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About the sound of silence - Über den Klang der Stille

Interview mit Hmad Laarossi: Reiseführer und Inhaber von besttravelmorocco.com, Gründer und Musiker der Band Imodda und ein Wüstenkind der marokkanischen Sahara

Hmad, was bedeutet Stille für Dich?

Hmad: Stille ist für mich wie eine warme Umarmung die niemand sonst geben kann als dieser weite Raum, der Dich von allem wegträgt und Dich gleichzeitig ganz nah zu Dir selbst bringt: weg von alle dem, was die Verbindung zu Deinem Inneren stört.

Ich meine, diese besondere Stille in der Wüste ist für mich wie ein abstrakter Raum um mich herum, in dem mich keine äußeren Einflüsse stören, immer wieder zu mir und zu meinem inneren Frieden zu finden, meine innere Stimme wieder ganz klar zu hören.

Du verdienst Dein Geld als Reiseführer und tourst durch ganz Marokko. Was denkst Du als Wüstenkind, das mit dem natürlichen Klang der weiten Stille der Wüste aufgewachsen ist über Marrakesch?

Hmad: Marrakesch ist eine lebendige, vibrierende Stadt. Und um ehrlich zu sein: Die Stadt ist mir zu laut, um länger als einen Tag zu bleiben, wenn ich nicht muss (Hmad lacht). Und das Leben da ist ganz schön materialistisch.

Ich bin immer glücklich, meine Gäste in Marrakesch einzusammeln, dann direkt in meine Wüste zu fahren und den Leuten zu zeigen, wie ruhig die Welt auch sein kann: sie den Frieden der Natur und die Natur des Friedens erleben zu lassen. Ich denke, all dieser random stuff, der Lärm und die Hektik in großen Städten entfernt die Menschen nicht nur voneinander, sondern auch von der Natur und schließlich von ihrem inneren Selbst. Und ich glaube, das führt im schlimmsten Fall soweit, dass Menschen den Bezug zu sich und zur Natur verlieren. Für mich scheint dieses städtische Leben oft irgendwie künstlich.

Was bedeutet Dir die Musik?

Hmad: Musik ist für mich etwas spirituelles, wie ein Gebet, das Du gegen den Schmerz oder für die Freude sprichst. Nur ist die Musik viel effektvoller, viel stärker als ein Gebet, denn sie wirkt sofort und ganz real, ich finde sie sogar heilend.

Du bist Musiker in der Band Imodda. Wie würdest Du Eure Musik beschreiben?

Mit der Band und unserer Musik versuchen wir, im Namen unser Landsleute und all derer rund um die Welt zu sprechen, die es gerade nicht leicht haben. Unsere Musik handelt oft von Menschen, die unterdrückt werden. Musik ist eine internationale Sprache, die diese Geschichten in einer weisen Art übersetzen und transportieren kann; Musik ist eine friedvolle Art, zu kämpfen. Und sie ist für mich Ausdruck meiner Spiritualität.

Du singst und spielst Gitarre. Spielst du weitere Instrumente?

Hmad: Ich glaube, ich kann jedem Instrument Töne entlocken (Hmad grinst), aber hauptsächlich ist es die Gitarre, ja. Darüber hinaus spiele ich Violine und Flöte und natürlich spiele ich unsere traditionellen Trommeln.

Die Yogis singen „OM“, was ihnen als der heilige Klang des Universums gilt. Wie klingt das für Dich?

Hmad: Hm, für mich ist der Klang des Universums natürlich der Klang, die Stille der Wüste. Meine Art zu meditieren ist einfach in der Wüste zu sein oder mir mit meiner Gitarre auf einer Düne den Sonnenuntergang anzusehen.

Wenn Du in der Wüste aufwächst, hast Du deine Wurzeln da. Immer. Ich gehöre dahin wie alles andere, was da wächst und deshalb erdet mich die Wüste so sehr.

Reicht es Dir, die Wüste vom Dorf aus zu sehen? Oder anders: Wie oft gehst Du wirklich rein in die Wüste, in die Dünen?

Hmad: Wenn ich zu Hause bin, gehe ich mindestens zweimal in der Woche. Es ist wie auftanken: Ich fühle mich wirklich verbundener mit mir selbst und der Welt, wenn ich mich regelmäßig „da draußen“ bin.

Aber Du wirst es in ein paar Stunden ja selbst beurteilen können, was die Wüste mit einem macht (lacht Hmad).

Ok, Hmad: Der schönste Klang für Deine Ohren ist die Stille der Wüste. Verrätst Du uns zum Schluss noch Deinen aktuellen Lieblingssong?

Hmad: Cler Achel, von Tinariwen.


Ich bedanke mich für das Interview und lausche still Cler Achel auf dem Weg in die Wüste.
© Katrin Witt für NOSADE 2016

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