Pressemitteilung -

Schmuckes Strandgut von Sylt

Gestrandete Tintenfisch-Schulpen haben eine einzigartige Wellenstruktur. Goldschmied Jonas Raspé verewigt diese von der Natur geformten Strukturen in seinen Schmuckstücken.

Auf dem Tisch der Goldschmiedewerkstatt liegen seltsame, schildförmige Gebilde. Etwas schmutzig, mit Algen bewachsen, so wie am Strand gefunden. Goldschmiedemeister Jonas Raspé hat sie kürzlich gesammelt und mit in die Manufaktur nach Morsum gebracht. Dort betreibt der 37jährige mit seiner Mutter Edda ein Atelier für kleine, feine Stücke. Oft genug verwenden die beiden neben edlen Metallen und schmucken Steinen eben auch Dinge aus der Sylter Natur mit Bezug zum Meer. „Das findet sich einfach beim Spazierengehen“, ergänzt Jonas Raspé, „ich muss es nur aufheben – das Meer hat es schon ausgewählt.“

Einfache Dinge aus der Natur, so, wie diese merkwürdigen Dinger, die jeder gewiss schon am Strand gefunden hat. „Das sind sogenannte Schulpen“, erklärt Jonas Raspé, „Schwimmkörper von Tintenfischen; sie bestehen aus lufthaltigem Kalk, wie aufgeschäumt.“ Er bricht eine Schulpe auseinander; innen ist das Material von strahlendem Weiß. Jonas Raspé sägt das Stück zu einer Kastenform und beginnt, mit einer Feile die Fläche zu bearbeiten. „Sehen Sie?“ Es sind wellenförmige, sehr ästhetische Muster zu erkennen. „Jede Schulpe ist anders, jede hat ihre eigene Struktur, das fasziniert mich. Es erscheinen Wellenformen, die an die Wellen des Meeres erinnern. Oder mehr noch an die Rippelmarken im Sand oder Wattboden.“

Dann zeigt er Schmuckstücke aus Gold und Silber, die er in der Werkstatt hergestellt hat; Ringe und Armbänder, die dieses feine, schöne Wellenmuster auf ihrer Oberfläche tragen. Jedes ein Unikat, jede Wellenform anders. Jonas Raspé überträgt die natürliche Form der Schulpen auf die Schmuckstücke. Zunächst wird die freigelegte Oberfläche der Schulpe – ein leichtes, mit dem Fingernagel ritzbares Material – mit immer feineren Feilen herausgearbeitet. Zwei solcher Stücke sind nun plan geschliffen, sodass sie bündig aufeinanderliegen. Nun nimmt er eine Form – einen Fisch oder ein längliches Stück für einen Ring – und drückt diese fest, aber vorsichtig in das weiche Material der Schulpe. „Das ist die Gussform“, erklärt Jonas Raspé, „dort gieße ich Silber oder Gold hinein.“

Die blaue Flamme faucht auf das Edelmetall. Es dauert ein paar Minuten, bis die Schmelztemperatur von rund 960 Grad erreicht ist. Vorsichtig gießt Jonas Raspé das geschmolzene Metall in das Einfüllloch, sofort erfüllt ein Gestank nach verbrannten Haaren die Werkstatt. „Die Schulpen bestehen halt nicht nur aus reinem Kalk, sie enthalten auch natürliches organisches Material, das sich eben mit diesem Geruch verflüchtigt.“ Zum Abkühlen kommt die Form in den Garten, dort stört der Geruch niemanden.

In der Zwischenzeit sucht er feine Werkzeuge zusammen, solche wie sie auch Zahnärzte benutzen, und bereitet ein Säurebad vor. Der Goldschmied bricht die Form auseinander – und zu erkennen ist: erstmal gar nichts. Rings um die Form ist die einstmals weiße Schulpe schwarz verbrannt, das erstarrte Silber erscheint unförmig und mattgrau. Jonas Raspé hebt das Stück mit der Pinzette heraus und schneidet Überschüssiges ab und der Fisch ist zu erkennen, nach dem Säurebad glänzt es wunderbar.

Nun kommt die weitere Feinarbeit; polieren. Das Schmuckstück glänzt magisch in der Hand und diese wunderschöne, hochästhetische Wellenform erzählt vom Meer. „Es geht bei der Verarbeitung nicht darum, die Formen und Strukturen zu verändern, die sollen erhalten bleiben – ich möchte nur ihr Wesen herausarbeiten!“ Und morgen wird Jonas Raspé vielleicht wieder an der Sylter Strand gehen und ein paar unscheinbare Stücke aufheben. Sie mitnehmen und transformieren, in etwas, das ewig ist und vom Meer erzählt.

www.sylt.de; www.edda-raspe.de

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