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Aus Mist wird Strom: Grüne Energie vom Bauernhof

Von der Landwirtschaft zur Energiewirtschaft: Harald Schneider aus Heidweiler hat diesen Schritt bereits 2005 getan und den väterlichen Milchviehbetrieb mit Rinderzucht um eine hoch-effektive Biogasanlage ergänzt. Seit kurzem gehört er zu den Stromproduzenten von Lition.

Harald Schneider ist Landwirt aus Leidenschaft. 200 Milchkühe plus 280 Jungtiere stehen auf dem Hof, den seinerzeit sein Vater begründet hat. Seit dem Tod des Seniors führt der studierte Agrartechniker den Betrieb allein. Unterstützt wird er durch drei Mitarbeiter, die schon seit Jahren auf dem Schneider´schen Hof arbeiten. Auch die Familie ist fest eingebunden. So ist Schneiders Mutter für die neu geborenen Kälber zuständig und sorgt dafür, dass sie entsprechend gefüttert und gepflegt werden. Jedes übrigens in seiner eigenen Box. „Danach kommen sie gemeinsam in den „Kindergarten“, erklärt Harald Schneider lächelnd, „dann in die „Grundschule“. Erst nach diesen Stationen gehen die Jungtiere zu den anderen in den ebenfalls mit Stroh ausgestatteten Stall. Ein Stall übrigens, der sich sehen lassen kann: Licht ist es hier und hell, jedes Tier hat ausreichend Platz, kann jederzeit saufen oder fressen. Mehrere automatische Melkstationen stehen zur Verfügung, auch Bürstenmaschinen für die „Hautpflege“ hat der 50-jährige im Stall installieren lassen. Die Tiere haben Selbständigkeit gelernt und suchen die Melkmaschine ebenso freiwillig auf wie die Bürstenmaschine. „Kühe brauchen Licht, Luft und Platz“, weiß Schneider. „Sie müssen sich wohl fühlen, denn nur dann geben sie ausreichend und gern Milch.“ Seine Kühe fühlen sich nicht nur wohl sondern sind auch weit über die Grenzen Heidweilers bekannt und ausgezeichnet – für Optik, Größe, Körperbau, Euter, Beine. Schneider kennt seine Viecher übrigens alle mit Namen.

Zum Wohlfühlprogramm auf dem Hof gehört auch das passende Ernährungskonzept. „Wir lassen unser Futter regelmäßig von einer holländischen Universität analysieren und dann anschließend von einem Futterberater optimieren“, erklärt Schneider. „Gesundheit, aber natürlich auch die Milchmenge sind Zielgrößen, an denen wir die richtige Futterzusammensetzung messen.“ 95% dieser Ernährungskomponenten baut er übrigens in Form von Gras, Futtergetreide und Mais selbst an. Unabhängigkeit ist dem Agrartechniker wichtig. Auch die in Sachen Markt. „Das, was wir heute noch für einen Liter Milch erzielen, deckt kaum die Kosten“, weiß er. Alle sechs Monate verhandeln Molkereien und Handelskonzerne die Lieferkonditionen für Trinkmilch neu. Auch der Getreideanbau hat etliche Preisdämpfer hinter sich. Nicht jeder Betrieb kann oder will den immer wieder neuen finanziellen Herausforderungen standhalten.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund haben Schneider Senior und Junior 2005 nach einem zweiten Standbein neben der Landwirtschaft gesucht und es in der Energieproduktion gefunden. Im August 2005 bauen sie ihre erste Biogasanlage, eine der ersten im Kreis Wittlich. Gespeist wird die Anlage durch den eigenen Hof: Der von den Kühen produzierte Mist wandert direkt in die Anlage und wird hier letztlich zu Strom. Da die Gülle direkt in die Anlage wandert, wird das schädliche Methan der Umwelt entzogen. Das Prinzip der Biogasanlage: einfach, aber technisch ausgereift. Neben der Gülle aus dem Schneider´schen Stall wird Mais in den so genannten Fermenter geleitet. Bei der anschließenden Vergärung verrichten Bakterien die Hauptarbeit und machen aus den Zutaten Methangas, das wiederum abgepumpt wird und über einen zweiten Silo in einen Motorraum mit Blockheizkraftwerk gelangt. Ähnlich wie beim heimischen Gasbrenner wird das Gas hier verbrannt und über einen Generator schließlich in Strom gewandelt, der dann wiederum sofort in das nationale Netz gespeist wird. Seit 2008 gibt es auf dem Hof mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage noch eine weitere Ökostrom-Quelle. Längst versorgt Schneider mit der Abwärme der Biogasanlage den eigenen Hof und einen Großteil der Heidweiler mit Wärme. Und: „Da mehr Strom aus der Gülle gewonnen wird, als für die Milchproduktion benötigt wird, ist das Ganze klimaneutral“, freut sich Schneider. In das öffentliche Netz gelangen über die Biogasanlage jährlich mehr als 4,6 Millionen, über die Photovoltaik-Anlage immerhin noch 200.000 KW. Aus dem vergärten Material der Anlage entsteht übrigens hochwertiger Naturdünger, den Schneider wieder auf seine Futterflächen bringt. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, die die Umwelt schont. „Die Biogasanlage“, sagt er, „ist eine echte wirtschaftliche Alternative für uns und sie macht uns weitestgehend unabhängig von der Politik in Brüssel oder Berlin.“

Bis 2026 läuft die EEG-Förderung, die Schneider einen festen Abnahmepreis pro KW-Stunde garantiert. Mit Lition geht er jetzt nochmals neue Wege. Auch preislich. Als Anbieter auf der blockchainbasierten Plattform des Unternehmens kann er seinen Preis selbst definieren und ist nicht mehr von den sonst üblichen Mittelsmännern abhängig. Ein Kunde, der bei Lition einen Stromliefervertrag – über mindestens einen Monat – schließt, kann auf der Plattform über zwei Wege Strom beziehen: Er nutzt den Öko-Strommix, der zu 100% aus erneuerbaren Energien stammt, oder er wählt eines der grünen Kraftwerke, die Lition anbietet. Hat man sich für ein Wunsch-Kraftwerk entschieden, etwa für das von Harald Schneider, dann stellt Lition sicher, dass exakt die Menge benötigten Stroms hier eingekauft wird. Schneider profitiert nicht nur finanziell. „Durch unsere Präsenz auf der Plattform werden wir als Stromproduzent erstmals wirklich sichtbar“, freut er sich über die zusätzliche Alternative, seinen grünen Strom an den Kunden zu bringen.

Die Energie als zusätzliches Standbein begeistert Harald Schneider heute fast ebenso wie die Landwirtschaft. Kein Wunder also, dass er nicht nur wie mit Lition nach neuen Absatzwegen sucht. Gemeinsam mit anderen Biogasbetreibern der Region und den Stadtwerken Trier plant er derzeit für die Zeit nach dem EEG. Eine Pipeline wird die Betriebe miteinander verbinden und das Methangas nach Bitburg leiten, wo es in einer Aufbereitungsanlage in grünen Strom umgewandelt wird, den dann wiederum die Stadtwerke Trier in das Netz einspeisen. „Damit“, so Schneider, „setzen wir auf Zukunft und die sollte in Sachen Energie grün sein.“

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