Pressemitteilung -

Die Anzahl weiblicher Forscher in Deutschland ist in den letzten 5 Jahren um 25 Prozent gestiegen

Eine neue Studie von Elsevier bietet einen evidenzbasierten Überblick zur Geschlechterverteilung und Forschungsproduktivität in Deutschland

Berlin, 5. November 2015 - In den letzten 5 Jahren ist die Zahl an Forscherinnen stärker gewachsen als die der männlicher Forscher. In puncto Forschungsproduktivität bleiben Männer jedoch weiterhin führend. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie von Elsevier, welche morgen auf dem Europäischen Gender Summit in Berlin vorgestellt wird.

In der Frage, wie man die Kluft zwischen den Geschlechtern in der Wissenschaft überbrücken kann, fehlten in der Vergangenheit fundierte Daten über die Forschungsproduktivität unter Einbezug von Metriken zum Geschlechterverhältnis. Der Elsevier Report „Mapping Gender in the German Research Arena“ leistet einen neuen Beitrag zu dieser Debatte, indem er Daten zu der Geschlechterverteilung unter deutschen Forschern mit der Entwicklung ihrer Forschungsproduktivität kombiniert.

Zu den wesentlichen Erkenntnissen des Reports zählen:

  • In den letzten 5 Jahren ist die Zahl weiblicher Forscher um 25 Prozent gestiegen (2010: 43.728 und 2014: 54.742); bei männlichen Forschern lag der Anstieg bei 9,8 Prozent (2010: 111.605 und 2014: 122.593).
  • Weibliche Forscherin Deutschland sind weniger produktiv als ihre männlichen Kollegen (2,07 versus 2,34 Publikationen pro Jahr). Zudem wurden ihre Publikationen im Zeitraum von 2010 bis 2014 seltener zitiert (Zitationshäufigkeit 1,68 versus 1,75). 
  • Die Unterschiede in Bezug auf Publikationsproduktivität sind unter Forscherinnen und Forschern mit langjährigen Berufserfahrungen am geringsten. Unter deutschen Nachwuchswissenschaftlern ist die Produktivität männlicher Forscher 9,9 Prozent höher als die weiblicher Wissenschaftler; für Forscher in der Mitte ihrer wissenschaftlichen Laufbahn sind es 17,6 Prozent; die Prozentzahl sinkt auf 3,4 Prozent unter Forschern mit langjähriger Berufserfahrung.
  • In Deutschland sind wissenschaftliche Publikationen, die ausschließlich von Frauen geschrieben wurden, am häufigsten durch internationale Kollaborationen entstanden; Publikationen von geschlechtergemischten Teams sind interdisziplinärer als mono- gender Publikationen.
  • In männerdominierten Fachgebieten behandeln Wissenschaftlerinnen häufiger ähnliche Themen wie ihre männlichen Kollegen. In Fachgebieten mit einer ausgewogeneren Geschlechterverteilung neigen Frauen dazu, sich eher mit abweichenden Themen zu befassen.

Die Studie basiert auf einer neuartigen Methodik zur Analyse von geschlechtsspezifischen Fragen in der Forschung. Dafür wurden zwei Datenquellen miteinander kombiniert: Scopus, Elseviers Abstrakt- und Zitationsdatenbank, und Social Media Daten. Die Daten hinter den Analysen decken die Jahre 2010 bis 2014 ab.

Deutschland hat im europäischen Vergleich den geringsten Anteil an weiblichen Forschern1. Die Erkenntnisse des Reports geben Einblicke in immer noch bestehende Unterschiede. Darauf aufbauend können weitere Untersuchungen vorangetrieben werden, um zugrundeliegende Ursachen der Diskrepanzen zwischen männlichen und weiblichen Forschern zu identifizieren.

„Die Ergebnisse des Reports sollen deutsche Institutionen dazu anregen, ihre internen Strukturen auf diskriminierende Mechanismen, welche junge Forscherinnen auf ihrem Karriereweg behindern, zu überprüfen“, sagt Dr. Elizabeth Pollitzer, Mitbegründerin des Gender Summit und Portia Ltd, einer NGO, die sich für die Verbesserung von Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechterperspektive im MINT-Bereich einsetzt. „Das Potential von weiblichen und männlichen Forschern voll auszunutzen, wird den Output und die Qualität der Forschung in Deutschland maximieren.“

Angelika Lex, Vice President Academic Relations von Elsevier, fügt hinzu: „Über die Jahre hinweg haben uns die Gender Summits gezeigt, dass Geschlechtervielfalt in der Forschung zu soliderer Wissenschaft führt, wovon alle Teile der Gesellschaft profitieren. Wir sehen diese Studie als einen einzigartigen analytischen Beitrag, um Entscheidungsträgern zu helfen, zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, die Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft vorantreiben – ein Thema, welches erst kürzlich durch die Verabschiedung der UN-Ziele nachhaltiger Entwicklung2 unterstrichen wurde und für welches wir uns bei Elsevier und durch die Arbeit der Elsevier Foundation stark machen.“

„Mapping Gender in the German Research Arena” wurde durch das Elsevier Analytical Services Team, Teil von Elsevier Research Intelligence Solutions, entwickelt.


1 Figures 2012: Gender in Research and Innovation
2 SDG Ziel 5: „Achieve gender equality and empower all women and girls” 

Themen

  • Universität, Universitätskolleg

Kategorien

  • analytische reports zur forschungslandschaft

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