmutzabweisende und Bakterienwachstum-hemmenden Oberflächen ja per se schon hygienischer geworden. Der Trendforscher sieht aber vor allem durch die Elektrifizierung vorteilhafte Bedingungen für die Hygiene auch im wohnlichen Bad: „Wir sind mittlerweile bei den Produkten und Innovationen, die auf dem Markt sind, so weit, dass wir ein privates Badezimmer unter Hygieneaspekten komplett berührungslos bedienen können.“ Das reicht vom sensorgesteuerte WC-Deckel über berührungslose Armaturen und Betätigungsplatten für das WC bis zum elektronischen Seifenspender. Eine vierköpfige Familie, die sich durchschnittlich 50-mal die Hände wäscht, kann pro Tag einiges an Wasser sparen und Abläufe optimieren. „Eine spannende Basis für die Badplanung und auch für die Architekten und Installateure, um diesen Aspekt in ihren Beratungsgesprächen zu thematisieren“, findet Reinhardt.

Smart Bathroom: Wie sieht das Bad der Zukunft heute aus?

Als wäre es auf das Thema Smart Bathroom abgestimmt gewesen, begrüßte Gastgeber Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS), am dritten Tag des Pop up my Bathroom Magazins auf der ISH digital 2021 ausschließlich online zugeschaltete Talk-Gäste. Wie smart unsere Bäder bereits sind – oder sein können – verdeutlichte der Einspieler über die Trendausstellung Pop up my Bathroom zum Thema neue Technologien im Bad.

Wo vor einigen Jahren noch Einzelprodukte im Mittelpunkt standen, geht es mittlerweile mehr um ein intensives Erleben des Badezimmers. Komponenten wie Licht, Temperatur, Medien und Wasserinszenierung rücken stärker ins Blickfeld und werden koordiniert eingesetzt. Doch was kann, was soll die smarte Technologie heute generell leisten?

„Am Ende geht es darum, dass der Nutzer und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen“, fasst Fabian Kinzler, Business Unit Manager | Business Unit Digital bei Hansgrohe, den Umgang seines Unternehmens mit smarter Technologie zusammen. Zwar gebe es viele Gimmicks, wie man smarte Technologien im Bad einsetzen kann, letztlich aber sollen diese Technologien gerade im Bad nicht Überhand nehmen, sondern dem Nutzer einen Mehrwert bieten. Im Bad sollte Technik allenfalls additiv und unterstützend eingesetzt werden, so Kinzler.

Das findet auch Matthais Oesterle, Design Director bei Phoenix Design und verweist auf die kontroverse Diskussion um Sprachsteuerung im Bad: „Das ist für viele immer noch abstoßend, während andere es feiern und klasse finden. Es wird sich zeigen, was sich durchsetzt.“
  

Pop up my Bathroom Magazin | Smart Bathroom - - ISH digital 2021


  

Smart geht es aber auch hinter der Wand zu, wie Fabian Kinzler von Hansgrohe zu berichten weiß: „Jährlich werden über 1,2 Mio. Wasserschäden an Rohrleitungen von Versicherern erfasst. Das ist nicht nur ein materieller Schaden für die Versicherer, sondern auch ein emotionaler Schaden für die Badnutzer, die teilweise über mehrere Wochen ihr Bad nicht benutzen können. Wir haben ein smartes Leckageschutzsystem im Portfolio, das den Schaden frühzeitig identifizieren soll, sodass man frühzeitig handeln kann.“

Smartness im Bad definiert Toto eher als Privatsache, die nicht online stattfindet. Dabei steht der Gedanke an Omotenashi, das japanische Wort für Gastfreundschaft, im Mittelpunkt. Hier bedeutet Smartness etwa, dass sich der Toilettendeckel automatisch öffnet und eine Vorreinigung initiiert. Toto will aber auch Wellness über die Toilette fördern, „indem sie komplette Auswertungen über Nutzungsverhalten macht und Ausscheidungen analysiert, die dann Ergebnisse für ein besseres Leben liefern“, wie Hubertus Brüggemann, Sales Director German Markets, Toto Europe, ausführt.

Das Bad wird divers genutzt – von unterschiedlichen Generationen, zur Entspannung, zur Hygiene, für Gesundheit und Pflege, aber auch zur Unterhaltung. „Für mich ist das Bad der spannendste Raum in der Wohnung, weil hier so viel passiert“, bekennt Birgid Eberhardt, Bereichsleiterin Smart Home / AAL (Ambient-Assisted-Living) bei der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg (GSW). Sie gibt zu bedenken, dass Sensorsteuerung und voreingestellte Thermostate für unterschiedliche Nutzer (die gerade von Pflegepersonal sehr geschätzt werden), aber auch unterhaltende Devices nicht analog funktionieren. Ihr Credo: „Im Smart Bathroom brauchen wir Strom, Strom, Strom! Wir brauchen im Bad so viel Strom wie in keinem anderen Raum. Das sollte bereits bei der Planung bedacht werden, denn nachrüsten ist hier im Bad teuer. Alles, was ich nicht von Beginn an einplane, verbaut mir den Weg in die Zukunft. Und die Zukunft ist heute!“

Als Bilanz der Gesprächsrunde lässt sich festhalten, dass ein Bad immer nur so smart sein sollte, wie es dem Nutzer dienlich ist. Denn das Bad gilt immer noch als Rückzugsort der Wohnung, in dem wir auch gerne mal unsere smarten Gimmicks außen vor lassen wollen. Dennoch ist es wichtig, smarte Anwendungen bereits bei der Badplanung zu berücksichtigen. Oder wie der Bad-Experte Thorsten Moortz treffend zusammenfasste: „Ich hoffe, dass die Badplaner das, was wir hier besprochen haben, berücksichtigen. Denn smarte Anwendungen zu integrieren und zu harmonisieren ist die Aufgabe eines smarten Badplaners.“

Badsanierung: Wie gut sind wir auf die Renovierungswelle vorbereitet?

Dass die Sanierungswelle läuft, ist unbestritten. Dass das Bad hier mittlerweile den Spitzenplatz belegt, bestätigt jetzt eine Studie von B+L Marktdaten, die dessen Geschäftsführer Martin Langen in einem Einspieler vorstellte: Mit knapp 42 % ist die Badrenovierung die häufigste Maßnahme bei den Sanierungen. Zudem steigen die eingesetzten Budgets bei dem Austausch der Badausstattung seit 2014 kontinuierlich an. Das Interesse der Deutschen an Bädern hat also deutlich zugenommen, wie Gastgeber Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS), in seiner Anmoderation betonte.

Die Marktaussichten gestalten sich also durchaus positiv. Die Sanitärbranche kommt bislang gut durch die Corona-Krise. Das sieht auch Jörg Pütz, Inhaber Puetz Marketing to grow, so: „Ich stehe in ständigem Kontakt zum Handwerk, und die Handwerksunternehmen hatten teilweise bis zu 30 % mehr Aufträge gegenüber 2019.“ Mit Blick auf die Marktdaten, die von der VDS gemeinsam mit der Messe Frankfurt und der VdZ (Spitzenverband der Gebäudetechnik) erfasst wurden, kann die Gesamtbranche für 2020 ein Umsatzplus von 5 % vermelden.
  

Pop up my Bathroom Magazin | Sanierung - ISH digital 2021


  

Aber ist die Branche – gerade auch mit Blick auf die Trends Nachhaltigkeit und Smart Bathroom – ausreichend auf die Sanierungswelle vorbereitet? „Ehrlich gesagt: zu wenig“, lautet die direkte Antwort von Jörg Pütz. „Durch Fachkräftemangel und zu geringe Montagekapazitäten ist die Umsetzungsseite momentan leider der begrenzende Faktor.“ Unterstützung könnte hier von Betrieben kommen, die sonst eher im öffentlichen oder halböffentlichen Raum agieren. „Wir müssen schauen, wie sich das jetzt nach Covid entwickelt“, wirft Dirk Engelhardt, Regionalverkaufsleiter Technik bei Geberit, einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. „Möglicherweise gibt es bei Handwerksbetrieben, die in diesem Bereich stärker unterwegs sind, dann mehr freie Kapazitäten – auch, wenn diese Betriebe eher auf große Projekte ausgelegt sind“, erhofft Engelhardt sich Entlastung im privaten Sanierungsbereich.

Zum Thema Smartness im Bad weiß Pütz, dass es auch bei den Prozessen smarter wird: „Viele Installateure sind mittlerweile selbst digitalaffin. Das geht bis zu digitalen Plattformen, mit denen sie Gewerke zusammenbringen, um Badprojekte besser zu vernetzen. Das kann in der Planungsphase bis zu 70 % und in der Bauphase bis zu 20 % Zeit einsparen.“

Produktseitig gibt es gerade bei den Schnittstellen – etwa bei Installation und Fliesen – integrierte Lösungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Thema Vorfertigung, das bei großen Projekten eine wichtige Rolle spielt, mit dem sich aber auch kleinere Installationsbetriebe für Einzelbäder hervortun können. „So eine GIS-Wand kann ich in meinem Betrieb vorfertigen, packe sie in meinen Bulli, fahre zu meinem Bauherrn und schraube sie dort an die Wand“, wirbt Engelhardt für solche Lösungen. „Das ist professioneller, schneller und erfolgversprechender, als die Profile im Hof zu sägen.“

Inspiration für ein neues Badezimmer holen sich viele Badnutzer im Hotel. Gerade hier werden auf kleinstem Raum spannende Badprojekte umgesetzt, die dann als Vorlage für hochwertige Privatbäder dienen. „Selbst günstigere Hotels sind ja mittlerweile gut ausgestattet und bieten Lösungen, die der Privatmann gedanklich mit nach Hause nimmt und in seinem eigenen Bad umgesetzt haben möchte“, weiß Stefan Hoske, Senior Consultant Architecture + Design bei AXOR, zu berichten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die SHK-Branche der Sanierungswelle positiv entgegensehen kann, und dass sowohl auf Gewerkeseite als auch von Seiten der Industrie Anstrengungen unternommen werden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Living Bathroom: Wie wohnt es sich im Badezimmer?

„Heute sprechen wir über das Wohnzimmer … Nein: Wir sprechen über das Badezimmer“, so die einleitenden Worte von ISH-Moderatorin Carina Bastuck zum wohnlichsten Beitrag des Pop up my Bathroom Magazins. Am letzten Tag der ISH digital 2021 stand der Themenschwerpunkt Living Bathroom auf dem Programm. Der schon seit einigen Jahren auf der Weltleitmesse ISH zu beobachtende Trend geht in die entscheidende Runde und verändert auf der ganzen Welt die Badplanung von privaten Bädern.

Torsten Müller, Geschäftsführer Bad-, Spa- und Interior Design, forderte in einem Video-Statement die konsequente Ausrichtung der Badplanung auf den Menschen: „Wir haben solch schnelllebige Zeiten, dass das Badezimmer ein Ort des Rückzugs ist, in dem wir mit allen fünf Sinnen das Bad erleben sollen.“

Christian Wadsack, Innenarchitekt, Planer und Referent von ho.w Innenarchitektur, betonte, dass bei einem Living Bathroom nicht nur die Ausstattung entsprechend gestaltet werden muss, sondern im Idealfall auch der Zuschnitt des Badezimmers und die Verteilung der Räume. „Wir beobachten eigentlich schon seit Jahren in der Entwicklung des Living Bathroom, dass die Badezimmer in den Standard-Bauten immer noch einen viel zu kleinen Raum einnehmen.“
  

Pop up my Bathroom Magazin | Living Bathroom -- ISH digital 2021


  

Dass die Badplanung eines wohnlichen Badezimmers auch in einem kleinen Badezimmer umgesetzt werden kann, bewies die Innenarchitektin Andrea Wirges-Klein (Wirges-Klein Architekten) mit der Vorstellung eines Referenzobjektes in einem Gründerzeit-Haus, in dem eine Vergrößerung der Fläche aus Denkmalschutzgründen nicht möglich war. „Bei einem Living Bathroom ist der Wohlfühlfaktor entscheidend. Das richtige Zusammenspiel zwischen Funktionalität, Materialität und Emotionalität zu finden ist dabei die große Herausforderung und macht die Planung eines modernen Lifestyle-Bades so unglaublich spannend.“

Gastgeber Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS), äußerte sich von der Komplexität und dem Zusammenspiel verschiedener Gewerke beeindruckt: „Das Living Bathroom basiert auf einer ganzheitlichen Planung. Für ein Private Spa bedarf es wegen der vielen unterschiedlichen Anforderungen an den Planer auch entsprechend vieler Talente.“

Auch Denis Jäger, Chefredakteur der Fachzeitschrift für die SHK-Branche SBZ, wies auf die Zunahme der Anforderung an das SHK-Handwerk hin: „Der Universalgenie-Charakter, der souveräne Badplaner, ist ein kleiner Leonardo Da Vinci – er kennt sich mit Materialien und Werkstoffen aus, er kennt sich mit Farben aus und mit der Technik, und er muss in der Lage sein, Kunden vernünftig abzuholen. Unsere Badplaner in der SHK-Branche müssen in der Lage sein, diese Anforderungen zu erfüllen – sonst gibt es einfach nur ein Bad von der Stange.“

Trendforscher und Design-Journalist Frank A. Reinhardt (Inhaber FAR.consulting) zeigte sich von der Themenvielfalt bei der Badplanung begeistert: „Ein Badplaner kann ganz viele Geschichten erzählen – von der nachhaltigen Badplanung über smarte Themen bis hin zu einem individuellen Interior Design. Der gemeinsame Nenner ist die zunehmende Wohnlichkeit im Badezimmer.“

Farbexpertin Dr. Hildegard Kalthegener (Farbstudio Dr. K) in ihrem Exkurs über Trendfarben: „Die Naturgewalt des Wassers, die tolle Farbe Blau, ist in den meisten Badausstellungen nicht zu sehen. Schwarz wird in Küchen und in Bädern als Trendfarbe propagiert, scheint mir aber fast mehr Marketing-Gag zu sein als wirklicher Umsatz-Bringer. Mit Farbe könnte man so viel mehr Stimmung machen und Emotionen wecken“, so ihr Appell an Badplaner, die Farbe aktiver in der Badplanung einzusetzen. Auf die Frage von Jens J. Wischmann, wie man Sicherheit in Farbfragen erreichen könne, entgegnete die Farbexpertin: „Jedem Badplaner, Handwerker oder Architekten kann ich nur Mut machen: Farbe lässt sich lernen. Man muss nicht experimentieren, sondern sich im Vorfeld mit dem Thema Farbe auseinandersetzen.“

Das Fazit des Pop up Magazins zum Thema Living Bathroom: Es geht um mehr Sinnlichkeit im Bad, und es gilt die Bedürfnisse der Nutzer zu ermitteln und im Rahmen einer ganzheitlichen Badplanung umzusetzen. Das Bad muss zu den Nutzern passen, und das Living Bathroom ist aktuell das Planungsmodell mit dem größten gemeinsamen Nenner.

Weitere Informationen:
Website ISH digital 2021: https://ish.messefrankfurt.com/frankfurt/de.html
Website Pop up my Bathroom: www.pop-up-my-bathroom.de

Redaktionshinweis:
Alle Ausgaben des Pop up my Bathrooms Magazins zur ISH digital 2021 können im YouTube Kanal Pop up my Bathroom in zwei Sprachen abgerufen und auf Webseiten integriert werden: Pop up my Bathroom - YouTube

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Pop up my Bathroom, eine Initiative der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) und der Messe Frankfurt zur ISH, ist eine experimentelle Plattform für Architekten, Badplaner, Interior Designer und Journalisten. Hier soll untersucht und gezeigt werden, welche Möglichkeiten das Bad als ästhetischer und funktionaler Raum für die Menschen noch bereithält. Zum einen können sich Fachleute hier über neue Entwicklungen informieren, zum anderen sollen die hier entwickelten Entwürfe in Bilder umgewandelt werden, die weltweit verstanden werden. Als Kommunikationsplattform hierzu ist die Internetsite www.pop-up-my-bathroom.de zu einem stetig aktualisierten Blog ausgebaut worden mit knapp 1 Mio. internationalen Besuchern. Hier können sich Profis und interessierte Endverbraucher bis zur nächsten ISH neben den Pop up my Bathroom-Trends auch über neue Entwicklungen in diversen Sanitärbereichen informieren.

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Lars Mörs

Lars Mörs

Pressekontakt Redakteur Pop up my Bathroom Newsroom + Atelier +49 221/6201802

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