Pressemitteilung -

Nach Brexit ist Sicherung von Forschungsgeldern durch britische Regierung und wissenschaftliche Einrichtungen oberste Priorität für Forscher – Umfrage von Elsevier und Ipsos MORI

London, 23. November 2017 – Während Großbritannien seinen Austritt aus der EU verhandelt, fordern dort lebende Forscher von der britischen Regierung, die finanzielle Förderung der Wissenschaft auch nach dem Brexit sicherzustellen. Laut einer Umfrage von Elsevier und Ipsos MORI wollen 90 Prozent der Forscher in Großbritannien, dass die Regierung alle europäischen Forschungsgelder, die für ihre wissenschaftlichen Einrichtungen nach dem Brexit nicht mehr zugänglich sein werden, durch eine entsprechende nationale Finanzierung ersetzt. Eine deutliche Mehrheit der Forscher weltweit ist sich darüber hinaus einig, dass Großbritannien die derzeitige freizügige Mobilität für europäische Forscher, die in Großbritannien arbeiten wollen, beibehalten sollte.

Die Umfrage unter dem Titel „BREXIT: Chancen und Herausforderungen für Forscher weltweit“ (BREXIT: Global researchers’ views on opportunities and challenges) misst die Meinung von mehr als 2.000 Forschern weltweit zu den Auswirkungen des Brexit auf die Wissenschaftsgemeinschaft. Die Befragung wurde gemeinsam durch das Information-Analytics-Unternehmen Elsevier und das Marktforschungsinstitut Ipsos MORI durchgeführt. Forscher erwarten durch den Brexit negative Folgen für den Forschungsbereich. Wichtiger ist aber, welche Strategien sie zur Erhaltung eines dynamischen Forschungssektors in Großbritannien und der EU für die Zeit nach dem Brexit vorschlagen.

„Um eine informierte Entscheidungsfindung in Wissenschaft und Politik zu ermöglichen, müssen wir zunächst wissen, welche konkreten Maßnahmen Forscher als Reaktion auf den Brexit in den Bereichen Finanzierung, Mobilität und Zusammenarbeit erwarten,“ sagte Dr. Nick Fowler, Chief Academic Officer bei Elsevier. „Es ist nicht verwunderlich, dass Forscher Bedenken im Hinblick auf die Folgen des Brexit haben. Diese Umfrage jedoch bietet Entscheidungsträgern tiefergehende Einblicke in die Prioritäten von Wissenschaftlern innerhalb und außerhalb Großbritanniens.“

Vor dem Hintergrund, dass EU-Gelder für die britische Wissenschaft mit dem Brexit zu versiegen drohen, unterstützen Forscher weltweit – und insbesondere in Großbritannien – die Erschließung alternativer Finanzquellen. Gleichzeitig aber erwarten 78 Prozent der Forscher in Großbritannien, dass die Europäische Union dem Land weiterhin in gleicher Weise wie den in der EU verbleibenden Ländern Zugang zu den EU- Fördermitteln „Horizon 2020/FP9“ ermöglicht. Zudem befürworten 54 Prozent der Forscher weltweit die Gründung einer globalen Forschungseinrichtung nach dem Vorbild des European Research Council.

„Bereits seit einiger Zeit ist Unsicherheit in Bezug auf den Brexit und dessen Folgen für die Forschungsgemeinschaft in der EU und in Großbritannien ersichtlich“, sagt Andrew Johnson, Director of Social Research bei Ipsos MORI. „Inzwischen werden mit Nachdruck Lösungen und Maßnahmen zur Minimierung der Risiken diskutiert. Ganz ohne Frage haben Forscher diesbezüglich Vorstellungen, die berücksichtigt werden sollten.“

Neben der Finanzierung wünschen sich Forscher, dass die britische Regierung den Erhalt der grenzüberschreitenden Mobilität priorisiert. 90 Prozent der britischen Forscher fordern, dass die britische Regierung die derzeitige Freizügigkeit für europäische Forscher sicherstellt, die in Großbritannien arbeiten möchten. Unterstützung findet diese Forderung auch bei Forschern innerhalb (80 Prozent) und außerhalb (70 Prozent) der EU. 72 Prozent der Forscher weltweit wünschen sich einfachere Verfahren für die Beantragung von Visa und der britischen Staatsbürgerschaft für EU- Forscher.

Ähnliches gilt für das eng mit der Mobilität verbundene Thema Kooperationen: 66 Prozent der Forscher weltweit möchten, dass die britische Regierung bilaterale Forschungskooperation mit EU-Ländern aufrechterhält bzw. ins Leben ruft. 69 Prozent sind der Meinung, dass es ebenfalls Kooperationen mit Ländern außerhalb der Europäischen Union geben muss.

In Bezug auf die aus ihrer Sicht wichtigsten Maßnahmen von Universitäten nach dem Brexit nannten die in Großbritannien lebenden Forscher vor allem Partnerschaften mit EU-Universitäten (49 Prozent), gefolgt von der Rechtsberatung für EU-Mitarbeiter (47 Prozent) und der Einrichtung einer Informations- und Unterstützungsstelle für Brexit-Fragen (47 Prozent).

Technische Anmerkung: Die Umfrage zielt darauf ab, Fragen zum Thema Brexit, die direkt von der Forschungsgemeinschaft kommen, in quantitativer Form zu beantworten. Sie war daher u.a. auf qualitativen Interviews mit Wissenschaftsmanagern gestützt. Die Umfrage wurde in zwei Zeiträumen durchgeführt: Mai und Oktober 2017. Sie beinhaltete jeweils mehr als 25 Fragen und richtete sich an mehr als 2.000 Befragte weltweit. Die hier zitierten Ergebnisse stammen aus der Umfrage im Oktober 2017. Insgesamt wurden 2.170 Interviews mit Forschern in Großbritannien (1.242), innerhalb der EU (452) und weltweit (476) geführt. Die Umfrage wurde zwischen dem 29. September und 17. Oktober 2017 unter aus der Elseviers Datenbank „Scopus“ willkürlich ausgewählten Teilnehmern online durchgeführt. Die Teilnehmer wurden nach Herkunftsland und Forschungsschwerpunkt ausgewählt. Der Anteil an britischen Forschern wurde gezielt überproportioniert. Die Daten wurden so gewichtet, dass sie der OECD-entsprechenden geographischen Verteilung von Forschern weltweit entsprechen. 

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