Pressemitteilung -

Sand für Sylt

Aufspülungen und der stete Einsatz der Inselschützer erhalten die berühmte Insel-Silhouette

Die letzten, die der Insel richtig zusetzen wollten, hießen „Xaver“ und „Christian“. Doch auch, wenn die Herbst- und Winterstürme an der Westküste nagen und Sylt unbestritten Jahr für Jahr Sand ans Meer verliert, so muss doch niemand seinem Sylt-Aufkleber mit einem feinen Messer zu Leibe rücken, um dessen Form den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

Unmittelbar vor Beginn der Hochsaison laufen die aktuellen Küstenschutz-Maßnahmen auf Hochtouren: Ein Spülschiff schwemmt derzeit mithilfe einer Unterwasserleitung ein grobkörniges Sand-Wasser-Gemisch vor die Küste - insgesamt rund 1,25 Millionen Kubikmeter, die auf neun verschiedene Strandabschnitte im Westen verteilt werden. Denn hier trifft es Sylt gemeinhin am härtesten, trifft doch die Nordsee ungebremst auf den insgesamt 40 Kilometer langen Weststrand. Kein Watt, keine weiteren Inseln legen sich schützend vor die Insel. In Westerland sind die Arbeiten bereits abgeschlossen, die übrigen Abschnitte folgen in den kommenden drei bis vier Monaten. Seit 1972 konnte auf diese Weise ein weiterer Rückgang der Sylter Westküste vermieden werden.

Wind und Wellen gleichwohl machen der Nordseeinsel bereits seit Jahrhunderten zu schaffen. Und ebenso lange hält der Mensch dagegen: Bereits im 19. Jahrhundert dienten Holzpfahlbuhnen, die rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut wurden, als Schutz. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Als diese Bauwerke nicht den gewünschten Erfolg erzielten, versuchte man durch vierarmige Wellenbrecher aus Beton, so genannte Tetrapoden, die Meeresgewalten zu stoppen – vergeblich. Vor allem an den beiden Enden den Inseln – am Ellenbogen und an der Hörnum Odde – sind die Buhnen auch heute noch zu sehen.

Den gewünschten Erfolg brachte in den frühen 70er-Jahren schließlich ein prinzipiell simples Prinzip: Man wirkt der Erosion mit Aufspülungen entgegen; holt sich also zwischen April und Oktober das zurück, was das Meer der Insel im Herbst und Winter nimmt. „In den vergangenen 30 Jahren hat man auf diese Weise gewaltige Erfolge erzielt“, erklärt der Geologe Arfst Hinrichsen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). „Der Zustand der Küsten ist ausgezeichnet. Das Meer trägt jedes Jahr etwa eine Million Kubikmeter Sand ab, der Mensch holt ihn sich wieder zurück.“ Und das längst hochprofessionell – per GPS-Steuerung und gezielten Berechnungen, die nicht nur den Strand, sondern auch den Vorstrand miteinschließen. Der „Sandkasten“, dem alljährlich die Vorräte entstammen, liegt etwa sieben Kilometer vor der Küste Sylts und wird von Einheimischen wie Gästen beinahe schon liebevoll „Westerland 2“ genannt. Für die nächsten zwei Jahrzehnte sichert das dortige Sandfeld den Nachschub für Sylts Strände.

Für Urlauber sind die Küstenschutzmaßnahmen vor allem eines: ein spannendes Spektakel. Lange Rohre transportieren vom Spülschiff aus das Sand-Wasser-Gemisch aus dem Meer zunächst an den Strand; etwa 4000 Kubikmeter pro Stunde. Bagger verteilen den Sand dann anhand gezielter Berechnungen auf dem jeweiligen Abschnitt. Nach Abschluss der Arbeiten im Frühherbst werden aus einem Flugzeug heraus Laserscans vorgenommen und so der Zustand der Küsten ermittelt.

Umfassende Schutzmaßnahmen, die einiges kosten: In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden rund 182,5 Millionen Euro investiert; allein 2014 fließen 6,8 Millionen Euro in den Küstenschutz. Die staatlichen Gelder können nicht alles abdecken, es gilt, Forschung, technische Innovationen und neue Küstenschutzideen voranzutreiben. Im Sommer 2007 gründeten die Sylter die Stiftung Küstenschutz Sylt, die mit diversen Spendenaktionen finanzielle Mittel für den Küstenschutz sammelt. Wer zum Beispiel mit dem DB-Autozug nach Sylt kommt, hat die Möglichkeit, ein so genanntes „Syltschützer-Ticket“ zu erstehen. Es kostet einen Euro mehr als ein reguläres Ticket – dieser Euro geht direkt an die Stiftung Küstenschutz Sylt. Das „Syltschützer-Ticket“ gibt es in Niebüll am Automaten und am Check-in, in Westerland am Check-in sowie im Internet unter www.syltshuttle.de.

Fazit: Sylt mit seinen insgesamt 99 Insel-Quadratkilometern ist und bleibt in Form und rüstet sich auch in diesem Jahr gezielt für die anstehenden Herbst- und Winterstürme.

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Jutta Vielberg

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