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Gastbeitrag: Warum #vanlife nachhaltiger ist als #houselife

Viktoria Schmidt, genannt Viki, ließ ihre Stelle als Architektin und ihre Familie in Dithmarschen hinter sich, um zu reisen. Für das Ethletic-Forum schreibt sie auf, warum ihr Lebensstil nachhaltig ist – und welche Tipps sich auch für Menschen mit festem Wohnsitz eignen könnten … Danke, Viki!


Name:
Viki

Geboren: 1990 in Kasachstan

Beruf: Architektin

Bulli: Vanilla

Hund: Cleo

auf Tour seit: Sommer 2017

Blog: www.vanillaicedream.com


Minimalismus „on the road“: Viki und Cleo im ausgebauten Van.

Ich reise und lebe nun schon seit über einem Jahr in meinem selbst ausgebauten VW Bulli durch Europa, nebenberuflich bin ich Hobby-Öko und Weltverbesserer. Das Thema Nachhaltigkeit hat einen sehr großen Stellenwert für mich und ich richte meinen Alltag so gut wie möglich danach aus. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Mitmenschen mich gerade dafür belächeln: „Nachhaltig sein wollen, aber täglich Diesel verbrennen: Das passt doch nicht zusammen!“, ist der Haupt-Kritikpunkt.
Sicher, ein Camper ist nicht das umweltfreundlichste Fortbewegungsmittel. Nicht jeder nachhaltig denkende Mensch muss aber gleich als Selbstversorger in einer einsamen Hütte im Wald leben. Ich lebe in meinem Bus, und ich lebe dennoch nachhaltig! Warum das berühmt berüchtigte Vanlife trotz zahlreicher gefahrener Kilometer immer noch nachhaltiger sein kann als das klassische Leben in einem Haus zeige ich hier.

Spritverbrauch

Ja, mein Zuhause tankt Diesel. Im letzten Jahr bin ich ca. 30.000 km gefahren. Damit liege ich höher, als der deutsche Durchschnittsfahrer mit 10.000 – 20.000 km. Diese Zahlen sind schwierig miteinander zu vergleichen, da ich in diesem Jahr keinen Arbeitsweg hatte, in der deutschen Durchschnittsrechnung aber auch keine Reisefahrten (geschweige denn Flüge) eingerechnet wurden.

Der individuelle Kraftstoffverbrauch und der damit verbundene Schadstoffausstoß hängen von vielerlei Faktoren ab, sodass ich hier kein pauschales Urteil wagen möchte, welcher Lifestyle in jedem Fall nachhaltiger ist. Wie jedoch auch im Alltag, gibt es im Vanlife die Möglichkeit, seinen Spritverbrauch gering zu halten.

Ressourcen für den Bau

Auch wenn der Bau eines Vans (oder eines anderen Automobils) sehr viele Ressourcen verschlingt, so ist es denke ich klar, dass der Bau eines Hauses deutlich mehr Ressourcen verbraucht. Außerdem hatte ich, zumindest beim Ausbau, die volle Kontrolle darüber, welche Materialien ich verwende und welche eben nicht. Das ist zwar theoretisch auch beim Neubau eines Hauses der Fall, aber der Ausbau eines Vans ist doch viel überschaubarer, so dass es leichter fällt, hier konsequent nachhaltige Materialien zu wählen.

Wasser- & Energie

Der Verbrauch aller weiteren Ressourcen ist jedoch deutlich geringer. Am anschaulichsten wird das am Beispiel von Wasser und Energie.

Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf in Deutschland beträgt täglich ca. 122 Liter. Da kann ich nur Staunen: Mit 40 Litern Wasser komme ich eine ganze Woche aus.

Auch beim Energieverbrauch kann das Vanlife eindeutig punkten. Nicht nur, dass für das Leben im Van aufgrund der wesentlich geringeren Fläche viel weniger Energie für Heizung und elektrische Verbraucher aufgewandt werden muss, meine Energie produziere ich außerdem autark. Während der Fahrt lädt meine Lichtmaschine die Zweitbatterie meines Vans, zwei kleine Solarmodule nutze ich, wenn ich länger stehe. So habe ich endlos guten Strom für meine Verbraucher, ganz ohne schlechtes Gewissen.

Kein Platz für Konsum

Eine neue Tagesdecke fürs Schlafzimmer, ein schöner Sessel für die Leseecke und Vintagevorhänge vom Lieblingsdesigner. Wir haben einen Drang unser Zuhause zu dekorieren, umzugestalten und besser auszustatten. Der Platz im Bus ist begrenzt.

Ich kann es mir nicht leisten, unnötigen Schnickschnack mit mir herumzufahren, und mache damit der Konsumgesellschaft einen Strich durch die Rechnung.

Und wenn ich dann doch etwas kaufe, dann bevorzugt Second Hand.

Lebensmittel

Im Camper ist nur Platz für einen kleinen Kühlschrank. Man kauft also bewusster ein und umgeht das Problem etwas im Kühlschrank zu vergessen, weil es außer Sicht liegt. Ich würde behaupten, dass im Bus weniger Lebensmittel weggeworfen werden, als in einem konventionellen Haushalt.

Selbst gemacht

Wer seinen Bus selbst ausgebaut hat, verfügt über das Wissen und die Macht, Dinge selbst in Stand zu setzen. Anstatt Sachen, die kaputt sind, einfach wegzuschmeißen und neu zu kaufen (das absolute Gegenteil von Nachhaltigkeit), werden die Dinge repariert. So hat man nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch viel länger Freude an den Teilen, die man bewusst ausgewählt hat und die einem am Herzen liegen.

Mehr Zeit

Hausputz, Gartenarbeit, Mülltonnen rausbringen. Viel Arbeit, die in einem normalen Haushalt anfällt, kann ich mir im Bus sparen oder sie eben viel schneller erledigen. Ein Quadratmeter Boden ist eben schneller gewischt als 100m², und da alles so kompakt ist, bin ich nach spätestens 15 Minuten fertig (und verbrauche dabei außerdem kaum Putzmittel). Ich gewinne damit wichtige Zeit, die ich dann dafür investiere, bewusster zu Leben.

Ich kaufe ein auf dem Markt oder lasse mir Zeit beim Auswählen meiner verpackungsfreien Produkte im Supermarkt. Ich sortiere meinen Müll oder räume auch mal die Umgebung auf an dem Ort, an dem ich geparkt habe.

Ich habe Zeit meine Kosmetik selbst herzustellen oder Schmuck aus Muscheln zu basteln, die ich am Strand aufgesammelt habe.

Nachhaltig reisen

Außerdem reise ich nachhaltig. Ich nehme mir Zeit, eine Gegend kennenzulernen und ich versuche, alle Orte so zu bereisen, dass ich theoretisch nie mehr zurück kommen müsste. Ein Hin- und Rückflug von Deutschland nach Thailand produziert die Hälfte an CO²-Emissionen, die ich in einem ganzen Jahr produziert habe. Wie viele Freunde hast du, die in den letzten Jahren für einen Urlaub dort waren?

Fazit

Dass mein Haus auf Rädern Erdöl frisst, ist nicht nachhaltig, und das möchte ich auch nicht schön reden. Was ich aber sagen will ist, dass die Lebensweise im Ganzen gesehen werden sollte, bevor geurteilt wird – und da bin ich schon der Meinung, dass es in einem Bus deutlich leichter ist, ressourcenschonend und nachhaltig zu leben, als in einem Haus oder einer Wohnung.

Mehr von meinen Reisen und dem Leben im Bus findet ihr auf www.vanillaicedream.com oder auf meinem Instagram Account als vanilla.icedream.

Redaktion: Annika Langhagel

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