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​Eine Reise in die Zukunft: Von Innovation aus dem Reich der Mitte und dem Talent von morgen

Für die Brand Academy war Kathleen Ix, Strategy & Innovation Director bei Superunion für vier Wochen als Gastlektorin in China tätig. Ein Bericht über ihre Eindrücke vom Land des Lächelns, Innovationen aus China und wieso der Aufenthalt für sie ein Wake-Up-Call war.

Im chinesischen Hangzhou unterrichtete Kathleen Ix im vergangenen Monat 16 Studierende der China Academy of Arts. Im dreiwöchigen Blockmodul„Consumer Insights & Psychology“ brachte sie den Studierenden des Studiengangs „International Brand Communication“ die Grundlagen der Konsumentenpsychologie bei. Der Austausch entstand in Zusammenarbeit mit der Brand Academy Hamburg, die seit 2014 den Masterstudiengang in Hangzhou und Hamburg anbietet. 

Mit einer Einführung in die Grundlagen qualitativer und quantitativer Forschung bereitet Kathleen ihre Studenten auf die Entwicklung ihrer eigenen Markenstrategie und -konzepte vor. „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, wie sich Meinungen formen, wie Kaufprozesse ablaufen und wie die Entscheidungsfindung beeinflusst werden kann. Unser Fokus lag dabei vor allem auf dem oft unbewusst ablaufenden Konsumverhalten,“ beschreibt Kathleen den Kurs. Für die Innovationsexpertin, die seit 2017 bei Superunion tätig ist, war die Aufgabe als Gastlektorin kein Neuland. In den vergangenen zwei Jahren hat Kathleen bereits mehrere Gastvorträge an verschiedenen Hochschulen gehalten und leitete darüber hinaus einen Innovationsworkshop mit der Brand Academy, der Ende 2017 bei Superunion stattfand. Sie erklärt ihren persönlichen Beweggrund für ihr Engagement in der Bildung:„Während meines Studiums fand ich es selbst immer total interessant und lehrreich, wenn jemand aus der Praxis über eigene Erfahrungen berichtet hat. Als Student kann man so tolle Inspiration für das spätere Berufsleben sammeln.“ Heute hofft sie mit ihren Insights und Erfahrungen, die Talente von morgen für die Arbeit in der Agenturwelt zu begeistern.

Innovation Made in China

Etwas komplett Neues für Kathleen war dafür die Reise in das Reich der Mitte: „Ich war noch nie in Asien bzw. China. Für mich war es deshalb eine großartige Gelegenheit, dieses für mich unbekannte Land, über das man so viel liest, zu entdecken und kennenzulernen.“ Mit neun Millionen Einwohnern ist Hangzhou die Hauptstadt der Provinz Zhejiang im östlichen China. Als aufstrebende Technologie-Hochburg und Heimat des E-Commerce-Giganten Alibaba, ist Hangzhou seit Jahrzehnten eine der angesehensten und wohlhabendsten Städte Chinas. „Hangzhou bietet viele grüne Oasen inmitten der Stadt. Was mich jedoch am meisten überrascht hat, ist wie fortschrittlich und modern die Region ist,“ beschreibt Kathleen ihren Eindruck der Millionenstadt. Besonders auffällig: Die weiterentwickelte urbane Mobilität sowie die Bedeutung von QR-Codes und mobilem Bezahlen – im dortigen Lifestyle nahtlos eingebettet. Sei es im Restaurant, wo die Speisekarte ausschließlich über QR-Codes zugänglich ist oder beim Buchen eines der vielen Elektrofahrzeuge, die das Stadtbild prägen.

„Für mich war der Aufenthalt ein Wake-Up-Call. China ist dem europäischen Markt ein-zwei Schritte voraus und auf dem besten Weg, eine Vorreiterrolle einzunehmen, besonders was Zukunftstechnologien angeht“, so Kathleen. Innovationen aus China setzen sich mittlerweile auch im europäischen Markt durch, vor allem durch die Kooperationen zwischen europäischen und chinesischen Unternehmen. Passendes Beispiel ist die Partnerschaft von Wirecard mit Alipay. Das in München ansässige Unternehmen bietet in deutschen Geschäften wie Rossmann, DM und Müller sowie in großen Kaufhäusern nun auch Alipay als Zahlungsmethode an und richtet sich damit – noch – primär an chinesische Touristen. Ein deutliches Zeichen für Alibabas Vorsatz, auch in ausländischen Märkten Fuß zu fassen und dem Marktführer Amazon somit direkte Konkurrenz zu bieten.

Marken im Wandel

Wie hierzulande haben Marken auch in China einen wichtigen Stellenwert, doch scheinen diese eine weitaus größere Strahlkraft als in der westlichen Welt zu haben. Während bei uns mittlerweile eine Vertrauenskrise zwischen Konsumenten und Marken herrscht, beobachten wir, dass Marken in China mit ihrer bisherigen Strategie noch gut fahren. So unter anderem Victorias Secret. Die amerikanische Unterwäschemarke ist in der westlichen Welt wegen ihrem weiblichen Körperideal stark in die Kritik geraten und muss in Erwägung ziehen, ihre Strategie in Europa und den USA zukünftig anzupassen. In China wiederum erfreut sich die Marke einer wachsenden Nachfrage. Die „Fantasy“-inspirierte Markenstrategie erweist sich in diesem Markt als relevant und einladend. Auch für andere Marken wie VW, Starbucks oder adidas ist China seit Jahren einer der wichtigsten Absatzmärkte. Letzteres war auf den Straßen Hangzhous kaum übersehbar, eine regelrechte Sneaker Obsession konnte Kathleen beobachten.

Der Blick über den eigenen Tellerrand

Während ihres Aufenthaltes als Gastlektorin an der China Academy of Arts, ist Kathleen deutlich geworden, wie stark dort der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus gefördert wird. „Das sollte an deutschen Unis auch verstärkt in den Vordergrund rücken. Tendenziell ist hier der Fokus vielmehr auf die USA gerichtet. Was währenddessen in China passiert, wird oft gar nicht intensiv genug thematisiert.“ Nicht nur Universitäten, auch Unternehmen sollten das für sich erkennen, ist Kathleen überzeugt, und erklärt die aus ihrer Sicht wichtigste Erkenntnis, die sie aus ihrem Aufenthalt mitnimmt:„Wir in Europa, und in der westlichen Welt generell, sollten viel stärker auf Start-Ups aus China schauen, wenn wir neue Technologien und Trends besser verstehen möchten.“

Die seit einigen Jahren bestehende Kooperation zwischen Superunion und der Brand Academy ist für beide Seiten gewinnbringend. So konnte Superunion beispielsweise einen der chinesischen Studenten, der an der Brand Academy in Hamburg seinen Master absolvierte und am Innovationsworkshop bei Superunion vor zwei Jahren teilnahm, für das Client Management Team in München gewinnen. Auch von einem solchen Austausch wie Kathleens profitiert Superunion; besonders durch die Inspiration und Impulse, die Kathleen vor Ort im Bereich FinTechs und Smart Cities sammeln konnte. „Der kulturelle Austausch ist hervorragend für ein so international ausgerichtetes Unternehmen wie wir es sind. Diese bei Superunion gelebte Form der Offenheit und Diversität ist aus meiner Sicht etwas sehr besonderes,“ so Kathleen. Der internationale Austausch bereichert nicht nur persönlich, er stärkt auch das kulturelle Feingefühl bei der Zusammenarbeit mit internationalen Kunden.

Auf die Frage wo es sich besser leben lässt, ist Kathleens Antwort klar:„China für vier Wochen zu erleben war wirklich toll und ein Erlebnis, das ich nicht hätte missen möchten. Aber in Hangzhou habe ich doch auch eine gewisse Form an Reizüberflutung erlebt, mit all den Menschen, Verkehr und vielen Einkaufszentren. Selbst mit dem traumhaften Westsee und den wunderschönen Teebergen rund um den See wäre es mir auf Dauer zu viel. Dann doch lieber entspannt an der Elbe spazieren und zur Ruhe kommen.“

Fotos: Felix Spörl

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