Pressemitteilung -

Frontaliers. Des vies en stéréo.

Eine immersive Ausstellung von Mehdi Ahoudig und Samuel Bollendorff (22.10.2022 – 05.02.2023), organisiert von Esch2022 – Europäische Kulturhauptstadt und produziert von Les films du Bilboquet mit der Unterstützung der Region Grand Est, der DRAC (Direction régionale des affaires culturelles) und Sony France.

Die Ausstellung Frontaliers. Des vies en stéréo in der Massenoire in Esch-Belval rückt eine Gruppe in der Gesellschaft in den Fokus, die den Alltag der Esch2022-Region so prägt wie kaum eine andere: Grenzgänger. Arbeitnehmer, die aus Deutschland, Belgien und Frankreich in der Regel täglich für den Job nach Luxemburg pendeln und im Grenzgebiet leben. Es sind aktuell rund 212.000 pro Tag*, von denen mehr als die Hälfte aus Frankreich ins Großherzogtum strömen. Nicht nur deshalb haben sich die beiden Initiatoren und Kuratoren, Mehdi Ahoudig und Samuel Bollendorff, im Zuge ihrer dokumentarischen Reise, deren Ergebnisse sie auf multimediale Weise in der Ausstellung präsentieren, mit genau diesen, den französischen Grenzgängern befasst. Mehr als 90% der Pendler aus Frankreich leben in den Departements Meurthe-et-Moselle und Moselle, zu denen auch die acht französischen CCPHVA-Gemeinden des Esch2022-Gebiets gehören.

Der französische Regisseur für Sound und audiovisuelle Medien Mehdi Ahoudig und der luxemburgisch-französische Fotograph und Filmemacher Samuel Bollendorff haben Anfang 2020 mit ihrem Dokumentarprojekt über Grenzgänger aus Frankreich begonnen. Ihr Anspruch war es nicht, eine im wissenschaftlichen Sinne „repräsentative“ Studie durchzuführen. Sie sind vielmehr in Form einer audivisuellen, qualitativen Feldstudie respektive dokumentarischen Reise insgesamt ca. 80 Menschen begegnet. Die beiden Künstler sind in den offenen Dialog mit ihnen getreten, und sie teilen ihre Erfahrungen und die Ergebnisse mit den Besucherinnen und Besuchern der immersiven Ausstellung Frontaliers, des vies en stéréo. In Lothringen haben sie versucht, das Profil des „typischen“ Grenzgängers zu erfassen und präsentieren im Rahmen dieser Ausstellung ihre Begegnungen mit ca. zwölf von ihnen. Die Ergebnisse ihrer Studie werden simultan über drei unterschiedliche Medien, akustisch sowie visuell, wiedergegeben. Auf diese Weise können die beiden Künstler ihre Forschung über den Dialog zwischen Bild und Ton fortsetzen.

Zusätzlich zur immersiven Ausstellung wurde eine Chronik im August auf der Esch2022-Website veröffentlicht, die unterschiedliche Elemente des Projekts beinhaltet, die auf experimentelle, direkte und thematische Art und Weise behandelt werden. Sie lädt dazu ein, die kurzen Formate im Internet zu teilen und zu verbreiten. Der Dokumentarfilm Il était une fois dans l'Est ist Teil des Projekts und erzählt von Orten, an denen sich die „Schicksale“ der Grenzgänger entfalten. Er wird im französischen Fernsehen ausgestrahlt (Bei France 3 - Grand Est, am 10.11.2022 dann LCP - La chaîne parlementaire sowie France 3 national) und in ausgewählten Kinos gezeigt werden. Die Premiere findet am 21.10.2022 in der „L`Arche“ in Micheville statt.

*Quelle: STATEC


Eine technologische und intime Reise

Mehdi Ahoudig und Samuel Bollendorff haben bereits im Jahr 2010 begonnen, zusammenzuarbeiten und mit neuen Formen des audiovisuellen Erzählens zu experimentieren, um so den Dialog zwischen Bild und Ton zu erforschen. Wie kann man die Vorstellungskraft des Zuschauers anregen, indem Dinge in den Vordergrund gerückt werden, die noch im Schatten liegen?

Bei ihrer ersten Zusammenarbeit, À l'abri de rien, handelt es sich um eine Untersuchung über die Wohnungsnot in Frankreich, die 2011 mit dem Prix Europa ausgezeichnet wurde. Danach verwirklichten sie La Parade, ein post-industrielles Märchen, das mittels aussagekräftiger Fotografien die Geschichte der Volkskulturen erzählt, die durch den Bergbau geprägt wurden (Stern und besondere Erwähnung beim „Prix de l'œuvre audiovisuelle de la SCAM“ 2018).

Ihr Ansatz ist es, innerhalb eines festen Rahmens Raum für Interpretationen zu schaffen und es dem Gast der Ausstellung zu ermöglichen, eine Brücke zwischen Bild und Ton zu schlagen. Da die visuellen Informationen die gleichen bleiben, haben die Betrachter die Möglichkeit, ihre eigenen mentalen Bilder zu kreieren, die von der akustischen Erzählung begleitet werden. Der Zuschauer übernimmt also das „dritte narrative Argument“ und beteiligt sich an der Erzählung, indem er in seiner Vorstellung die voneinander losgelösten Bilder und Töne miteinander verbindet und eine ganz persönliche Erfahrung schafft.

Auch in Frontaliers. Des vies en stéréo fordern Mehdi Ahoudig und Samuel Bollendorff die Betrachter dazu auf, sich zu beteiligen. Fotografien, die zum Leben erweckt werden, Panoramen, die aus einer Fülle von Bildern zusammengesetzt sind, Videos, die in Standbilder eingebettet sind... Sie versuchen, die Grenzen der Wahrnehmung zu verwischen, die ungeschönte Realität aus der Distanz zu betrachten und eine Welt zu schaffen, die im Zuge einer räumlichen und zeitlichen, progressiven und asynchronen Erfahrung entdeckt werden kann. Die Betrachter können physisch und akustisch in die Bilder eintauchen und auf diese Weise eine sensorische fotografische Erfahrung erleben, sie vielmehr mitgestalten.

Die Kuratoren und Initiatoren

Mehdi Ahoudig ist Regisseur für Sound und audiovisuelle Medien. Seit 2004 hat er zahlreiche Dokumentarfilme für ARTE Radio und France Culture produziert (Wilfried, Poudreuse dans la Meuse, Qui a connu Lolita...), welche in den Jahren 2010, 2011 und 2015 mit dem Prix Europa ausgezeichnet wurden. Sein jüngster Dokumentarfilm Une caravane en hiver wurde 2020 mit dem Raï Broadcasting Award des Primed ausgezeichnet. Mehdi Ahoudig lebt in Marseille.

Samuel Bollendorff ist ein französisch-luxemburgischer Fotograf und Filmemacher. Er beschäftigt sich intensiv mit der Rolle des Menschen in den Gesellschaften des 20. Jahrhunderts. Als Pionier des interaktiven Dokumentarfilms und transmedialer Projekte erforscht er ständig neue Formen des audiovisuellen Erzählens und deren Umsetzung im öffentlichen Raum. Seine fotografische Arbeit, seine Filme und seine Installationen im öffentlichen Raum bilden die Grundlage für seine Auseinandersetzung mit dem Bild als Mittel der politischen Reflexion.

Zu seinen Werken zählen u.a. Voyage au bout du charbon (SCAM-Preis 2009), À l'abri de rien (Europa-Preis 2011), Le Grand Incendie (Visa d'or du documentaire interactif), La Nuit Tombe sur l'Europe und Les détachés (Die Abgeordneten). Er lebt und arbeitet in Paris.

Der Ort

Die Massenoire

Das im Jahr 1965 in Betrieb genommene Massenoire-Gebäude diente als Produktionsstätte für Stopfmasse (auf Teerbasis), die zum Verschluss des Stichlochs der Hochöfen verwendet wurde und die man „schwarze Masse“ nannte. Im östlichen Teil des Gebäudes befindet sich ein halb im Freien gelegener Raum, der zum Trocknen der Pfannenwagen genutzt wurde. Nach der Einführung des Gegendruckverfahrens wurde die Produktion gestoppt und die Werkstatt Ende der 1970er Jahre geschlossen.

Praktische Informationen

Ausstellung vom 22. Oktober bis 5. Februar 2023

Vernissage am 21. Oktober 2022 ab 18h30 – 20 Uhr

Filmpremiere am 21. Oktober 2022 um 20h30.

Im Oktober täglich geöffnet, außer dienstags, von 11 bis 19 Uhr.

Ab November von 11 bis 18 Uhr täglich geöffnet, außer dienstags.

Die Sprache des Audio-Guide ist französisch, es liegen deutsche und englische Übersetzungen in verschrifteter Form vor.

Tarife

7€
5€ Ermäßigt (21 – 26 Jahre / über 60 / Besitzer der ICOM-Karte)

12€ Kombi-Ticket IN TRANSFER – A New Condition + Frontaliers. Des vies en stéréo.
8€ Ermäßigt IN TRANSFER – A New Condition + Frontaliers. Des vies en stéréo.

Freier Eintritt: Bis 21 Jahre / Studenten unter 26 Jahren / Fremdsprachen-Guides / mit Presseausweis / mit Kulturpass

Die Ausstellung wird durch Workshops ergänzt. Anmeldungen auf der Website Esch2022.lu

Freier Eintritt vom 22. Oktober bis 30. Oktober

Zugang über das Visitor Centre Esch2022

3, Avenue des Hauts-Fourneaux, L-4365 Esch-sur-Alzette

Die Ausstellung wird durch Führungen und Workshops ergänzt. Anmeldung auf der Website Esch2022.lu.

Themen

  • Kunst, Kultur, Unterhaltung

Kategorien

  • frontaliers
  • massenoire
  • europäische kulturhauptstadt
  • exhibitions

Über Esch2022

Mit der Stadt Esch-Alzette, den weiteren zehn Luxemburger Gemeinden des Verbandes Pro-Sud und den acht französischen Gemeinden der CCPHVA, ist Esch2022 Europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2022. Esch2022 steht unter dem Motto „Remix Culture“. Die Ausarbeitung und Umsetzung aller Themen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden, den Ministerien und anderen Partnern. Esch2022 wird verwaltet durch die Vereinigung “Capitale européenne de la culture 2022 asbl”. Im Jahr 2022 tragen zwei weitere Städte in Europa diesen Titel: Kaunas in Litauen und Novi Sad in Serbien.

Kontakt

Jessika Maria Rauch

Pressekontakt Lead PR & Public Affairs Esch2022 +352 28 83 2022