Pressemitteilung -

Umbau der Nutztierhaltung: Mehr Aufmerksamkeit für die Milchkühe

Berlin, 09.07.2020 – Aus Tierschutzsicht bietet der morgige „Ehrentag der Kuh“ wenig Grund zu feiern. Denn die Lebensbedingungen, unter denen die Mehrheit der Milchkühe in Deutschland den Ursprung so vieler Lebensmittel liefert, sind alles andere als ehrenwert: „Krankheiten, Schmerzen und Stress gehören für viele Milchkühe zum Alltag“, sagt Daniela Schrudde, Tierärztin und Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft (WTG). „Ein entscheidender Grund dafür ist die Zucht auf Hochleistung. Die Milchleistung pro Tier hat sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdoppelt. Eine Produktionssteigerung, die eindeutig zu Lasten der Tiergesundheit gegangen ist.“

Zu diesem Schluss kommt auch die vom Bundeslandwirtschaftsministerium eingesetzte „Borchert-Kommission“ in ihren Empfehlungen für den Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland. Die Expert*innen konstatieren, dass Fruchtbarkeitsstörungen, Euterentzündungen und Lahmheiten für die unnatürlich geringe Lebensdauer vieler Milchkühe verantwortlich sind. Der Bericht legt noch weitere Aspekte offen, die das mangelhafte Tierwohl der Milchkühe begründen, wie z.B. fehlenden Weidezugang und das schmerzhafte Ausbrennen der Hörner.

Der Deutsche Bundestag hat vergangene Woche beschlossen, dass die Arbeit der Borchert-Kommission als Grundlage für eine neu ausgerichtete Nutztierhaltung hierzulande dienen soll. Das lässt auch für die Zukunft der etwa vier Millionen Milchkühe in Deutschland hoffen. „Angesichts der zahlreichen Tierschutzprobleme in der Landwirtschaft haben die Belange der Milchkühe bislang zu wenig Aufmerksamkeit erfahren. Wir fordern, dass dieses Schattendasein mit dem jetzt hoffentlich konsequent angegangenen Veränderungsprozess endlich ein Ende hat“, so Daniela Schrudde.

Aus Sicht der Welttierschutzgesellschaft sind folgende Punkte entscheidend, um die Situation der Milchkühe dauerhaft zu verbessern:

»Die Einführung einer Haltungsverordnung für Milchkühe, die den Tieren u.a. regelmäßigen Auslauf im Freien gewährt, die Zucht stärker auf Robustheit und Gesundheit der Milchkühe ausrichtet, die ganzjährige Anbindehaltung beendet, die Menge an Kraftfutter bei der Fütterung reduziert und Tierwohlindikatoren einführt, die eine Bewertung des Gesundheitszustands eines jeden Tieres erlauben.

»Das Ende von langen Lebendtiertransporten in Staaten außerhalb der EU, solange mit diesen Staaten keine Abkommen zu Tierschutzstandards bestehen. Damit einhergehen sollte die Stärkung der Amtstierärzt*innen, damit diese die Belange des Tierschutzes konsequent berücksichtigen können.

»Die Förderung alternativer Aufzuchtmethoden, die das Tierwohl von Kälbern und ihren Müttern stärker beachten. Dazu zählen die mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht, bei der Kälber in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt eingeschränkten oder uneingeschränkten Kontakt zur Mutter und/oder einer Ammenkuh haben und von dieser auch gesäugt werden.

Im Rahmen ihrer Kampagne „KUH+DU“ hat die Welttierschutzgesellschaft zahlreiche Informationsmaterialien für Verbraucher*innen entwickelt, die bei einem bewussteren Milchkonsum unterstützen. Dazu zählt die regelmäßig aktualisierte Hofliste mit Milchkuhbetrieben, die Milch aus mutter- und ammengebundener Kälberaufzucht anbieten.

Weitere Informationen unter: »https://welttierschutz.org/kuhplusdu

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Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier.

Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org

Kontakt

Christoph May

Pressekontakt Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Wiebke Plasse

Pressekontakt Leiterin Kommunikation