Pressemitteilung -

Ausweglose Lage in den Diesel-Affären? Nicht ganz. Plädoyer für eine pragmatische Übergangslösung, die der Gesundheit der Menschen dienlich wäre.

Wer gehofft hatte, dass der in Sachen Abgas, Diesel, Fahrverbote, Scheinlösungen vorherrschende Irrwitz nicht weiter gesteigert werden könne, sah sich in den vergangenen Monaten, Wochen und Tagen eines Schlechteren belehrt. Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, das die führende Industrie- und Exportnation Deutschland aufführt – ohne dass die Akteure bemerken oder wahrhaben wollen, was sie anrichten.

Alle Beteiligten, seien es Parteien und Politik, Verwaltungen und Behörden, Automobilhersteller und Wirtschaftsverbände, Kraftfahrerorganisationen oder Umweltverbände, verfolgen ihre jeweiligen Partikularinteressen und ihre Ausweichtaktiken derart blindlings, dass bereits der Gedanke, es könne ein übergeordnetes, ein Allgemeininteresse in Sachen Gesundheit der Menschen geben, unwirklich erscheint.

Wir als „Verband der Schwedischen Busreiseveranstalter“ verfolgen mit staunendem Entsetzen, was derzeit geschieht, nicht geschieht – und was auf unsere Mitgliedsfirmen zukommt oder zukommen könnte. Diese unternehmen nämlich unzählige Busfahrten mit Reisegruppen verschiedenster Art nach und durch Deutschland. Unzählige Schweden sind also von allem, was derzeit durch die Debatten geistert, direkt betroffen. Etwaige Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge würden bedeuten, dass die betroffenen deutschen Städte von unseren, aber nicht nur von unseren Bussen und Reisegruppen nicht mehr angefahren würden – was spürbare Einbußen für das dortige Hotel- und Tourismusgewerbe bedeuten würde.

Es ist ein Trauerspiel sondergleichen, dass solche Gesichtspunkte in den deutschen Debatten keinerlei Rolle spielen. Weder werden die Auswirkungen der deutschen Probleme auf all die ausländischen Fahrzeuge, Fahrer, Firmen als auch Reisenden beachtet – noch wird erwogen, dass die Einführung neuer Regelungen in Deutschland gerade die kleineren Nachbarländer dazu bewegen wird, ihrerseits Retourkutschen zu unternehmen. Sollte eine Blaue Plakette in Deutschland eingeführt werden, werden alle Nachbarländer flugs viele bunte Plaketten verlangen. Freies Reisen, eines der höchsten Güter der Europäischen Zusammenarbeit, wird so erheblich beschädigt.

Die Analyse der deutschen Problemlage ist klar: Auf EU-Ebene mit guten Gründen festgesetzte Grenzwerte für Schadstoffbelastungen der Luft wurden lange Zeit ignoriert. All die vollmundigen Versprechungen und Zusagen der Automobilkonzerne erwiesen sich als unwirksam und halfen den betroffenen Menschen nicht im Geringsten. Ach, und ganz überraschend wurden Vertragsverletzungs-Verfahren eingeleitet, so dass plötzlich auch die Justiz zum Akteur wurde. So schuf sich Deutschland selbst eine ausweglose Lage, in der die Gesundheit der Menschen auf der Strecke bleibt.

In informeller Zusammenarbeit waren es nicht allein Parteien, Parlamente und Regierungen, die die Autokonzerne mit ihren Machenschaften gewähren ließen. Selbst vorgeblich unabhängige Behörden gerieten in diesen Sumpf. Die Folgen sind verheerend - der Standort Deutschland ist aufs Schwerste beschädigt. Und diese fatale Konstellation nutzte ein kleiner Umweltverband, um sich zu profilieren und für Spender attraktiv zu machen.

Vor diesem Hintergrund fällt uns etwas auf, was in Deutschland niemandem aufzufallen scheint: Wenn wenigstens für einen kurzen Moment jemand das Allgemeininteresse und damit die Gesundheit der Menschen beachten würde – dann geriete sofort eine pragmatische Übergangslösung in den Blick, die andernorts längst erfolgreich praktiziert wird. Es gibt einen aus Erdgas hergestellten synthetischen Dieselersatz, dessen Verwendung in anderen Ländern wie Schweden dafür sorgt, dass sich die Schadstoff-Ausstöße von Diesel-Fahrzeugen deutlich, teils dramatisch vermindern!

GTL (Gas-to-liquid) heißt dieser Kraftstoff, der in allen Diesel-Fahrzeugen ab Euro 3 ohne jegliche technische Umrüstung eingesetzt werden kann. Auch können die Tankstellen GTL von heute auf morgen in den bestehenden Anlagen anbieten, sie brauchen nichts umzubauen. Zudem hat die EU mit ihrer jüngsten Treibstoff-Direktive den Weg für die Nutzung von GTL bereitet. Im September 2015 hatte der Europäische Gerichtshof in einem Urteil bereits jegliche Behinderung solcher Kraftstoffe für unrechtmäßig erklärt.

Es bedarf also einzig und allein politischer Weichenstellungen, um ein flächendeckendes GTL-Angebot in Deutschland auf die Beine zu stellen. Mehrere Produzenten stehen in den Startlöchern, um ihre Beiträge zur GTL-Versorgung zu leisten. Und deren Kapazitäten sind so groß, dass der deutsche Markt in Kürze voll versorgt werden kann.

Nicht Software-Updates, nicht Plaketten, nicht Diesel-Gipfel helfen Menschen und Luft: Eine Umstellung der Diesel-Fahrzeuge auf den Kraftstoff GTL würde zuvörderst den Menschen, die im Bereich der besonders belasteten Verkehrswege leben, endlich wirksam und zudem rasch helfen!

Die solcherart gewonnene Atempause müsste die Politik nutzen, um sich endlich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren: Sinnvolle und wirksame, auf Dauer angelegte und rechtssichere Lösungen zum Wohle der Menschen zu erarbeiten.

Oder ist solches am Ende nur ein frommer Wunsch von Menschen wie uns, die unbeirrt daran glauben, dass gravierende Probleme raschestmöglich Lösungen verdienen, die tatsächliche Lösungen sind?

PS: Seit 2016 haben wir alle mit der Thematik befassten Regierungen und Ministerien, Parteien und Parlamente sowie zuständige Behörden auf GTL als pragmatische Übergangslösung aufmerksam gemacht. Das Ergebnis: Immerhin hat sich die Verkehrsministerkonferenz einmal kurz damit beschäftigt ...

Mit freundlichen Grüßen / Best regards

Hartwig Bögeholz

Governmental Relations

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Tel. in Deutschland +49 (0) 170 3268509

Tel. in Schweden +46 (0) 70 2697402

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