Pressemitteilung -

Aus erster Phase der Impfkampagne lernen: Unabhängige Patientenberatung Deutschland beobachtet nach Mängeln in der Impf-Organisation und irreführender Information zu Impfstoffen große Verunsicherung unter Ratsuchenden

Rund sieben Wochen nach Beginn der Impfkampagne warnt die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) davor, dass die Erwartungen der Menschen an die Organisation der Corona-Impfungen und die Versorgungsrealität in den Städten und Regionen nach wie vor auseinanderklaffen. Die aktuell missverständlichen und teilweise sehr vereinfachenden Äußerungen zur Wirksamkeit einzelner Impfstoffe verstärkt das Gefühl einer Zwei-Klassen-Impfung und droht den Ausweg aus der Pandemie zusätzlich zu erschweren. „Bis weitere Impfstofflieferungen eintreffen, ist eine möglichst effiziente Nutzung der lebensrettenden Impfstoffe auch davon abhängig, dass allen Menschen klar ist, wie sehr die Impfung mit den vorhandenen Vakzinen ihnen und auch allen anderen Menschen in Deutschland helfen kann“, sagt UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede. „Aus dem Dialog mit Ärzten, Wissenschaftlern und Medien wissen wir, dass die Patientenberatung dabei mit ihrer Information und Beratung der Bürger in guter Gesellschaft ist. Viele Akteure leisten ihren Beitrag dazu, dass Deutschland mithilfe einer praktischen und zielgruppengerechten Impforganisation und Impfinformation auf dem weiteren Weg aus der Pandemie möglichst gut vorankommt.“

Neben Anfragen rund um die Pandemie, die Covid-19-Erkrankung sowie die pandemiebedingten Einschränkungen, die allein im Jahr 2020 zu rund 50.000 Beratungen bei der UPD geführt haben, bildet seit Ende des vergangenen Jahres das Thema Impfen einen Schwerpunkt der Corona-Beratungen. Sowohl das Beratungsgeschehen als auch die öffentliche Diskussion zeigen: Viele Menschen erleben den Weg zur Impfung als holprig. In den ersten Wochen nach dem Impfstart zeigten Ratsuchende durchaus Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten. Die Erfahrungen aus unserer Beratungspraxis geben jedoch Anlass zur Befürchtung, dass das Vertrauen in die Impfstoffe und die Impfkampagne schwindet. Die Bürger erwarten, dass die Probleme einer stellenweise mangelhaften und wenig an der Lebensrealität der Menschen orientierten Organisation der Terminvergabe zügig abgestellt werden“, sagt Johannes Schenkel, ärztlicher Leiter der Patientenberatung. Wiederholt erreichen die UPD nach seinen Worten noch immer Beschwerden über eine ganz offensichtlich wenig zielgruppengerechte Organisation der Impf-Kampagne auf lokaler Ebene: „Wenn hochbetagte Senioren dazu aufgefordert werden, über Internetportale Sicherheitsabfragen (Captchas) in kaum zu entziffernder Schreibweise abzulesen und einzutragen, mag vielleicht die Enkelin aushelfen können“, sagt Johannes Schenkel, „solche Erfahrungen hinterlassen aber keinen guten Eindruck von der regionalen Organisation der Gesundheitsversorgung.“

Nutzen aller zugelassenen Impfstoffe wird nicht genug gewürdigt

Zugleich sind viele Ratsuchende laut Johannes Schenkel verunsichert: „In der Beratung registrieren wir die Folgen der für sie oft unklaren und teils widersprüchlichen Informationen über die zur Verfügung stehenden Impfstoffe. In individuellen Gesprächen können wir sie auf Grundlage des aktuellen Wissenstandes zu ihren gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen informieren und beraten. Durch die oft verkürzt und auch verzerrt dargestellten Informationen zur Wirksamkeit der Impfstoffe ist vielen Menschen nicht bewusst: Alle, denen derzeit ein Impfangebot gemacht werden kann, können von einem außerordentlich guten Schutz vor einer schweren Erkrankung profitieren! Das gilt für den Vektorimpfstoff von AstraZeneca ebenso wie für den mRNA-Impfstoff von BioNTech oder Moderna.“

Patientenberatung im Dialog zu Erfahrungen mit der Impfkommunikation

Als Beratungseinrichtung ist die Patientenberatung selbst im Dialog mit verschiedenen Beratungseinrichtungen, die den Menschen in der Pandemie mit Informations- und Beratungsangeboten zur Seite stehen. So berichtete Johannes Schenkel Anfang der Woche in einem vom Deutschen Netzwerk Gesundheitskompetenz e. V. ausgerichteten Termin über die Beratungserfahrungen der Patientenberatung seit Anlauf der Impfkampagne.

„Dieser Austausch mit den in der Impfkampagne tätigen Ärztinnen und Ärzten, Wissenschaftlern und Vertretern der Medien, die Antworten auf die vielen Fragen und Erklärungen rund um die Impfung geben, ist für uns sehr wertvoll“, sagt Johannes Schenkel. „Die sachlich angemessene und auch für Nicht-Epidemiologen verständliche Einordnung der Fakten und ein vernünftiger Umgang mit Falschbehauptungen und Verschwörungsgeschichten, über den wir uns intensiv austauschen konnten, ist auch für uns in der Beratung immer wieder eine besondere Aufgabe.“

Informationen über die Beratung der Patientenberatung zu Corona hat die UPD für Interessierte in einem kompakten Dokument zusammengefasst. Es steht auf der Website der Patientenberatung zur Verfügung.

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Über die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, UPD

Die UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Einrichtung. Sie hilft Ratsuchenden, sich im deutschen Gesundheitssystem besser zurechtzufinden und Entscheidungen im Hinblick auf gesundheitliche und gesundheitsrechtliche Fragen selbstbestimmt, eigenverantwortlich und auf informierter Grundlage zu treffen.

Gut erreichbar, bürgernah, qualifiziert: Das Beratungsangebot der UPD

Die kostenfreie und verständliche Beratung der UPD ist für alle Menschen in Deutschland zugänglich – egal, ob sie gesetzlich, privat oder nicht krankenversichert sind. Ratsuchende können die Patientenberatung unkompliziert und auf vielen Wegen erreichen: per Telefon, online über die UPD-Homepage, per Post, in den 30 regionalen Beratungsstellen sowie an weiteren 100 Standorten in Deutschland, die regelmäßig von einem der drei Beratungsmobile angesteuert werden.

Zum rechtlichen Beratungsteam der UPD gehören Juristen und Juristinnen sowie Sozivalversicherungsfachangestellte und andere geschulte Berater und Beraterinnen. In den medizinischen Fachteams arbeiten ärztliche, zahnärztliche und pharmazeutische Berater und Beraterinnen, Fachkräfte aus der Pflege und anderen Gesundheitsfachberufen sowie ein psychosoziales Team aus Psychologen und Psychologinnen. Die rechtliche Beratung basiert auf der aktuellen Gesetzgebung und Rechtsprechung. Die medizinische Beratung nutzt wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen und folgt den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin.

Neben der Beratung ist es gesetzlicher Auftrag der Patientenberatung, Politik, Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit über Probleme im deutschen Gesundheitssystem zu informieren und auf diese Weise die Patientenorientierung zu stärken.

Finanziert wird die Arbeit der UPD gemäß § 65b des Sozialgesetzbuchs V mit Fördergeldern durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV). Der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. unterstützt die UPD mit zusätzlichen Fördermitteln für die fremdsprachliche Beratung. Die Arbeit der UPD wird fortlaufend von einem wissenschaftlichen Institut evaluiert; außerdem wird die Unabhängigkeit und Neutralität der UPD durch einen externen und unabhängigen Auditor kontrolliert.

Die Beratungswege im Überblick

DieBeratung der UPD ist auf allen Wegen kostenfrei. Ratsuchende erreichen die UPD telefonisch, online über die UPD-Homepage, per Post, in einer von 30 regionalen Beratungsstellen oder an einem der 100 Standorte die regelmäßig von einem der drei UPD-Beratungsmobile angefahren werden. Die UPD berät auf Deutsch, Türkisch, Russisch und Arabisch und ist telefonisch wie folgt erreichbar: Beratung in deutscher Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 22, montags bis freitags von 8.00 bis 22.00 Uhr und samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr.

Fremdsprachige Angebote: Beratung in türkischer Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 23, montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung in russischer Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 24, montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung in arabischer Sprache: Rufnummer: 0800 332 212 25,: dienstags 11.00 bis 13.00 Uhr und donnerstags 17.00 bis 19.00 Uhr.


Die Beratung in einer der Beratungsstellen kann nach telefonischer Terminabstimmung genutzt werden :0800 011 77 25; Montags bis freitags 8.00 bis 22.00 Uhr, Sa 8.00 bis 18.00 Uhr). Die Beratung in den UPD-Mobilen ist sowohl mit Terminvereinbarung als auch spontan möglich.

Die Adressen der 30 regionalen Beratungsstellen sowie eine Übersicht über die 100 Städte, in denen die Beratungsmobile regelmäßig halten, finden Ratsuchende auf www.patientenberatung.de.

Weitere Informationen finden Ratsuchende unter www.patientenberatung.de, Facebook oder Twitter.

Kontakt

Markus Hüttmann

Pressekontakt Pressereferent 0049 (0)30-868721-140