Pressemitteilung -

Trotz dringender Notwendigkeit umfasst die Katastrophenforschung nur 0,22 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen weltweit

Eine neuer Bericht von Elsevier misst die weltweite Forschungsleistung im Bereich der Katastrophenforschung

Amsterdam, 20. November 2017 – Obwohl die zunehmende Häufigkeit von Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Unglücken auf der ganzen Welt zu erheblichem Verlust von Leben und Eigentum führt, macht die Katastrophenforschung nur einen Bruchteil der weltweiten wissenschaftlichen Publikationen aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des internationalen Information-Analytics-Unternehmens Elsevier.

Der Bericht zeigt außerdem, dass Länder mit der höchsten Zahl an Todesopfern durch Naturkatastrophen tendenziell Länder mit geringem Einkommen sind und nur wenig wissenschaftliche Publikationen hervorbringen – in der Katastrophenforschung wie auch insgesamt. Länder, die eine höhere Forschungsleistung sowohl insgesamt als auch in der Katastrophenforschung vorweisen, sind in der Regel einkommensstarke Länder, die aus Katastrophen die größten volkswirtschaftlichen Schäden davontragen.

Das sind einige der Ergebnisse, die in dem neuen Elsevier-Bericht „A Global Outlook on Disaster Science“ vorgestellt werden.

Dr. Takako Izumi, Associate Professor der Tohoku University, International Research Institute of Disaster Science (IRIDeS) und Direktor des APRU Multi-Hazards Programms, sagte: „Die Auswirkungen von Katastrophen nehmen zu, wie die verheerenden Unwetter, Wirbelstürme, Überschwemmungen und Erdbeben in den USA, Mexiko und der Karibik kürzlich verdeutlicht haben. Die Wissenschaft spielt eine entscheidende Rolle im Katastrophenmanagement, jedoch werden Erkenntnisse nicht immer ausreichend in die Praxis übertragen. Es ist unerlässlich, dass wir die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Fachkräften und Politikern stärken, um lokale Gegebenheiten besser zu verstehen und die Forschung gemeinsam mit Ländern, die einem besonders hohen Katastrophenrisiko ausgesetzt sind, voranzutreiben.“

Dr. Izumi gehört zu den zehn Experten, die ihre Expertise bei der Einordnung der im Bericht vorgestellten Methodologie und Daten zur Verfügung stellen.

Basierend auf Scopus-Daten analysiert die Studie mehr als 27.000 wissenschaftliche Publikationen der Katastrophenforschung, die zwischen 2012 und 2016 veröffentlicht wurden. Sie bietet einen evidenzbasierten Überblick über das Forschungsfeld und liefert Erkenntnisse, durch die politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen auf lokaler und globaler Ebene verbessern können.

Die Ergebnisse werden anhand von Messindikatoren der Forschungsaktivität (Ausstoß, Einfluss und Spezialisierung) für die Katastrophenforschung, der vier Phasen des Katastrophenmanagement- Zyklus (Prevention/Prävention, Preparedness/Vorbereitung, Response/Bewältigung, Recovery/Wiederherstellung) sowie den zehn Katastrophentypen laut Definition des Global Sendai Framework for Disaster Risk Reduction aufbereitet. Dieses wurde 2015 von 187 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet1.

Eine Gruppe aus zehn international anerkannten Katastrophenforschern aus Partnerorganisationen wurde damit beauftragt, die wissenschaftlichen Datensätze zu identifizieren und zu definieren, die in die Analyse eingeflossen sind.

Die Länder Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Großbritannien und die USA wurden als Vergleichsländer für den Bericht ausgewählt.

Allgemeine Befunde (2012-2016):

  • Es gab 27.273 wissenschaftliche Publikationen im Bereich der Katastrophenforschung, die insgesamt 0,22 Prozent der weltweiten wissenschaftlichen Veröffentlichungen ausmachten. 
  • Es existieren mehr wissenschaftliche Beiträge zu Prävention (17.598) und Vorbereitung (15.125) als zur Bewältigung (11.623) und Wiederherstellung (3.671).
  • Über alle zehn Katastrophentypen hinweg ist der Forschungsstand zu geophysikalischen Katastrophen am umfangreichsten (9.571 Publikationen).
  • Geophysikalische (9.571), meteorologische (6.767), chemische und radiologische (6.445) sowie hydrologische (6.237) Katastrophen weisen jeweils mehr als 5.000 Publikationen auf.

In Bezug auf die zehn Vergleichsländer (2012-2016):

  • China veröffentlicht die meisten Beiträge zur Katastrophenforschung insgesamt (6.301) sowie zur Prävention (4.416).
  • Die USA veröffentlichen die meisten Beiträge zu den Katastrophenmanagement-Phasen Vorbereitung (3.677), Bewältigung (3.312) und Wiederherstellung (1.056). 
  • Katastrophen verursachen in Japan den höchsten wirtschaftlichen Schaden im Verhältnis zum BIP und den höchsten relativen Forschungsaktivitätsindex in der Katastrophenforschung. Ganze 0,66 Prozent der japanischen Forschungsleistung entfallen auf die Katastrophenforschung – das ist dreimal so viel wie der Anteil der globalen Forschungsleistung in diesem Bereich mit 0,22 Prozent.
  • Mexiko und Brasilien haben mit 8,93 bzw. 2,94 den größten Einfluss (Impact) in der Katastrophenforschung. Dies liegt vorrangig an internationale Kooperationen. Dahinter folgen Frankreich (2,53), Deutschland (1,96), Italien (2,44) und Großbritannien (2,11).

„Es gibt einen gemeinsamen Aufruf zur weltweiten Zusammenarbeit und Vernetzung von Wissenschaftlern, Politikern und Fachkräften und zur allgemeinen Stärkung der Kapazitäten in der Katastrophenforschung,“ sagte Dr. Anders Karlsson, Vizepräsident Academic Relations, Global Strategic Networks bei Elsevier. „Auf diesen Wunsch hat Elsevier, gemeinsam mit unseren Partnern und Experten und im Einklang mit den Zielen des Sendai Framework, mit der hier vorliegenden quantitativen Analyse der Katastrophenforschung reagiert.“

Der Bericht ist Bestandteil von Elseviers anhaltendem Engagegment zur Unterstützung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN SDGs). Er folgt auf die Berichte „Sustainability in the Global Research Landscape“ und „Gender in the Global Research Landscape“ sowie Beiträgen zum SDG Resource Center der RELX Group.

Der Bericht basiert auf Scopus-Daten von Elsevier, ergänzt durch Daten aus dem Global Assessment Report on Disaster Risk Reduction Cycle 2015, dem IFRC 2015 Disaster Report und weiteren Quellen wie der Weltbank und dem Taiwan Statistical Data Book.


1 Die UNO initiierte die Verabschiedung des "Sendai Framework for Disaster Risk Reduction 2015-2030" durch 187 Mitgliedsstaaten. Das Rahmenwerk fordert eine stärkere Rolle von Wissenschaft und Technologie bei der praktischen Risikominderung sowie bei der Unterstützung der Bewältigung von und Wiederherstellung nach Katastrophen. Das Sendai Framework verbindet Forschung mit wesentlichen Schwerpunkten wie dem Verständniss von Katastrophenursachen, Investitionen in die Widerstandsfähigkeit und der Stärkung der Regierungsführung. Die zehn Katastrophentypen, die das Sendai Framework definiert, sind: geophysikalisch, meteorologisch, chemisch & radiologisch, hydrologisch, biologisch, klimatologisch, technologisch, ökologisch, Transport, außerirdisch. 

Themen

  • Universität, Universitätskolleg

Kategorien

  • analytische reports zur forschungslandschaft