Pressemitteilung -
Neuaufstellung der Unabhängigen Patientenberatung: „Es ist jetzt höchste Eisenbahn“
Zum ersten Januar 2024 soll die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) in verstetigter Form als neu aufgestellte Stiftung an den Start gehen. Doch im März 2023 liegen weder ein beschlossener Gesetzesentwurf noch konkrete Regelungen für den Übergang des qualifizierten Beratungspersonals sowie der bewährten Beratungsstrukturen in die zu gründende Stiftung vor. Das vom Bundesgesundheitsminister ausgesprochene Ziel eines nahtlosen Übergangs Anfang 2024 und der Übernahme von Mitarbeitenden ist angesichts der unklaren Situation nahezu ausgeschlossen. Dem Beratungsteam fehlt dafür zunehmend das Verständnis, sagt UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede.
„Die Politik hat die Laufzeit der aktuellen UPD extra um ein Jahr verlängert, um Zeit für die Reform zu gewinnen. Bereits seit 2021 liegen konkrete Vorschläge für die organisatorische Neuaufstellung und inhaltliche Weiterentwicklung der UPD vor. Seitdem ist viel Wasser die Spree hinuntergeflossen, ohne dass ein konkretes Ergebnis vorgelegt wurde. Nach der öffentlichen Anhörung am 1. März im Gesundheitsausschuss zum vorliegenden Gesetzesentwurf ist nun klar: Der Entwurf lässt nicht nur wichtige Fragen ungeklärt, essentielle Pfeiler der zukünftigen Stiftung werden wieder völlig offen diskutiert und neue möglicher Stifter in die Debatte geworfen. Dazu gehört auch der ungelöste Streit um das Finanzierungsmodell, der das Projekt UPD-Stiftung ganz zu torpedieren droht. Hier braucht es dringend eine tragfähige Lösung, die auch dem Ziel der Unabhängigkeit entspricht“, sagt Thorben Krumwiede.
Abwanderung des qualifizierten Beratungspersonals droht
Das Beratungsteam der UPD hat in den vergangenen Monaten viel Lob für den engagierten Einsatz gerade auch während der Corona-Pandemie erhalten. Auch die wissenschaftliche Begleitung durch die Prognos AG stellt die gute Qualität der Beratung heraus. Trotz der vom Bundesgesundheitsminister in der Bundestagsdebatte zum Gesetzesentwurf formulierten Absicht, „die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UPD wenn irgend möglich in die neue Struktur [zu] überführen“, ist es bisher bei vagen Absichtserklärungen geblieben „Das ist für das UPD-Team eine zunehmend untragbare Situation, die mittlerweile zu viel Unverständnis führt– es geht hier schließlich um Existenzen. Die Beraterinnen und Berater werden sich vermehrt nach anderer Perspektive umsehen. Dieser „Brain-Drain“ hat bereits eingesetzt und wird die Aufrechterhaltung des Beratungsangebots nächstes Jahr unmöglich machen.“, sagt Thorben Krumwiede.
Konkrete Perspektive gebraucht
„Stand heute gehen zum Jahreswechsel 2023/2024 die Lichter aus. Damit würde eine zeitlich nicht absehbare Unterbrechung im Informations- und Beratungsangebot entstehen, das jedes Jahr von hunderttausenden hilfesuchenden Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird. Ein Verlust des fachlich qualifizierten, in der Beratungsarbeit geschulten und erfahrenen Personals würde einen Fehlstart für die zukünftige UPD-Stiftung bedeuten. Qualifiziertes Beratungspersonal müsste auf einem schwierigen Arbeitsmarkt mühsam neu gesucht, Beratungswissen langwierig neu aufgebaut werden.“, sagt Thorben Krumwiede. Er fordert daher: „Es ist jetzt höchste Eisenbahn. Wir brauchen unverzüglich klare Regelungen für einen Übergang, auf die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen können. Dafür müssen alle beteiligten Akteurinnen und Akteure schnell ins Gespräch kommen." Krumwiede resümiert: "Wir haben bereits im Sommer 2022 die Überführung der UPD in die zu gründende Stiftung angeboten, um so die Kontinuität der Beratungsleistung der UPD frühzeitig sicherzustellen – auf dieses Angebot gibt es bis heute keine Resonanz. Stattdessen wird derzeit versucht, einen Zug auf die Schienen zu setzen, ohne dass Streckennetz oder Fahrplan vorhanden sind".
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Über die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, UPD
Die UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Einrichtung. Sie hilft Ratsuchenden, sich im deutschen Gesundheitssystem besser zurechtzufinden und Entscheidungen im Hinblick auf gesundheitliche und gesundheitsrechtliche Fragen selbstbestimmt, eigenverantwortlich und auf informierter Grundlage zu treffen.
Gut erreichbar, bürgernah, qualifiziert: Das Beratungsangebot der UPD
Die kostenfreie und verständliche Beratung der UPD ist für alle Menschen in Deutschland zugänglich – egal, ob sie gesetzlich, privat oder nicht krankenversichert sind. Ratsuchende können die Patientenberatung unkompliziert und auf vielen Wegen erreichen: per Telefon, online über die UPD-Homepage, per Post, in den 30 regionalen Beratungsstellen sowie an weiteren 100 Standorten in Deutschland, die regelmäßig von einem der drei Beratungsmobile angesteuert werden.
Zum rechtlichen Beratungsteam der UPD gehören Juristen und Juristinnen sowie Sozivalversicherungsfachangestellte und andere geschulte Berater und Beraterinnen. In den medizinischen Fachteams arbeiten ärztliche, zahnärztliche und pharmazeutische Berater und Beraterinnen, Fachkräfte aus der Pflege und anderen Gesundheitsfachberufen sowie ein psychosoziales Team aus Psychologen und Psychologinnen. Die rechtliche Beratung basiert auf der aktuellen Gesetzgebung und Rechtsprechung. Die medizinische Beratung nutzt wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen und folgt den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin.
Neben der Beratung ist es gesetzlicher Auftrag der Patientenberatung, Politik, Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit über Probleme im deutschen Gesundheitssystem zu informieren und auf diese Weise die Patientenorientierung zu stärken.
Finanziert wird die Arbeit der UPD gemäß § 65b des Sozialgesetzbuchs V mit Fördergeldern durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV). Der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. unterstützt die UPD mit zusätzlichen Fördermitteln für die fremdsprachliche Beratung. Die Fördermittelgeber haben keinen Einfluss auf die inhaltliche Tätigkeit der UPD. Die Arbeit der UPD wird fortlaufend von einem wissenschaftlichen Institut evaluiert; außerdem wird die Unabhängigkeit und Neutralität der UPD durch einen externen und unabhängigen Auditor kontrolliert.
Die Beratungswege im Überblick
Die Beratung der UPD ist auf allen Wegen kostenfrei. Ratsuchende erreichen die UPD telefonisch, online über die UPD-Homepage, per Post, in einer von 30 regionalen Beratungsstellen oder an einem der 100 Standorte die regelmäßig von einem der drei UPD-Beratungsmobile angefahren werden. Die UPD berät auf Deutsch, Türkisch, Russisch und Arabisch und ist telefonisch wie folgt erreichbar: Beratung in deutscher Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 22, montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr und samstags von 8.00 bis 16.00 Uhr.
Fremdsprachige Angebote: Beratung in türkischer Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 23, montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung in russischer Sprache, Rufnummer: 0800 011 77 24, montags bis samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr; Beratung in arabischer Sprache: Rufnummer: 0800 332 212 25,: dienstags 11.00 bis 13.00 Uhr und donnerstags 17.00 bis 19.00 Uhr.
Die Beratung in einer der Beratungsstellen kann nach telefonischer Terminabstimmung genutzt werden :0800 011 77 25; Montags bis freitags 8.00 bis 20.00 Uhr, Sa 8.00 bis 16.00 Uhr). Die Beratung in den UPD-Mobilen ist sowohl mit Terminvereinbarung als auch spontan möglich.
Die Adressen der 30 regionalen Beratungsstellen sowie eine Übersicht über die 100 Städte, in denen die Beratungsmobile regelmäßig halten, finden Ratsuchende auf www.patientenberatung.de.
Weitere Informationen finden Ratsuchende unter www.patientenberatung.de, Facebook oder Twitter.