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Navigating the World of AI: Elsevier auf dem 5. Digital Future Science Match in Berlin

Wohin entwickelt sich Künstliche Intelligenz? Welche Implikationen ergeben sich für Gesellschaft und Politik? Welche ethischen Fragestellungen wirft der technische Fortschritt auf? Und in welchen Lebensbereichen wird Künstliche Intelligenz eine Anwendung finden? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des 5. Digital Future Science Match in Berlin, das Elsevier als Konferenzpartner begleitete. Dr. Jörg Hellwig, Analytical Product Manager bei Elsevier, trug mit seiner Präsentation unter dem Titel „Navigating the World of AI“ zum Hauptprogramm bei und stellte dem interessierten Fachpublikum die wichtigsten Erkenntnisse der Studie „Artifical Intelligence: How knowledge is created, transferred, and used“ vor.

Welche Entwicklungen lassen sich in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz innerhalb der letzten 20 Jahre beobachten?

Jörg Hellwig: Wir sehen einen deutlichen Anstieg der Publikationen weltweit, zunächst mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 5,3 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zu anderen Forschungsbereichen wächst die Forschung zur Künstlichen Intelligenz damit signifikant schneller. In den letzten fünf Jahren hat sich die Wachstumsrate mit 12,9 Prozent jährlich mehr als verdoppelt: 2017 wurden mehr als 60.000 Papiere veröffentlicht. Wir sehen damit eine deutliche Beschleunigung der Publikationsrate innerhalb des Forschungsfeldes.

Wenn wir uns das Wachstum der KI-Forschung in den letzten 20 Jahren ansehen, wird außerdem deutlich, dass politische Entwicklungen und technologische Durchbrüche mit quantitativen Veränderungen der Forschungsergebnisse einhergehen: Nach der Einführung des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union im Jahr 2007 sehen wir einen starken Anstieg an KI-Publikationen. Auch bei der Finanzkrise von 2008 ist eine Korrelation mit der Publikationsrate zu beobachten, die in den folgenden fünf Jahren stagnierte.

Welche Anwendungsbereiche konnten Sie bei der Analyse identifizieren?

Durch den Einsatz einer automatischen Clustering-Technik haben wir das gesamte Forschungsfeld in verschiedene Anwendungsbereiche unterteilen können. Insgesamt sahen wir sieben verschiedene Cluster wie Machine Learning und Neuronale Netze, die sich wiederum in verschiedene Anwendungsbereiche untergliedern. Bei alleiniger Betrachtung des europäischen Raums haben wir festgestellt, dass die Haupttreiber der hiesigen KI-Forschung die Felder „Computer Vision“ und „Search and Optimization“ sind. Diese beiden Bereiche haben in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnen können. Auf der anderen Seite fällt etwa in China auf, dass ein Schwerpunkt auf dem Bereich der Gesichtserkennung liegt.

Kann KI bei dieser Vielzahl an Anwendungsbereichen als Konzept klar definiert werden?

Im Rahmen unserer Analyse wurde deutlich, dass es bei der Diskussion über KI an gemeinsamen Begrifflichkeiten fehlt: Lehre, Forschung, Industrie und Medien meinen unterschiedliche Dinge, wenn sie über KI sprechen. Von knapp 800 Keywords, die wir identifiziert haben, werden nur sechs von allen vier Perspektiven bedeutungsgleich genutzt: Unter anderem gehören dazu Deep Learning, Machine Learning und Speech Recognition. Die größten Gemeinsamkeiten sehen wir zwischen den von Industrie und Lehre genutzten Begrifflichkeiten. Forschung und Medien hingegen teilen sich nur ein einziges Schlagwort.

Insbesondere in Deutschland scheinen ethische Fragestellungen in der Diskussion um KI eine zunehmend dominante Rolle einzunehmen. Stützt Ihre Analyse diese Beobachtung?

Unserer Analyse zufolge werden ethische Fragestellungen von KI hauptsächlich in den Medien thematisiert. Schlagworte, die sich diesem Bereich zuordnen lassen, finden wir fast ausschließlich in dieser Gruppe. Die Mehrheit der Experten ist sich jedoch einig, dass eine ethische Debatte zwischen allen beteiligten Gruppen dringend geführt werden muss. Wir stehen hier vor der Problematik, dass es für diese Debatte keine gemeinsame Begrifflichkeit gibt, die von allen Gruppen gleichermaßen genutzt wird. Daraus resultierende Missverständnisse können einen erfolgreichen gesellschaftlichen Dialog verhindern.

Die ethische Debatte ist wichtig. Um sie führen zu können, müssen allerdings alle Beteiligten die gleiche Sprache sprechen.

Was nehmen Sie vom Digital Future Science Match mit?

Wir beobachten zur Zeit eine Entwicklung, die unsere Gesellschaft so grundlegend verändern kann, wie kaum eine andere zuvor. Ich habe beim Science Match eine Menge fortschrittsorientierter und inspirierter Menschen kennen gelernt, die gleichermaßen die technische Entwicklung vorantreiben, aber auch die Technologie so ausgestalten möchten, dass sie zum Nutzen der Menschen wirken kann und unsere Leben verbessert. Mit unserem Bericht möchten wir dem weiteren Dialog eine Basis bieten.

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