Esch2022: Feierlicher Abschluss des ersten Kapitels

Esch2022, ce n'est qu'un au revoir

Esch2022: Feierlicher Abschluss des ersten Kapitels

Die Region der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 im Süden von Luxemburg und dem angrenzenden Frankreich feierte das Ende des Titeljahres.

2000 Besucher feierten am Abend des 22.12.22 zusammen mit mehr als 100 Künstschaffenden den Abschlussabend von Esch2022 - REWIND-PLAY-FORWARD. In einem ersten Teil fand in zwölf Dialogsessions, begleitet von Bild-, Videomaterial und Showeinlagen, ein gemeinsamer Jahresrückblick sowie Ausblick auf das Erbe des Kulturhauptstadtprojekts statt. Bürgermeister und weitere Vertreter der 19 Esch2022-Gemeinden präsentierten in der Luxemburger Rockhal zusammen mit lokalen Partnern und vielen Gästen kulturelle und touristische Highlights sowie ihre interkommunale, grenzüberschreitende und internationale Zusammenarbeit - z.B. mit Kaunas 2022 und Novi Sad 2022. Ein zweiter Teil hat mit Konzerten, Vorstellungen und Tanz begeistert. In der L`Arche im französischen Villerupt wurde bis um 3 Uhr morgens gefeiert.

“Im Sinne unserer europäischen Wertegemeinschaft war Esch2022 ein wichtiger Schritt und ein starker Impulsgeber, um die partizipatorische Kultur, die sich mit gesellschaftlichen Themen befasst, erlebbar zu machen und eine nachhaltige Entwicklung in der grenzüberschreitenden Region zu fördern”, sagt Sam Tanson, Kulturministerin.

Das kulturelle Programm von Esch2022 ersteckte sich mit vielzähligen Events grenzüberschreitend über elf luxemburgische sowie acht angrenzende französische Gemeinden. Das Gebiet der Kulturhauptstadt Europas mit Esch-Alzette und den umliegenden Gemeinden ist zugleich Ebenbild und Wiege Europas. Um ein mehrsprachiges Publikum zu erreichen - in Luxemburg hat jede zweite Person eine zweite oder andere Nationalität - wurde mitunter auf ein mehrsprachiges Programm gesetzt; mehr als 1200 Events wurden auf Französisch, mehr als 900 auf Englisch, mehr als 750 auf Luxemburgisch, mehr als 500 auf Deutsch, mehr als 130 auf Portugiesisch, 80 auf Italienisch, 70 auf Spanisch, sowie in 110 weiteren Sprachen ausgetragen.

„Gemeinsam mit allen, die Teil von Esch2022 waren und sind, bin ich sehr stolz auf unser gemeinde-, grenz- und länderübergreifendes Projekt, mit dem wir während des Titeljahres 2022 sowie bereits im Vorfeld viele tausende Menschen mobilisiert und dazu beigetragen haben, die Zukunft der Region mitzugestalten. Mit der Kultur und Europa als verbindendes Element haben sich Projektpartner aus unterschiedlichen Welten - Kultur, Politik, Tourismus und Wirtschaft – ausgetauscht, zusammengearbeitet, „ge-remixed“ und Neues geschaffen“, sagt Nancy Braun, Generaldirektor. „Bürgerinnen und Bürger, Freunde und Unterstützer, waren nicht nur als Gäste, sondern z.T. auch als „Remixer“ Teil des Programms und haben freiwillig mit wertvollem Einsatz und Leidenschaft dabei geholfen, die insgesamt 2.400 Events zu realisieren.“

Von einem Gesamtbudget von 54,8 Millionen wurden, abzüglich der Ausgaben für Marketing, Kommunikation, Personal und allgemeine Posten 33 Millionen für das Kulturprogramm genutzt. An mehr als 280 Orten wurden die 2400 Events entlang von Disziplinen wie Architektur und Design, Darstellende, Bildende und Audiovisuelles Künste, Tanz, Literatur, Musik, Kulturerbe, Theater ausgetragen. Diese wurden in Form von mehr als 850 geführten Touren, mehr als 700 Workshops, mehr als 500 Spektakel und Aufführungen, mehr als 160 Konferenzen und Lesungen, mehr als 170 Konzerten, mehr als 120 Ausstellungen, 30 Festivals, 60 Projektionen und mehr als 300 Events aus unterschiedlicher Zusammensetzung einem internationalen, generationenübergreifenden Publikum präsentiert.

„In den folgenden Monaten werden die zahlreichen Studien mit Daten aus verschiedenen Erhebungen und Umfragen abgeschlossen und veröffentlicht. Seit dem Startschuss von Esch2022 Ende Februar 2022 haben die Projekte der Europäischen Kulturhauptstadt in den teilnehmenden Gemeinden in der Südregion in Luxemburg und im angrenzenden Frankreich hunderttausende Gäste angelockt.“, so Nancy Braun, Generaldirektor von Esch2022. „Beispielweise haben unter pandemiebedingten Einschränkungen rund 32.000 Menschen die Eröffnungsfeier verfolgt. Gleich im Anschluss wurden beim traditionellen „Festival du Feu“ in Bascharage, beim europäischen Karneval in Petingen und dem Literaturfestival in Bettemburg mehr als 35.000 Besucher in Summe gezählt; im französischen Villerupt nahmen am „Bal Pop“ ca. 5.000 Menschen teil, das Usina22 Festival in Düdelingen hat mehr als 12.000 Menschen verzaubert, Europe goes Scuffelingen mehr als 10.000, die Open Airs und weitere Kooperationen mit der Rockhal mehr als 50.000, die Ausstellungen in Esch-Belval mehr als 30.000, die Nuits de la Culture 60.000 Besucher … die Liste der Events ist lang. Wir freuen uns auf die nächsten Monate, um gemeinsam mit den 19 Gemeinden und Partnern über das kulturelle Erbe und die Schlussbilanz zu sprechen.“

Neue Orte und Impulse für eine Grenzregion

Laut den Ergebnissen des Meinungsforschungsinstitut ILRES kann bereits eine positive Bilanz gezogen werden. Bei Befragungen von 1760 Besuchern von Esch2022 -Veranstaltungen würden mehr als neun von zehn Besuchern (91%) die Veranstaltung, an der sie teilgenommen haben, Freunden oder Kollegen weiterempfehlen, 83% der Besucher gaben an, mit ihrer Erfahrung zufrieden gewesen zu sein, und 93% geben an, "eine gute Zeit" verbracht zu haben. Zwei Drittel der Teilnehmer (66%) haben eine grenzüberschreitende Dimension in der Veranstaltung wahrgenommen, die sie besucht haben. Viele Besucher (59%) empfinden das gesamte Gebiet von Esch2022 als attraktiver als in der Vergangenheit.

Im Rahmen des Titeljahres sind ebenfalls eine Vielzahl neuer Orte für Kultur entstanden, die das Angebot für Kulturschaffende und -interessierte bereichern dies in einer zukunftsorientierten Region.

Esch-Alzette zählt heute das neue Theater Ariston, die Konschthal, die Künstlerresidenz respektive Veranstaltungsort Bridderhaus, das Batîment 4 und das „Centre du Savoir-Fer“ FerroForum zu seinem erweiterten Kulturrepertoire. In Düdelingen steht das VeWa für neue kreative Impulse. In Kayl-Tetingen wurde das „Musée vun der Aarbecht“, MUAR, im Zuge von Esch2022 geschaffen, in Sassenheim entstand der „Pavillon Source Bel-Val“, in Rümelingen zog „Spektrum“ in das komplett renovierte und erweiterte, ehemalige Wohnhaus und Atelier des Skulpteurs Albert Hames ein. Ein alter Bauernhof in Differdingen wurde umgebaut und ist als „Lommelshaff“ nun Ort für Kultur.

Viele bestehende Orte die Teil des luxemburgischen Industrieerbes sind, wurden durch Esch2022 mit großen Kulturevents erschlossen. So beispielweise die Halle Plancher des Coulées im Hochofen A, der Socle C, sowie die denkmalgeschützte ehemalige Lagerhalle Möllerei, allesamt im Universitätsviertel Esch-Belval. In der Möllerei wurden die Esch2022-Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, HEK, dem Haus der Elektronischen Künste, Ars Electronica sowie noch bis Ende Februar die Ausstellung Pure Europe gezeigt.

Es fanden auch zahlreiche Einweihungen neuer oder neu genutzter Orte im Titeljahr 2022 statt: Das Kulturzentrum KulTourhaus in Bettembourg-Huncherange, die entweihte Kirche Elise St Barbe in Lasauvage und die ehemalige Kirche in Ottange (FR), die Arche in Villerupt (FR), neue Kulturstätte in den CCPHVA Gemeinden für Kunst, Musik sowie neue Technologien. Auf touristischer Ebene wurden alle 11 luxemburgischen Gemeinden mit neuen Wanderouten und Fahrradstrecken untereinander verbunden. In jeder Gemeinde sind teilweise aus historischen Stätten oder bestehenden Gebäuden neue Unterkünfte für Touristen entstanden. Die „Kabaisercher“ geben Gästen die Gelegenheit die Industriekultur und landschaftliche Vielfalt der Minett-Region in vollen Zügen genießen zu können.

Eine Region für die „Bucket List“

Viele Esch2022-Projekte werden über 2022 hinaus bestehen bleiben. Beispielweise Usina2022; Dieses neue Open-Air-Festival auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks in Düdelingen mit lokalen, aber auch internationalen Größen, haben sich zum ersten Mal drei der größten Festivalveranstalter Luxemburgs zusammengetan; Auch die Nuits de la Culture, ein Beispiel für bürgerliche Ko-Konstruktion werden weiterhin in den verschiedenen Stadtvierteln Nachbarn, Vereine, Institutionen, Unternehmen und andere treibende Kräfte von der Stadt Esch-Alzette zusammenbringen. Aber auch Projekte die vor Esch2022 in der Region verankert gewesen sind wie das generationsübergreifende Festival du Feu oder auch der Péitenger Wandjang haben viele neue Erfahrungspunkte gesammelt und können in den nächsten Jahren ihre internationale Vernetzung weiter auszubauen.

Mit dem Rückenwind und den Impulsen konkreter touristischer Projekte, die seit diesem Jahr zum regionalen Angebot gehören, konnte die Grenzregion auf der internationalen Landkarte platziert werden. Ebenfalls aus dem Gedanken heraus, Bestehendes weiterzuentwickeln, aber auch Neues zu erschaffen, hat Esch2022 auf neue analoge Produkte, wie beispielweise den Reiseführer Zoom Minett, die kulturelle Bespielung des Wanderwegs Minett Trail oder den neuen Radrundweg Minett Cycle gesetzt. Um eine ehemalige Industrieregion mit ihren stillgelegten Hochöfen und verlassenen Bergbaustandorten für die heutigen Besucher noch spannendender zu präsentieren, wurde das touristische Entwicklungspotential im Zusammenspiel mit neuen Technologien mit Projekten wie DiscovARminett oder Time Travel Belval gefördert.

240 Journalisten, Berichterstattungen in 62 Ländern

Das Presseteam hat 180 internationale Journalisten in der Esch2022-Region empfangen und weitere 60 Journalisten in Zusammenarbeit mit Luxemburger Botschaften im Ausland über das Kulturhauptstadt-Projekt informiert. Das Ergebnis: 8007 Artikel, aus 62 Ländern mit einer potentiellen Reichweite von 397 Millionen Lesern, Zuhörern und Zuschauern. Darunter Medien wie Arte, ARD und ZDF, DPA, die FAZ, die Apothekenrundschau, France Culture, TV5 MONDE, France 4, Figaro, Euronews, The Telegraph, RTBF, Belga, La Libre, La Repubblica, RAI und viele weitere.

Partnerschaften und neue Vernetzungen

15 offizielle Partner der Capitale europénne de la culture a.s.b.l. aus der Wirtschaft haben das Kulturprogramm mit Mitteln im Wert von 3,4 Millionen unterstützt. Das Netzwerk Business for Culture Club, das im Zuge von Esch2022 aufgebaut wurde, um Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen zählt zurzeit 66 Unternehmen. In regelmäßigen Abständen wurden mehr als 20 Matchmaking - Events für eine bessere Vernetzung organisiert. Einzelne Unternehmen haben in diesem Rahmen mit bis zu 100.000 Euro in Cash oder Sachgegenständen einzelne Künstler und Kulturschaffende unterstützt.

Interkommunale und Internationale Zusammenarbeit

Von grenzüberschreitenden touristischen Projekten, wie beispielweise dem Circuit Transfrontalier de l'Acier als Teil des Minett Trail abgesehen, haben die 8 französischen Gemeinden auch mit luxemburgischen Partnern mehr als 38 kulturelle Projekte umgesetzt. Neben 33 offiziellen Visiten haben fast 40 Delegationen von ehemaligen, zukünftigen oder Anwärtern für den Titel der Kulturhauptstadt das Esch2022-Gebiet als Inspirationsquelle besucht. Die Strategie für nachhaltige Entwicklung von Esch2022 wird von anderen Kulturhauptstädten übernommen.

Esch2022 hat sich den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zusammen mit Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, und Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens geteilt. Um diese einzigartige Partnerschaft zu feiern, haben die drei Städte ein gemeinsames Programm aus 43 Projekten ins Leben gerufen, das zahlreiche Disziplinen miteinander kombiniert: Bildende Kunst, Theater, Tanz, Geschichte (Erinnerung an den Holocaust), Musik und Literatur. Davon wurden 29 Projekte mit Kaunas und 13 Projekte mit Novi Sad umgesetzt.

Menschen, Städte und Länder zusammenbringen, auch dafür steht eine europäische Kulturhauptstadt, und das hat das Projekt Esch2022 zusammen mit seinen Partnerstädten sicherlich erreicht.