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Eine Idee lernt fliegen
Der Traum vom Fliegen ist fast so alt wie die Menschheit. Immer wieder ersannen findige Tüftler Konstruktionen und Gerätschaften, doch viele waren unbrauchbar, gerieten in Vergessenheit oder wurden erst Jahre später weiterentwickelt. Es dauerte Jahrhunderte, bis die Vision greifbar wurde und sich eine Erfindung durchsetzte, die es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen: Das Flugzeug.
Denn die Wissenschaft war lange felsenfest davon überzeugt, dass nichts fliegen könne, das schwerer sei als Luft. Davon erzählt auch die Legende von Ikarus, den beim Flug mit einem Gestänge, Federn und Wachs der Übermut packt, der der Sonne zu nahe kommt, so dass das Wachs schmilzt und er ins Meer stürzt. Und auch in der Realität scheiterten Experimente mit Ballons anfangs noch grandios: Der erste Heißluftballon eines jungen Brasilianers fing 1709 bei seinem Jungfernflug in geschlossenem Raum Feuer und lief Gefahr, alles in Brand zu setzen, was er berührte. Es mussten beinahe 75 Jahre vergehen, bis die Weiterentwicklung der Brüder Montgolfier erfolgreich in die Lüfte aufstieg. Dann dauerte es wieder Jahre, bis 1852 eine noch schwerere Konstruktion vom Boden abhob: Das erste Gleitflugzeug der Welt des englischen Adligen Sir George Cayley fliegt – bemannt, aber ungesteuert. Bis dahin hatte der Ingenieur zahlreiche Studien betrieben und Abhandlungen erstellt. Unermüdlich führte er Versuche durch und bastelte an seinen Modellen. Im Gegensatz zu vielen anderen ging er der Sache wissenschaftlich auf den Grund und erarbeitete die Gesetze der Aeronautik. Dann war es soweit: Sein Gleiter rollte einen Hang hinab und hob ab. An Bord war der Sohn seines Bediensteten, der mit dem Fluggerät wieder sicher auf dem Erdboden landete.
Glaube an die Idee überwindet Rückschläge
Seine Erkenntnisse haben großen Einfluss auf die Fliegerei und sind die Grundlage für andere Luftfahrtpioniere. Doch erst gut 40 Jahre später gelang auch dem deutschen Otto Lilienthal ein bemannter Gleitflug. Lilienthal gilt als erster Mensch, der Gleitflüge absolvierte – nun kontrolliert und wiederholt. Er ließ Hügel als Abflugrampe aufschichten oder sprang mit seiner Konstruktion vom Sprungbrett in seinem Garten. Seine Forschungen über Tragflächen entlehnte er der Anatomie der Vögel, bis heute sind sie als physikalische Beschreibungen gültig. Tragischerweise kostete ihn seine Experimentierfreude 1896 das Leben, als er bei einem seiner Flüge abstürzte.
1903 waren es dann zwei Fahrradmechaniker aus Amerika, die dem Traum vom Fliegen noch ein Stückchen näher rückten: Die Brüder Wright bauten 1899 den ersten Doppeldecker-Gleitapparat, dessen Konstruktion bis heute Grundlage für den aerodynamisch kontrollierten Motorflug ist. An einem einsamen Strand in North Carolina schafften sie das Unmögliche: Ihr Motorflieger aus Holz, Stoff und Draht hob ab und hielt sich immerhin 59 Sekunden in der Luft. An Bord Orville Wright, der ganze 36,5 Meter weit flog.
Mit dem Flugzeug in die Moderne
Ab da macht das Flugzeug schnelle Fortschritte. 1907 startete ein Fluggerät senkrecht in die Luft und gilt als Vorläufer des Hubschraubers. 1939 setzte das erste Düsenflugzeug zum Testflug an und läutete damit die Epoche der Flugzeuge als Massenverkehrsmittel ein. Mit dem Dreamliner oder der Frachtmaschine Antonov sind heute gigantische Maschinen im Passagier- und Frachtbereich rund um den Erdball unterwegs.
Die Entwicklung des Flugzeugs ist eine Geschichte des unermüdlichen Forschens und des Glaubens an eine Idee. Sie erzählt von Mut und Innovationsdrang. Und sie geht weiter: Der Gedanke an das Reisen ins All beflügelt die Menschen. Die Vision von zivilen Flügen in den Weltraum rückt mit Unternehmen wie Virgin Galactic in greifbare Nähe, zumindest wenn der Weltraum-Tourist das nötige Kleingeld aufbringt. Auch wenn diese Vision fast an Ikarus denken lässt, zeigt sie, dass jede Generation ihre Pioniere hat, die ihre Ideen zum Fliegen bringen.