Pressemitteilung -

Pandemie-Prävention: „Bei Missachtung des Tierwohls steigt Übertragungsrisiko“

Berlin, 07.05.2020 - Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Tier auf Mensch und umgekehrt übertragbar sind, und werden angesichts der Coronakrise derzeit viel diskutiert – auch im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das in seinem Reformkonzept „BMZ 2030“ auch die Tiergesundheit fokussiert. Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) begrüßt die Tatsache, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt stärker gemeinsam in den Blick genommen und damit der „One Health“-Ansatz gefördert werden soll. Allerdings muss „One Health“ umfassender als bisher verstanden werden und auch den Tieren gerecht werden, kommentiert Daniela Schrudde, Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft:

„Die Ankündigung von Entwicklungsminister Müller, den Bereich ‚One Health‘ im BMZ auszubauen, ist eine große Chance, das Leben von Millionen von Tieren in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern. Noch unklar erscheint derzeit aber das Verständnis von ‚One Health‘ in Bezug auf die Tiere. Geht es den Verantwortlichen nur um die Tiergesundheit, damit es den Menschen besser geht? Oder wird die künftige Entwicklungszusammenarbeit einen ganzheitlichen Blick auf Tiergesundheit werfen, der das Wohl der Tiere als fühlende Wesen berücksichtigt? Das wäre zwar deutlich komplexer, würde aber sowohl den zahllosen Tieren gerecht werden, die kleinbäuerlichen Tierhalter*innen in Schwellen- und Entwicklungsländern ein Auskommen sichern, als auch nachhaltig helfen, um das Übertragungsrisiko von Zoonosen zu verringern.

Ein Leitbild für einen angemessenen Umgang mit Tieren im Kontext von ‚One Health‘ kann das international anerkannte Konzept der Fünf Freiheiten bieten. Es definiert Mindeststandards für die tiergerechte Versorgung und Haltung von Tieren. Am Beispiel von Rindern beinhaltet dies u.a. artgerechtes Futter, Pflege der Klauen, Interaktion mit Artgenossen und Schutz vor der Witterung. Bleiben solche Faktoren bei der Haltung unberücksichtigt, kann dies dauerhaften Stress der Tiere verursachen und ihr Wohlergehen negativ beeinflussen. In der Folge wird ihr Immunsystem geschwächt und die Tiere werden anfälliger für Infektionskrankheiten. Letztlich steigt bei Missachtung des Tierwohls auch die Gefahr, dass die Tiere Zoonosen übertragen.

Wer das Tierwohl als Prämisse für erfolgreiche ‚One Health‘-Arbeit berücksichtigt, sollte dabei auch die Tierhalter*innen mit einbeziehen. Aus unseren Tierschutzprojekten wissen wir, dass es vielfach an grundlegendem Wissen zur Tierhaltung fehlt, die Bereitschaft zum Dazulernen aber enorm ist. Bildungsarbeit kann betroffene Menschen anleiten, die Haltungsbedingungen ihrer Tiere selbstständig zu verbessern und damit auch die von jenen ausgehenden Infektionsrisiken zu mindern. Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung, Menschen den Zugang zu Bildungsangeboten zu ermöglichen, sollte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gut gerüstet sein, sich auch diesem wesentlichen Aspekt von ‚One Health‘ künftig stärker zu verschreiben. Zudem ist es wichtig, den Erfolg nicht alleine anhand von Krankheits- bzw. Infektionszahlen zu messen, sondern auch Indikatoren, die Aussagen über das Tierwohl geben können, in das Kontrollsystem mit aufzunehmen.

Die Coronakrise macht unmissverständlich klar, was wir riskieren, sollte sich an unserem Umgang mit den Tieren nichts ändern. Jetzt ist es an der Zeit, nachhaltige Lösungen für ein gesundes Miteinander von Mensch, Tier und Umwelt auf den Weg zu bringen.“

Die Welttierschutzgesellschaft engagiert sich in verschiedenen Projekten, zum Beispiel in Indien und Südafrika, um dort mittels Informationsarbeit Kleinbäuerinnen und -bauern zu befähigen, die Haltungsbedingungen ihrer Tiere zu verbessern. Zudem leisten die Teams vor Ort eine grundlegende tiermedizinische Versorgung und stärken so das Tierwohl. Bereits 2017 hat sich die Welttierschutzgesellschaft mit einer Petition an Bundesminister Müller gewendet und gefordert, dass er sich im Namen Deutschlands bei den Vereinten Nationen um eine stärkere Berücksichtigung des Tierwohls in deren Nachhaltigkeitszielen einsetzt.

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Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier.

Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org

Kontakt

Christoph May

Pressekontakt Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit