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Design your Career: Die eigene Karriere wie eine Marke entwickeln

Wie erreiche ich mein berufliches Ziel? Einen eigenen Weg zu finden und zu beschreiten, eine Strategie zu entwickeln, die zu einem passt, ist gar nicht so leicht. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit der Führung von Marken. Nebenbei habe ich eine Coaching-Ausbildung absolviert – natürlich in meiner Selbstfindungsphase. Und ich habe festgestellt: Einige Prinzipien der Markenführung sind auch für die eigene Karriereplanung hilfreich.

Selbsterkenntnis – leider wichtig.

Um eine Marke erfolgreich zu führen, muss man ihre Identität erkennen. Also das, wofür sie im Kern steht. Das ist das Kapital, mit dem Marketingexperten arbeiten. Die Marke Nivea steht zum Beispiel für Pflege, menschliche Nähe und Natürlichkeit. Die Marke L’Oreal hingegen steht für Inszenierung und Glamour. Die Kernidentität solch starker Marken kann man kaum ändern. Eine Kampagne für Nivea mit coolen Glamourgirls wird nicht passen; genau so wenig, wie eine L’Oreal-Kampagne mit Mutter-Kind-Szenario in vorstädtischem Ambiente. Das Gleiche gilt für uns Menschen: Wenn die Lücke zwischen unseren Fähigkeiten und Bedürfnissen und unserem adoptierten Lebensstil zu groß wird, werden wir nicht dahin gelangen, wo wir hin wollen. Von Markenführung können wir lernen nüchtern auf das, was ist, zu schauen und das eigene Kapital zu erkennen. Erst aus einem klaren Selbst-Bewusstsein heraus können wir unsere Karriere erfolgreich planen. Ganz richtig sagte Friedrich Nietzsche: „Werde wer Du bist.“

Stärken haben mehr Potenzial als Schwächen

Wir verbringen zu viel Lebenszeit damit, über unsere Unzulänglichkeiten nachzudenken – und mit dem Versuch, sie zu beheben. Das ist verschwendetet Zeit. Erstens macht es keinen Spaß, zweitens bekämpfen wir uns dabei selbst, statt uns zu fördern und drittens verpassen wir dabei, unsere Stärken auszubauen. Auch Marken machen manchmal den Fehler, die Schwächen einer Marke bekämpfen zu wollen. Um bei dem Nivea-Beispiel zu bleiben: Vor ein paar Jahren hat Beiersdorf versucht, der Marke einen stärkeren Beauty-Appeal zu verleihen. Denn da schneidet Nivea im Vergleich zu anderen Kosmetik-Marken schwächer ab. Das Unternehmen hat sehr viel Mühe und Geld investiert – mit verheerenden Folgen. Zum ersten Mal in der über 100-jährigen Geschichte der Marke ging der Umsatz weltweit zurück. Denn das Kapital von Nivea ist die Natürlichkeit, die Nähe, das Pflegende. Es hat Nivea zu der erfolgreichsten Pflegemarke der Welt gemacht und zu der Marke, die das höchste Vertrauen genießt – nicht nur unter Pflege- und Kosmetikmarken. Wenn wir uns beruflich entwickeln wollen, sollten wir die Markenführungs-Regel „auf Stärken setzen“ befolgen. Das Leben ist erfolgreicher und viel lebenswerter, wenn wir uns mit unseren Stärken beschäftigen und diese nutzen. IKEA würde sagen: „Kämpfst Du noch, oder lebst Du schon“?

Der Sinn liegt woanders

Markenführung ist keine Rocket Science und die Menschen, die sich damit beschäftigen keine Nobelpreisträger. Damit das nicht auffällt, werden alle paar Jahre neue Begriffe lanciert. Sie sind meistens ein neues Label für eine alte Wahrheit. In den letzten Jahren ist der Begriff  Purpose en vogue. Marken brauchen einen Zweck. Das ist nicht wirklich neu. Denn um für uns relevant zu sein, mussten Marken schon immer einen Zweck erfüllen. Zuvor nannte man das Mission Statement oder Value Proposition. Die einfache Regel dahinter ist: Um erfolgreich zu sein, müssen Marken einen Nutzen haben – einen sinnhaften Beitrag leisten. Diesen zu entdecken und zu formulieren, ist die zentrale Aufgabe der Markenführung. Und auch hier können wir hinsichtlich unserer Karriereplanung von Markenführung lernen. Denn im Beruf sind wir oft auf der Suche nach dem Sinn und Zweck und stellen uns bei der Sinnsuche selbst in den Mittelpunkt. Wir fragen uns: Was ist für mich sinnvoll? Das ist eine legitime Frage, aber in sich selbst Sinn zu finden ist nicht so einfach. Den Sinn oder Zweck unseres Lebens finden wir oft auch außerhalb unseres Selbst. Er liegt in dem was wir tun, was wir beitragen. Wenn Markenstrategen den Purpose definieren, fragen sie nicht, was für die Marke Sinn ergeben würde. Sie fragen, welchen Sinn ihr Angebot hat, welchen Beitrag die Marke für die Menschen oder für die Welt leistet. Was wir von Marken für die Karriereplanung lernen können ist also, den Blick nicht nur nach innen, sondern nach außen zu richten. Das hat schon vor Jahren der Medienwissenschaftler Professor Norbert Bolz festgestellt, als er schrieb: „Wir stellen uns in den Mittelpunkt und stehen uns selbst im Weg.“

Autorin:

Julika Prenzel ist Executive Strategy Director bei der Marken- und Designagentur Superunion Germany. Sie ist Expertin für Employer Branding und Markenberatung und hat eine Coaching-Ausbildung gemacht.

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