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So surft man in Schweden

Die Digitalisierung von Wirtschaft und Privatleben ist sowohl in Deutschland als auch in Schweden in aller Munde. Statistiken zum Onlineverhalten zeigen aber, dass die technikaffinen Schweden mal wieder Vorreiter bei der Nutzung von technischen Innovationen sind. Sie wickeln nicht nur ihre Bankgeschäfte via App ab, sondern regeln auch ihren Wocheneinkauf online und beziehen ihre Nachrichten aus sozialen Netzwerken.

Im vergangenen Jahr nutzten über 90 Prozent der Schweden regelmäßig das Internet. In Deutschland waren es laut Statista nur 78 Prozent. Unterschiede beim Surfverhalten zeigen sich vor allem bei der Nutzung des mobilen Internets über Smartphones und Tablet-Computer.

Banking-Apps längst Standard in Schweden

So verwenden viele Schweden ihr Mobiltelefon inzwischen auch zum Bezahlen. Banking-Apps wie Swish gehören längst zum Alltag. Durch Swish ist es Privatleuten beispielsweise möglich, per App in Echtzeit Geld vom eigenen Bankkonto zu überweisen. Der Nutzer braucht lediglich die Handynummer des Empfängers und kann dann Beträge bis zu einer bestimmten Höchstsumme mobil bezahlen. So lassen sich beispielsweise Restaurantrechnungen ganz einfach aufteilen, Flohmarktschnäppchen bargeldlos ergattern oder dem Arbeitskollegen seine 25 Kronen für das mitgebrachte Sandwich zurückgeben.

Während die Deutschen noch immer als sehr skeptisch gegenüber Bezahllösungen und Online-Banking via Mobiltelefon gelten, swisht man in Schweden schon seit einiger Zeit tagtäglich hin und her. Datenschutz-Bedenken haben die wenigsten, denn die App ist in einer Kooperation von sechs großen schwedischen Banken entstanden. Auch steht man technischen Innovationen in Schweden generell eher aufgeschlossen gegenüber. In Deutschland sind sowohl Banken als auch Kunden noch nicht so weit.

Jeder dritte Schwede bestellt Lebensmittel online

Daneben kaufen die Schweden auch immer häufiger über das Internet ein. Laut eines Berichts des schwedisch-dänischen Postkonzerns Postnord stieg die Zahl der Online-Shopper im Mai dieses Jahres auf über 70 Prozent der Bevölkerung. Besonders Lebensmittel werden vermehrt im Internet bestellt, weshalb die Online-Supermärkte stetig weiter wachsen.

Der Hauptgrund für den Einkauf im Netz ist die Zeit, die dadurch gespart werden kann. Anstatt sich nach der Arbeit durch die vollen Supermärkte zu schieben und in langen Schlangen anzustehen, ziehen es immer mehr Schweden vor, schnell und einfach online einzukaufen. Viele wollen die Erledigungen dabei möglichst bequem über ihr Mobiltelefon tätigen können.

Inzwischen bieten fast alle großen Supermarktketten ihre Waren auch online an. Trotzdem gibt es noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Die schwedischen User stellen hohe Anforderungen an die Händler, was das Online-Shopping betrifft, und wünschen sich laut einer neuen Konsumentenstudie von Accenture ein noch einfacheres und bequemeres Einkaufserlebnis.

Soziale Netzwerke werden zu Nachrichtenzentralen

Auch abseits von Banking und Shopping wird die digitale Welt in Schweden immer wichtiger. Beim Medienkonsum haben sich soziale Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und Linkedin wie überall auf der Welt als wichtige neue Distributionskanäle für Inhalte etabliert. Jetzt zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Reuters Institute und der Oxford University, dass soziale Netzwerke zum ersten Mal Zeitungen als Nachrichtenquelle überholt haben. Dies ist nicht nur in Schweden ein Trend, sondern kann weltweit beobachtet werden.

Vor allem Facebook übernimmt für immer mehr junge Menschen die Rolle als eigenständiger Nachrichtenlieferant. Mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 18 und 24 Jahren nutzen heute Facebook, um Nachrichten zu lesen, zu diskutieren und mit ihren Kontakten zu teilen. Gerade weil es dort so einfach und bequem ist, Informationen schnell und in kleinen Happen serviert zu finden, kommt der Trend gut an.

Algorithmen beunruhigen Journalisten

Die Entwicklung weg von den klassischen Nachrichtenquellen wie Zeitung, Radio und Fernsehen aber auch den etablierten Nachrichten-Webseiten hin zu Social Media beunruhigt die Medienhäuser in Schweden und weltweit. Sie befürchten, dadurch würde sich der gesamte Charakter des Journalismus verändern.

Portale wie Facebook nutzen Algorithmen, was bedeutet, dass bevorzugt solche Inhalte im Newsfeed des Nutzers angezeigt werden, die dessen Freunde verstärkt teilen. Dies hat allerdings zur Folge, dass diejenigen, die ihre Nachrichten vorwiegend über Gleichgesinnte wie eben ihre Facebook-Freunde beziehen, vor allem solche Inhalte und Meinungen vorgesetzt bekommen, mit denen sie ohnehin schon konform sind.

Die Frage ist, wie in dem Umfeld, das Facebook und andere soziale Netzwerke bieten, noch seriöser Journalismus möglich ist – eine Frage, auf die Journalisten und Medienhäuser in Schweden angesichts der deutlichen Entwicklung in Sachen Mediennutzung in den kommenden Jahren Antworten werden finden müssen.

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