Pressemitteilung -

Bis zu 30 Prozent mehr Kinder in Europa könnten durch Corona-Pandemie ihre Familie verlieren / SOS-Kinderdörfer: Hauptgründe sind Armut und häusliche Gewalt

München - Die Corona-Pandemie wird nach Befürchtungen der SOS-Kinderdörfer dazu führen, dass deutlich mehr Kinder in Europa ihre Familie verlieren. In Griechenland, Ungarn, Rumänien und der Slowakei sei sogar mit einem Anstieg von über 30 Prozent zu rechnen. Das gehe aus einem aktuellen Bericht von "Eurochild" hervor, einem Zusammenschluss von Kinderhilfsorganisationen. Die SOS-Kinderdörfer sind Mitglied von "Eurochild" und haben Daten zu dem Bericht beigetragen. Untersucht werden die Auswirkungen von Corona auf Kinder in Europa.

Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer, nennt die Zahlen "alarmierend". Dahinter verberge sich großes persönliches Leid. Gründe dafür, dass Kinder ihre Familien verlieren, seien in den meisten Fällen Armut und häusliche Gewalt. "Aus dem Bericht wird deutlich, dass beides durch Corona gestiegen ist", sagt Boris Breyer.

  • So seien durch den Verlust von Arbeitsplätzen Familien unter anderem in Zypern, Dänemark, Finnland, Italien und der Slowakei in die Armut gerutscht. "Das geht soweit, dass Kinder hungern - mitten in Europa", so Breyer. Im italienischen Palermo etwa seien in den letzten Monaten verstärkt Eltern in Supermärkte eingebrochen, um Lebensmittel für ihre Kinder zu stehlen.
  • Aus Griechenland, Tschechien, Frankreich, Lettland oder Bulgarien werde eine Zunahme von häuslicher Gewalt vermeldet. Gleichzeitig seien soziale Unterstützungsangebote und psychische Hilfen zurückgefahren worden.
  • Auch Angststörungen und psychische Probleme unter Kindern würden laut Bericht zunehmen: zum Beispiel in Bulgarien, Dänemark, England, Finnland und Portugal. "Auffällig ist, dass in großem Maße Kinder betroffen sind, die bislang keinerlei psychische Auffälligkeiten zeigten", sagt Breyer.
  • Besonders düster sei die Situation für Kinder, die bereits vor Ausbruch der Pandemie in Heimen, Pflegefamilien oder familiennaher Betreuung untergebracht waren. "In vielen Ländern sind sie schlichtweg vergessen worden", sagt Breyer. Während des Lockdowns hätten sie vielerorts ihre leiblichen Familien nicht besuchen dürfen. Auch sei die Schließung von Heimen zugunsten familiennaher Unterkünfte, wie sie etwa die SOS-Kinderdörfer bieten, aufgrund der Pandemie in Ländern wie Kroatien oder Tschechien gestoppt worden.

"Es kann hier nur eine Antwort geben: Kinder müssen deutlich mehr im Zentrum der politischen Entscheidungen stehen, sie brauchen unseren besonderen Schutz - auch und gerade in Zeiten von Corona", sagt Breyer.

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

Kontakt

Boris Breyer

Pressekontakt Stellv. Pressesprecher Medienkommunikation 0049 89 17914287