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Demenz-Wissen teilen: Erfahrungsbericht einer China-Reisenden

Helga Schneider-Schelte, Projektleiterin des Alzheimer-Telefons bei der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG), war im August 2019 für fünf Tage in Ya’an in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Ein 30-köpfiges Kollegium hat in den vergangenen Jahren an der dortigen Fachhochschule (mit etwa 15.000 Schülern und sieben Fachrichtungen) den Zweig Altenhilfe aufgebaut und wollte sich nun zum Krankheitsbild Demenz weiterbilden. Der Kontakt zur DAlzG kam Mitte Juli über einen Bildungsträger in Oldenburg zustande. In einem kurzen Reisebericht schildert Helga Schneider-Schelte ihre Erfahrungen:

„Im Rahmen des Projektes „Demenz und Migration“ versprach ich mir von der Reise nach China vertiefende Einblicke – und auch meine Abenteuerlust war angestachelt. Gemeinsam mit Nicole Osterholz, Altenpflegerin und Coach, flog ich erwartungsvoll nach Chengdu. Von dort ging es weiter nach Ya’an – einer Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern, in der rund 250.000 Menschen leben, die älter als 65 Jahre sind.

Demenz ist dort bislang in der Öffentlichkeit kein Thema. Alte Menschen werden zu Hause in den Familien versorgt, Altenheime in unserem Sinne sind bislang kaum vorhanden. Durch die vielfache Belastung der „Sandwichgeneration“ wächst nun langsam das Bewusstsein für die Überforderung in den Familien. Für die Demenzstation, die als Neuheit ins das neu gebaute Klinikum eingeplant worden war, gab es viele Ärzte – doch an ausgebildetem Pflegepersonal fehlte es. Der Auftrag an uns Referentinnen aus Deutschland lautete, die Lehrerinnen in Sachen Demenz zu schulen, damit sie dieses Wissen an ihre Studentinnen weitergeben können.

Wir stellten fest, dass Demenz hier im Gros als medizinische Herausforderung gesehen wird. Neben dem Basiswissen zum Krankheitsbild, zu Diagnostik und Therapie war es uns darum besonders wichtig, Wissen zum Umgang und zur Kommunikation mit den Erkrankten zu vermitteln. Aber auch praktische Übungen (beispielsweise zum rückenschonenden Umsetzen vom Stuhl ins Bett) und Rollenspiele (zum Beispiel zur Pflegebeziehung) gehörten zu unserem Unterricht. Unsere „Schülerinnen“ folgten der Fortbildung mit zunehmender Begeisterung und diskutierten intensiv miteinander. Ärzte und Pflegekräfte empfinden es bislang beispielsweise als große Schwierigkeit, dass Angehörige im fortgeschrittenen Stadium der Demenz häufig jede weitere Behandlung und Therapie für ihre Erkrankten ablehnten. Die Diskussion über diese Problematik führte zu einem nachdenklichen und ernsthaften Austausch über Lebensqualität und Begleitung am Lebensende.

Die Reise nach China war trotz aller Anstrengungen eine große Bereicherung. Es gelang uns, „Samen“ zu säen, und ich hoffe, dass einige aufgehen und wachsen können. Das schönste Kompliment kam von der Leiterin der Schule, die in der Abschlussrunde sagte, sie wäre bislang in keiner Fortbildung so sehr zum Nachdenken angeregt worden wie in dieser.“

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