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Börsenzeitung: "Im Gespräch: Uwe Nickl, Deutsche Glasfaser. "Wir werden für A-Brands interessant"

IM GESPRÄCH: UWE NICKL, DEUTSCHE GLASFASER

"Wir werden für A-Brands interessant"

KKR-Tochter hat rund 1 Mrd. Euro Mittel abgerufen - Netzbetreiber treibt Wholesale voran - IPTV-Produkt am Start

Die Deutsche Glasfaser, ein Portfoliounternehmen von KKR, will bis Jahresende als Wholesale-Partner für eine "A-Brand" interessant sein, wie CEO Uwe Nickl im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Als solche gelten deutschlandweite Player wie Telekom, Vodafone und 1&1.

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Die auf den ländlichen Raum fokussierte Deutsche Glasfaser macht Tempo bei Netzausbau und Kundenakquise. Das Portfoliounternehmen von KKR, die 70 % der Anteile hält, hatte zum Ende des ersten Quartals "über 200 000 Vertragskunden", wie CEO Uwe Nickl im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. "Aktuell haben wir in Planung und Bau mit Zielsetzung zum Ende des ersten Quartals 2019 dann 500 000 Homes passed", also mit Glasfaser erschlossene Häuser (Fiber to the Home, FTTH).

Dies betrachtet der Manager als kritische Größe, um im Wholesale-Geschäft entsprechend große Anbieter ansprechen zu können. "Open Access ist Teil unseres Geschäftsmodells, mit dem Erfolg unserer FTTH-Marktführerschaft sind wir nun für A-Brands interessant", so Nickl. Als solche können hierzulande etwa Deutsche Telekom, Vodafone und 1&1 betrachtet werden. Deutsche Glasfaser treibt den Ausbau der zukunftsfesten Gigabit-Netze "prinzipiell privatwirtschaftlich" voran, wie der CEO betont. Die Gesellschafter, neben dem Finanzinvestor KKR die niederländische Reggeborgh (30 %), haben Gesamtinvestitionen von 1,5 Mrd. Euro vorgesehen. "Rund 1 Mrd. Euro haben wir jetzt abgerufen. Weitere 500 Mill. Euro werden wir in den nächsten zwei Jahren ziehen", so Nickl. Den Anteil von Fremdkapital wollte der Manager nicht genau beziffern, aber "Leverage gehört zum Geschäftsmodell von Private Equity". Die Mittel für Deutsche Glasfaser stammen aus dem Infrastrukturfonds von KKR, nicht aus dem TMT-Topf. Im Januar hatte die Gesellschaft den Fremdkapitalrahmen von 225 Mill. auf 650 Mill. Euro aufgestockt. 2016 hat die Firma 26 Mill. Euro umgesetzt.

Unverwüstlich

Glasfaser als hochwertige Kabelinfrastruktur verträgt einen hohen Leverage, weil es sich um ein sehr wertbeständiges - praktisch unverwüstliches - Asset handelt, das auch auf lange Sicht jährlich wiederkehrende Erträge verspricht. Die Haltedauer der Investoren beträgt im Infrastrukturbereich üblicherweise sieben bis zehn Jahre, denn in diesem sehr kapitalintensiven Geschäft muss mit einer entsprechend langen Renditeperspektive gerechnet werden. Dennoch betont Nickl, dass unter diesen Voraussetzungen "ein privatwirtschaftlicher Ausbau funktioniert". Das Unternehmen legt für ein Ausbaugebiet "eine Penetrationsrate von 40 %" zugrunde, "das heißt, in einer Gemeinde müssen 40 % der Haushalte einen Zweijahresvertrag bei der Deutschen Glasfaser unterzeichnen. Dann wird gebaut."

Aufgrund der verstärkt fließenden öffentlichen Fördermittel, die in der neuen Legislaturperiode den Breitbandausbau in Deutschland gerade in ländlichen Gebieten begünstigen sollen, greift die Deutsche Glasfaser nun häufiger auch zu einem "Deckungslückenmodell", bei dem eine finanzielle Lücke in der Rentabilität durch staatliche Mittel geschlossen wird. Ein Betreibermodell, wie es manche Kommunen wünschen, kommt für die Deutsche Glasfaser allerdings nicht in Betracht. "Für uns als Infrastrukturinvestor ist es wichtig, das Netz zu besitzen", betont der CEO. Unterdessen bietet die Firma Dienstleistungen wie Bauanalyse und Netzplanung, die vielfach auch nachgefragt werden, wenn die Kommunen einen Teil der Erdarbeiten in Eigenregie organisieren wollen.

Bisher ist das Unternehmen auf dem eigenen Netz zu rund 90 % auch als Betreiber, also als Internet-Service-Provider (ISP), unter der Eigenmarke tätig. Allerdings wird das Wholesale-Modell vorangetrieben. "Wir bieten Open Access und kooperieren mit regionalen Partnern." Diese sind auch als Multiplikatoren wertvoll, denn das in Bundesperspektive kleine und wenig bekannte Unternehmen aus Borken (Westfalen) ist auf die Marketingkraft von Kommunen und Bürgerinitiativen etc. angewiesen.

Offen für Direktinvestment

Open Access, also der offene diskriminierungsfreie Zugang aller Service-Provider auf einem Glasfasernetz ist in den vergangenen Jahren häufig als zielführende Möglichkeit für einen schnellen flächendeckenden Ausbau von ultrabreitbandiger Infrastruktur diskutiert worden. Die Strategie trennt gewissermaßen die Baukosten von den Betriebskosten und eröffnet Kapitalanlegern die Chance, in eine neue wertbeständige Assetklasse zu investieren. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser auch als Direktinvestment für große institutionelle Anleger im Infrastrukturbereich von Interesse ist, wenn eine bestimmte Größe erreicht ist", meint Nickl.

Die von der Telekom für ihr eigenes Glasfasernetz favorisierte Variante von Open Access auf Basis bilateraler Verträge mit anderen Marktteilnehmern sieht er allerdings kritisch aufgrund widerstreitender Interessen. Der Bonner Konzern möchte beim Bau seines Glasfasernetzes aus der Regulierung entlassen werden und den Zugang für sein neues Netz frei verhandeln, gegebenenfalls mit einem nachträglichen Schiedsspruch der Bundesnetzagentur, falls in bilateralen Gesprächen keine Einigkeit erzielt werden kann. Die Telekom möchte ihr Netz nicht billig öffnen, um anderen, die nicht investieren, hohe Margen zu ermöglichen. Umgekehrt befürchten alternative Anbieter, vom Platzhirsch ausgebootet zu werden.

Um den Glasfaserausbau insgesamt voranzubringen, hält der Manager "schnellere und einheitliche Genehmigungsverfahren" für ganz wesentlich. Außerdem müsse allen Bauämtern klargemacht werden, "dass innovative Verlegungstechniken im Telekommunikationsgesetz vorgesehen sind. Für die Verlegung von direkten Glasfaserleitungen bis in die einzelnen Haushalte sind herkömmliche Methoden überholt durch verbesserte Standards. Minimalinvasive Verfahren für den FTTH-Ausbau ermöglichen Beschleunigung und Kostensenkung bei konstanter Qualität." Das Ziel des flächendeckenden Ausbaus von Glasfasernetzen könne "mit dem vermehrten Einsatz von modernen Methoden und Maschinen gelingen".

Fertige Lösung

Zum Start der Breitband- und Kabelmesse Anga hat die Deutsche Glasfaser ihr Produktportfolio erweitert. Brightblue ist ein White-Label-Produkt, das sich speziell an kleinere Telekommunikationsanbieter richtet, die so ihren Kunden unter eigener Marke eine "schlüsselfertige und breitbandoptimierte IPTV-Lösung" anbieten können, wie es in der Produktvorstellung heißt. Deutsche Glasfaser stärkt also ihre Position als Wholesale-Anbieter. 

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