Pressemitteilung -

Statement zur Aufnahme der Traditionellen Chinesischen Medizin in globales WHO-Kompendium

Die Welttierschutzgesellschaft kritisiert die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dessen höchstes Entscheidungsorgan, die Weltgesundheitsversammlung, am Wochenende für die Einbeziehung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in die Internationale Klassifikation der Krankheiten gestimmt hat. Dieses Kompendium teilt tausende Krankheiten und Diagnosen in Kategorien ein, wobei jede Erkrankung ein weltweit einheitliches Kürzel erhält. Es ist u.a. eine wichtige Richtgröße für die Übernahme von Versicherungsleistungen. 

Daniela Schrudde, Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft, zur WHO-Entscheidung:

„Die Verwendung von Wildtierprodukten in der Traditionellen Chinesischen Medizin führt dazu, dass jedes Jahr hunderttausende zum Teil stark bedrohte Wildtiere getötet und ihre Körperteile zu vermeintlichen Medizinprodukten verarbeitet werden. Die Folgen sind enormes Tierleid und eine ungewisse Zukunft für zum Beispiel Nashörner, Bären, Schuppentiere oder Tiger. Dass die Weltgesundheitsorganisation die Traditionelle Chinesischen Medizin jetzt in das wichtigste Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen einbezieht, ist ein fatales Signal. Denn es bedeutet eine Gleichsetzung evidenzbasierter Medizin mit Heilmethoden, die zum Teil nicht ausreichend wissenschaftlich belegt sind und unter Umständen sogar gesundheitsgefährdend sein können. Als Folge der Aufnahme im Kompendium droht eine wachsende Akzeptanz für die Nutzung von arten- und tierschutzrelevanten Tierprodukten auf Seiten von Medizinern, Versicherungsunternehmen und Patienten. Es ist nun zu befürchten, dass die weltweite Nachfrage nach TCM-Produkten weiter steigen wird – zu Lasten vieler Tiere, die grausam gewildert oder unter schlimmsten Bedingungen lebendig geschmuggelt werden.“

Die Welttierschutzgesellschaft setzt sich in mehreren Projekten für Wildtiere ein, denen aufgrund ihrer Rolle in der Traditionellen Chinesischen Medizin großes Leid zugefügt wird. Im Norden Vietnams unterstützt der Verein mit Sitz in Berlin ein Schutzzentrum, das aus dem illegalen Handel konfiszierte Schuppentiere aufnimmt. Schuppentiere gelten als die am meisten gewilderten Säugetiere der Welt. Ihre Schuppen werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin für verschiedene Zwecke verordnet, u.a. zur vermeintlichen Heilung von Hautkrankheiten. Darüber hinaus unterstützt der Verein in Süd-Vietnam ein Schutzzentrum für ehemalige „Galle-Bären“. Dabei handelt es sich um Kragen- und Malaienbären, denen in der Vergangenheit ihre Galleflüssigkeit abgezapft wurde. Die Verwendung frisch abgezapfter Bärengalle ist trotz zahlreicher synthetischer Alternativen in der Traditionellen Chinesischen Medizin weit verbreitet.

Die Entscheidung, die Traditionelle Chinesische Medizin in die Internationale Klassifikation der Krankheiten aufzunehmen, hatte sich bereits im Vorjahr angedeutet, als die WHO ihren Entwurf für die nun verabschiedete 11. Revision des Kompendiums vorstellte.

Für Gespräche zu diesem Thema steht Daniela Schrudde gerne bereit.

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Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier.

Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org

Kontakt

Christoph May

Pressekontakt Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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