Pressemitteilung -

Von der Welt vergessen: In der Ukraine leiden immer mehr Kinder unter psychischen Problemen

Luhansk -Sieben Jahre Krieg mit Russland und dazu das Corona-Virus: Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer nehmen die psychischen Probleme von Kindern und Familien in der Ostukraine derzeit massiv zu. „Der Gesamtzustand der Menschen ist seit Jahren höchst fragil. Jetzt beobachten wir, wie sich sämtliche Probleme aufgrund der Pandemie weiter verschärfen!“, sagt Oleksii Gelyukh, Psychologe der Hilfsorganisation vor Ort.

Das Leiden in der Ostukraine finde weitgehend ungeachtet der Weltöffentlichkeit statt. Seit 2014 sind mehr als 13.000 Menschen gestorben, 800.000 wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Millionen Menschen in den Oblasten Donezk und Luhansk leiden laut Gelyukh aktuell unter Gefechten und Belagerung, ein Großteil der Kinder brauche dringend psychologische Hilfe. Oleksii Gelyukh sagt: „Die Kinder leben seit Jahren unter Dauerstress und verbringen die meiste Zeit abgetrennt von ihren Freunden. Die Corona-Maßnahmen verstärken die Isolation und bringen das Fass häufig zum Überlaufen!“ Angststörungen und Depressionen nähmen zu, ebenso Entwicklungsverzögerungen, Sprachprobleme und Aggressionen. Angesichts der desolaten Lebensbedingungen sei Homeschooling für die allermeisten völlig ausgeschlossen. Immer mehr Kinder würden ihren Bildungsweg abbrechen.

Bei den Eltern führe der Verlust des Arbeitsplatzes und der Mangel an medizinischer Versorgung in der Pandemie zu Hoffnungslosigkeit und Existenzängsten. In Folge nähme die häusliche Gewalt zu, Kinder würden vernachlässigt, Familien zerbrächen. „Es braucht flächendeckende psychologische Unterstützung, damit die Menschen halbwegs zur Ruhe kommen. Und ich spreche noch lange nicht von Heilung“, sagt Gelyukh.

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Eltern in der Luhansk-Region bei der Verarbeitung ihrer Traumata. Mobile psychologische Teams besuchen die Familien in abgelegenen Orten.

Von der Weltbevölkerung vergessen, aber nicht vom Virus: In zahlreichen Staaten kämpfen Kinder und Familien seit Jahren ums Überleben – im Schatten der Öffentlichkeit und zum großen Teil abgeschnitten von wirkungsvoller Hilfe. Die SOS-Kinderdörfer berichten in dieser Serie über die aktuelle Situation in Konfliktländern, in denen die Corona-Pandemie die ohnehin katastrophale Lage dramatisch zuspitzt. Über „Vergessene Krisen“ in der Ukraine, Mexiko, Kolumbien, Zentralafrika, Madagaskar, Syrien, Niger, Burkina Faso und Bangladesch.

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

Kontakt

Boris Breyer

Pressekontakt Stellv. Pressesprecher Medienkommunikation 0049 89 17914287