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Die Welt mit Kinderaugen sehen. Wie erkenne ich, dass mein Kind schlecht sieht?

Blog-Eintrag -

Die Welt mit Kinderaugen sehen. Wie erkenne ich, dass mein Kind schlecht sieht?

Was, wenn den neugierigen Kinderaugen im Alltag der klare Durchblick fehlt? Woran bemerkt man, dass das eigene Kind vielleicht eine Sehschwäche hat?

«Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen». Die scheinbare Unbekümmertheit, die diese Äusserung transportiert, kann nur von einem alltagsgeplagten Erwachsenen stammen. Zwischen Steuererklärungen, Arbeit und dem ganz normalen Alltagswahnsinn sehnt sich jeder ab und zu in eine sorglosere Zeit zurück. In die Kindheit zum Beispiel, als die schwerste Entscheidung noch darin lag, welches Spielzeug in den Ferienkoffer eingepackt werden soll. Doch was, wenn der kindliche Blick statt unbekümmert und sorglos vielmehr unklar und verschwommen ist?

Man sehe und staune!

Von dem Moment an, in dem ein Kind das Licht der Welt erblickt, bis sich dessen Sehschärfe vollständig entwickelt hat, vergehen immerhin fünf bis sechs Jahre. Gerade in dieser Phase der Entwicklung spielt das Sehen, beim Erkunden der Welt, eine ganz entscheidende Rolle. Deswegen können unentdeckte Sehstörungen die Entwicklung eines Kindes stark beeinträchtigen: Beispielsweise wenn es um die Verknüpfung von Gesehenem mit Geräuschen, Sprache oder Bewegung geht. Koordinations-, Konzentrations- oder Orientierungsschwierigkeiten und Lernprobleme können eine Folge unerkannter Fehlsichtigkeit sein. Nicht zu vergessen, die brutale Ehrlichkeit anderer Kinder und deren Auswirkungen auf die soziale Entwicklung des Nachwuchses.

„Ich glaube, ich sehe nicht richtig“ …

… ist ein Satz, der wohl deutlich öfters von Eltern als von Kindern gesagt wird. Als häufige Indizien für Sehprobleme bei Säuglingen und Kleinkindern, auf die man deswegen achten sollte, gelten unter anderem: Augenzittern, Schielen, zwanghaftes Schiefhalten des Kopfes, ständig tränende oder verklebte Augen, Lichtempfindlichkeit, Ausbleiben von Reaktionen oder das Verdrehen der Augen, ohne etwas anzuschauen, starre Pupillen, Augenreiben oder etwa das Vorbeigreifen an Gegenständen. Bei älteren Kindern sollten einem folgende Auffälligkeiten ins Auge springen: Leseschwierigkeiten, das Verwechseln von Buchstaben und Zahlen, schnelles Ermüden beim Malen, Lesen oder Schreiben, Kopfschmerzen, Zukneifen oder Zuhalten eines Auges, Ungeschicklichkeit, häufiges Stolpern und Balanceschwierigkeiten, Probleme beim Ballfangen oder Abschätzen von Entfernungen sowie häufiges Augenreiben, Blinzeln oder Stirnrunzeln.

Schau mir in die Augen, Kleines

Heutzutage legen Kinderärzte bei den Früherkennungsuntersuchungen von Säuglingen und Kleinkindern ein grosses Augenmerk auf die Sehentwicklung ihrer jungen Patienten. Viele Kinder- und Jugendarztpraxen haben bereits automatische Refraktometer, also spezielle Messgeräte, mit denen Sehschwächen von Kinderaugen schon ab dem sechsten Lebensmonat entdeckt werden können. Die Möglichkeiten eines Experten haben sie dabei allerdings nicht. Ganz grundsätzlich gilt: Je früher eine Sehschwäche entdeckt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Daher wird ein Kontrollbesuch beim Augenarzt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr empfohlen. Vor allem dann, wenn man alles daransetzen möchte, dass die Welt durch die Augen seines Kindes tatsächlich möglichst klar, sorgenfrei und unbekümmert aussieht. Erleichterung verschaffen dürfte einem ausserdem, dass sich – Harry Potter sei Dank – Brillen heute auch bei Kindern längst zum modischen Accessoire gemausert haben.

Samantha Happ

Die Etappen der Sehentwicklung bei Kindern

Die Sehkraft ihres Kindes ist für Eltern immer schwer einzuschätzen. Bis zum 12. Lebensjahr durchläuft die Entwicklung der Kinderaugen mehrere Etappen. Eltern sollten diese kennen, um etwaige Sehfehler so früh als möglich zu bemerken. Die nachfolgende Tabelle und das Diagramm sollen Ihnen dabei behilflich sein.

Alter Sehentwicklung beim Kind
Neugeboren Der Blick eines Neugeborenen ist zu Beginn auf Nahsicht eingestellt. Das Baby kann nicht weiter als 20-40 cm scharf sehen. Es erkennt Muster, starke Kontraste, Primärfarben und findet Dinge, die sich bewegen, spannender als statische. Die Muskulatur beider Augen ist jedoch noch nicht abgestimmt, weswegen es vorkommt, dass es schielt, was so früh jedoch noch kein Grund zur Sorge ist.

3 - 4 Wochen In den ersten 3 - 4 Wochen lernt der kleine Mensch auch Gesichter auseinanderzuhalten, was er am Anfang nicht kann. Selbst seine Mutter kann es zuvor mit seinen optischen Fähigkeiten allein nicht von anderen unterscheiden.

2 – 4 Monate Etwa mit 2 - 4 Monaten wird die Farbwahrnehmung differenzierter und das Kind erkennt Farbabstufungen. Auch die Linse stabilisiert sich allmählich, sodass die Sehschärfe immer mehr zunimmt. Ausserdem hat das Kind dann gelernt, beide Augen synchron zu benutzen. So kann es Dinge fokussieren und ihnen mit den Augen folgen. Mit dem beidäugigen Sehen wird nun auch das räumliche Sehen möglich. So lernt das Kind schnell präzise nach Dingen zu greifen und seine ersten Bewegungen zu koordinieren. Dem kleinen Menschen in dieser Phase viele Gegenstände, deren Form, Farbe, Struktur und Kontur verschieden sind, zu zeigen und eventuell sogar langsam hin und her beziehungsweise hoch und runter zu bewegen, fördert die Sehfähigkeiten und die Verarbeitungsleistung im Gehirn noch stärker. Hat sich bis zu diesem Zeitpunkt die Augenstellung nicht ausgerichtet und das Kind schielt noch immer, ist es besser, zur Kontrolle den Augenarzt aufzusuchen. Schielen kann auf lange Sicht zu einer Amblyopie führen.

7 – 8 Monate Mit 7 - 8 Monaten sind Sehschärfe und Tiefenwahrnehmung schon ziemlich gut ausgebildet. Die Sehkraft beträgt etwa 30 - 50% des Sehvermögens eines Erwachsenen. Immer mehr Details können erkannt werden und das Baby sieht immer entferntere Gegenstände. Ausserdem hat die Iris nun den finalen Augenfarbton angenommen.

Bis zum 4. Lebensjahr Bis zum 4. Lebensjahr nimmt die Sehschärfe immer weiter zu. Im Idealfall kann eine 100%ige Sehleistung bereits in diesem Alter erreicht werden. Das ist aber je nach Veranlagung unterschiedlich. Andere Kinder kommen auf ihre volle Sehstärke unter Umständen erst mit 9 Jahren. Die Länge des Augapfels, welche über Normal-, Kurz- oder Weitsichtigkeit entscheidet, befindet sich in dieser Zeit noch im Wachstum. Es gibt unterschiedliche Meinungen, ob man Kindern in dieser Zeit bereits eine Brille verschreiben sollte, da prinzipiell die Chance besteht, dass sich die Fehlsichtigkeit noch verwächst. Allerdings sollte man sich hierzu am besten von einem Augenarzt beraten lassen.

Ab dem 12. Lebensjahr Erst mit 12 Jahren ist der Entwicklungsprozess des Sehens abgeschlossen. Perspektivisches Zeichnen zum Beispiel ist erst ab diesem Alter möglich.

Pl – Preferential looking (Erkennen von Streifenmustern) Symbole – Kinderbilder, E-Haken, Zahlen/ Buchstaben
LR – Landolt-Ringe (Standard-Prüfzeichen)
[E] – Einzeloptotypen (Einzelne Sehzeichen wie Buchstaben, Zahlen, Bilder oder Symbole)
[R] – Reihenoptotypen (Reihen Sehzeichen)

(Abbildung nach Leitlinie Nr. 26 a Amblyopie © BVA und DOG)


Diese Etappen liefern erst einmal eine kleine Orientierung, wann man sich wirklich Sorgen über das Sehvermögen des Kindes machen sollte. Viele Sehfehler lassen sich beheben, wenn sie zeitig erkannt werden. Hinderlich bei der Aufdeckung eines Sehfehlers des Kindes ist allerdings, dass es sich an die verschlechterte Qualität seiner Wahrnehmung gewöhnen kann und sich daher nach wie vor unauffällig verhält. Deshalb sind regelmässige Besuche von Kinder- und Augenarzt sehr wichtig, und auch die Vorsorgeuntersuchungen sollte man immer wahrnehmen.
Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG) und Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)

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