Pressemitteilung -

40 Jahre Berner Konvention – ein Anlass für Veränderungen

Berlin, 3. Dezember 2019 – Die Unterzeichnung der Berner Konvention, eines völkerrechtlichen Vertrages zur Erhaltung Europas wildlebender Pflanzen, Tiere und ihrer Lebensräume, jährt sich 2019 zum 40. Mal. In dieser Woche wird das Jubiläum beim Treffen des Leitungsgremiums der Konvention in Straßburg gefeiert. Doch obwohl die Berner Konvention einen wichtigen Rahmen für den besseren Schutz von Europas Tieren und Pflanzen darstellt, ist das Jubiläum aus Sicht der Welttierschutzgesellschaft (WTG) in Berlin kein Anlass zum Jubeln. Denn gleich mehrere Schwachpunkte des Vertragswerkes verhindern, dass die Konvention ihre volle Wirkung erzielt. Anhand der Braunbären in Europa, die trotz Schutzstatus weiterhin gejagt und privat gehalten werden, lässt sich dies beispielhaft zeigen.

Daniela Schrudde, Leiterin für Tierschutzarbeit bei der WTG, benennt die zentralen Probleme: „Die Berner Konvention leidet an zu viel Freiwilligkeit und zu wenig Verbindlichkeit und Kontrolle. Die Schutzanforderungen können außerdem leicht umgangen werden, denn die Ausnahmeregelungen, zum Beispiel für die Tötung eines eigentlich geschützten Tieres, sind sehr ungenau formuliert.“

In einem aktuellen Beitrag geht die Welttierschutzgesellschaft im Detail auf diese Schwächen der Berner Konvention ein und veranschaulicht sie am Beispiel der Braunbären in den beiden Vertragsstaaten Rumänien und Ukraine (beides Projektländer der WTG).

In Rumänien sorgt der mafiöse Holzraubbau dafür, dass die Ziele der Berner Konvention untergraben werden. Braunbären verlieren durch massive Rodungen ihre Lebensräume und geraten so in Konflikte mit den Menschen. Diese „Problembären“ dienen schließlich als Vorwand, die geschützten Tiere einzufangen oder abzuschießen. Derzeit strebt die rumänische Regierung sogar ein Gesetz an, das den Braunbären ihren Schutzstatus komplett entziehen würde.

In der Ukraine ermöglicht die geringe Verbindlichkeit des Vertrages, dass Braunbären weiterhin in privaten Besitz gelangen, wo sie ohne jegliche Kontrollen gehalten werden. „Obwohl die Ukraine Vertragsstaat ist, wird die Berner Konvention dort weitgehend ignoriert – ohne negative Konsequenzen für das Land“, sagt Daniela Schrudde. Dies führt – wie die Welttierschutzgesellschaft aktuell durch Dokumentation der Haltungen feststellt – häufig zu schwerwiegendem Tierleid.

Zum 40. Jubiläum der Berner Konvention stellt die Welttierschutzgesellschaft folgende Forderungen zur Reform der Berner Konvention, damit diese ihre beabsichtigte Wirkung künftig vollends erzielen kann:

  • Die vagen Formulierungen der Ausnahmeregelungen müssen überarbeitet werden, damit es den Mitgliedsstaaten nicht mehr so leicht möglich ist, rechtliche Schlupflöcher auszunutzen.
  • Bis dahin müssen die nationalen Gesetze der Mitgliedsländer zur Durchsetzung der in der Berner Konvention formulierten Vorgaben und die entsprechenden Kontrollen umso konkreter gefasst und vor allem überprüft werden.
  • Die auf Freiwilligkeit beruhenden generellen Berichte der Mitgliedsländer müssen einen verpflichtenden Charakter erhalten.

Für weitere Informationen zur Berner Konvention und den notwendigen Veränderungen steht Ihnen Daniela Schrudde, Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft, für Gespräche zur Verfügung.

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Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier.

Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org

Kontakt

Christoph May

Pressekontakt Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit