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Die Angst vor der Rentenlücke

Wer auf die Rente zugeht, der hofft, dass sich der eigene Lebensstandard nicht verschlechtert. Doch genau dies wird bei vielen Deutschen eintreten – so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Im Mittelpunkt der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert wurde, stand die Frage, ob und in welchem Umfang die drei Säulen der Altersvorsorge – gesetzliche Rente, betriebliche Altersversorgung und private Altersvorsorge – den Konsum der Erwerbstätigen der heute 55- bis 64-Jährigen decken – vorausgesetzt sie würden heute in den Ruhestand gehen. Für die Untersuchung wurden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2012 zu Rentenanwartschaften, Vermögen und Konsum der Geburtsjahrgänge 1948 bis 1957 analysiert.

Viele Rentner müssen sich im Alter stark einschränken

Das Ergebnis der Studie ist beängstigend. Mehr als jeder Zweite (58 Prozent) der heute 55- bis 64-Jährigen müsste – wenn er jetzt in Ruhestand ginge – den eigenen Konsum stark einschränken. Die angesparten Rentenanwartschaften wären nicht ausreichend, um das bisherige Konsumverhalten weiter zu finanzieren. Experten schätzen, dass den Betroffenen im Monat rund 700 Euro fehlen würden. Wenn neben den Rentenanwartschaften noch das private Vermögen berücksichtigt würde, wären immerhin noch 40 Prozent der rentennahen Jahrgänge von der Versorgungslücke bedroht.

Wer ist besonders betroffen?

Besonders gefährdet sind Frauen, allein Lebende, Menschen ohne hochwertige Ausbildung und so genannte Solo-Selbständige. Insgesamt sind Menschen gefährdet, die sich allein auf die gesetzliche Rente verlassen. Ihr Anteil beträgt 69 Prozent. Bestehen auch Ansprüche aus Betriebsrenten, verringert sich der Anteil immerhin auf 50 Prozent. Durch die private Altersvorsorge – etwa durch Riester- oder Rürup-Renten – würde sich dieser Anteil nur geringfügig reduzieren lassen – von 58 auf 56 Prozent beziehungsweise von einer Rentenlücke von 700 Euro monatlich auf 650 Euro monatlich.

Arbeiten bis zum Renteneintrittsalter

Der große Einschnitt in der finanziellen Versorgung erklärt sich auch dadurch, dass die rentennahen Jahrgänge nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten. Würden diese Personen nicht sofort in Ruhestand gehen, sondern bis zum durchschnittlichen Rentenzugangsalter von 64 Jahren weiterarbeiten, wären 8 Prozent weniger von der Rentenlücke betroffen – bei Berücksichtigung des privaten Vermögens in diesem Fall sogar nur noch 33 Prozent.

Weitere Reformen notwendig

Für die Studienautoren liegt auf der Hand, dass das deutsche Rentensystem weiterer Reformen bedarf. Denkbar wäre zum Beispiel, den Stellenwert der gesetzlichen Rente weiter auszubauen – etwa wie in Österreich. Außerdem wird empfohlen, das bisher strikte Äquivalenzprinzip aufzuweichen. Dann würde die Rentenleistung nicht mehr so stark an die Einzahlungsbeträge gekoppelt sein. Profitieren würden von allem Geringverdiener. Letztlich sollten auch die Anreize für eine private Altersvorsorge gestärkt werden.

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