Blog-Eintrag -

​Die Zukunft gehört den Kollaborationen. Oder?

Die Kollaboration zwischen Startups und etablierten Playern war eines der vorherrschenden Themen der diesjährigen FinForward, der Fachkonferenz der Fintech Week, die am 18. Oktober 2018 in Hamburg stattfand. Aber sind gelingende Partnerschaften so einfach, wie oft dargestellt? Ich glaube, ganz so simpel ist es nicht.

Oft heißt es „Die Zukunft gehört den Kollaborationen“, „Startups und etablierte Player ergänzen sich optimal“ bis hin zu „Das Eingehen von Partnerschaften ist die einfachste Art, relevante Antworten auf die Herausforderungen in der digitalen Ära zu finden“.

Ich wage zu bezweifeln, dass das Eingehen gelingender Partnerschaften wirklich so einfach ist, wie es häufig und auch auf der FinForward wieder dargestellt wird. Denn was wir aus dem Scheitern der meisten M&A-Bemühungen in der Vergangenheit lernen konnten, gilt auch im Bereich der Kollaboration zwischen Startups und etablierten Unternehmen: Die Kultur entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Bei beiden Unternehmungen stehen menschliche Beziehungen im Kern der Aktivitäten. Und langfristig funktionierende Beziehungen benötigen ein starkes Fundament geteilter Wertvorstellungen. Es treffen unterschiedliche Glaubenssätze, Erfahrungswerte, Verhaltensweisen und Persönlichkeiten aufeinander, für die es einen gemeinsamen Nenner zu finden und zu definieren gilt. Ja, durch APIs können sich FinTechs einfach an Banken anschließen. Es bedarf aber weiterhin der Zusammenarbeit, des Austauschs und der Kommunikation.

Ich glaube, dass der Prozess der ersten Annäherung potentieller Partner sowie der Aufbau gemeinsamer, nachhaltiger Lösungen sorgfältig moderiert werden muss. 

Zu erörtern sind Fragen wie: Was sind übergreifende, geteilte Ziele oder gar Visionen? Wie sieht eine erfolgreiche Win-Win-Situation aus? Wie werden Fähigkeiten optimal ergänzt, um einzigartige Lösungen zu kreieren und wie stellt man sich eine gelungene Zusammenarbeit überhaupt vor?

Es gibt einen gewissen Konsens unter Entscheidern aus dem Bereich Finanzwesen, was Erfolgsfaktoren für gelungene Kollaborationen angeht. Ich teile die folgenden Thesen:

  1. Die Führungsriege muss den Wert der Zusammenarbeit sehen und ein Gelingen voll und ganz unterstützen. Nur mit dieser starken Motivation der Führungsebene kann der oft ermüdende Umgang mit Compliance-Vorschriften überstanden werden und eine für alle Involvierte als sinnvoll erachtete Partnerschaft in die Tat umgesetzt werden.
  2. Der Austausch auf Augenhöhe ist zwingende Voraussetzung. Eine Kooperation zwischen kleinen und großen Unternehmen ist per se eine Situation der Ungleichgewichte. Man profitiert ausschließlich dann voneinander, wenn es eine hohe Bereitschaft aller Beteiligten gibt, voneinander lernen zu wollen und sich als gleichwertige Akteure zu begegnen. Unverbesserlich auf der eigenen Position zu beharren, lässt das Unterfangen schneller scheitern, als jemand die Augenbraue hochziehen kann.
  3. Es geht um Experiment und Wette. Die Motivation also mit Neugierde und Offenheit mögliche zukünftige Partner aufzuspüren und immer wieder Möglichkeiten der Zusammenarbeit durchzudenken, zu diskutieren und anzugehen.

Ein Beispiel

Diese Faktoren unterstützen den Aufbau relevanter Plattformen, die etwas Größeres ermöglichen, als die Summe ihrer Teile. Ein gutes Beispiel dafür ist meiner Meinung nach die Haspa (Hamburger Sparkasse). Sie zeigt, dass derzeit viele regionale Player auf der Suche nach Partnern für die Entwicklung von Lösungen sind, die fest in der Lebenswelt der Kunden verankert sind. Mitte 2017 launchte die Bank „kiekmo“ einen Nachbarschaftsservice, der Neuigkeiten aus dem Kiez, ein lokales schwarzes Brett sowie Schließfach-Stationen anbietet. Dafür wurden Partnerschaften mit Frischepost, einem Hamburger Online-Hofladen, sowie Rindchen's Weinkontor eingegangen. Lebensmittel- oder Wein-Bestellungen können ganz bequem ins kiekmo-Schließfach in der Haspa Filiale geliefert werden. Die Bank legt so den Grundstein für ein langfristiges Bestehen am Markt, indem es die Haspa in den (digitalen) Kiez hineinträgt und so Beziehungen mit derzeitigen Nutzern stärkt und den Kontakt zu potentiellen zukünftigen Nutzern bereits heute aktiv sucht. Denn während Banking immer eine Daseinsberechtigung haben wird, ist die Zukunft einer einzelnen Bank zu einem Großteil ungewiss. Smarte Partnerschaften helfen Unternehmen, diesen Unsicherheiten gewappnet und selbstbewusst zu begegnen.

Autorin
Kathleen Ix, Innovation Director bei Superunion Germany in Hamburg

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