News -

Ich bin ein Bowspirit Kid

Der kleine Junge auf dem Foto, das bin ich. Ich bin jetzt sieben Wochen alt. Und wie du sehen kannst, stehen mir ziemlich die Haare zu Berge. Das mag daran liegen, dass mein Weg ins Leben nicht ganz einfach war. Ich war eine schwere Zangengeburt. Meinen Vater hatte man bereits gefragt, wen man sterben lassen solle - meine Mutter oder mich. Und als ich dann doch lebend an die frische Luft kam, gratulierte die Hebamme meiner Mutter nicht, sondern meinte nur erschöpft: "Zur Hälfte gehört das Kind mir." Zwei Tage nach meiner Geburt haben sie von mir ein Foto gemacht. Aber dessen Anblick erspare ich dir an dieser Stelle: Meine linke Kopfhälfte leuchtete in allen Farben des Regenbogens!

Glück gehabt, könnte man meinen. Aber auch wenn ich noch nicht in rationalen Kategorien denken konnte, schon gar nicht in der Sprache in der du meine Worte nun liest, so fühlte sich das alles nicht im Ansatz an wie "Glück gehabt" oder ein heldenhaftes "Geschafft!". Ganz im Gegenteil.
Ich war mir sicher: Die bringen mich um! Das hat sich tief in mein Unterbewusstsein eingebrannt. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Angst beginnt im Kopf.

Wenn ich zwei Jahre alt sein werde, wird mein Vater mich verlassen. Einfach weg! Dass er auf dem beschwerlichen zweiten Bildungsweg Betriebswirtschaft studieren wird, werde ich nicht verstehen können. Ich werde nur fühlen, dass mein Vater weg ist. Und ich werde drei Jahre fast alleine mit meiner Mutter leben. Und selbst wenn mein Vater an den Wochenenden zu uns kommen wird, dann wird er in der Mansarde sitzen mit vielen Büchern und Papier und lernen. Meine Mutter wird mit mir an einem Tag am Fenster stehen und sagen "Schau mal, Papi kommt. Freust du dich denn gar nicht?". Meine Antwort wird sie erschrecken: "Warum soll ich mich denn freuen? Der haut am Montag ja doch wieder ab."
Ich werde mir sicher sein: Menschen, die ich liebe, verlassen mich! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Wenn ich drei Jahre alt sein werde, wird mein Opa sterben. Ich werde gerade mit meiner Mutter aus Lübeck nach Braunlage im Harz gereist sein, wo ich bei meiner Tante bleiben soll, während meine Eltern zum ersten Mal alleine in den Urlaub fahren wollen.
Wenn die Nachricht vom Tod meines Opas gekommen sein wird, wird meine Mutter den gemeinsam geplanten Eingewöhnungsaufenthalt abkürzen und zurück nach Lübeck zur Trauerfeier fahren. Ich werde bei Tante und Onkel und deren drei Kindern, die mir alle vollkommen fremd sein werden, bleiben. Und niemand wird mit mir darüber sprechen, was das ist "tot", oder was "sterben" bedeutet oder wie ich traurig um Opa sein kann und doch auch fröhlich, wenn etwas Schönes in meinem Leben passieren wird … - Wenn ich nach dem Urlaub von meinen Eltern wieder nach Lübeck geholt werde, wird Opa "weg" sein …
Ich werde mir sicher sein: Menschen, die ich lieb habe, verlassen mich! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Wenn ich sieben Jahre alt sein werde, wird mein Vater sehr schwer krank werden. Er wird Schmerzen im Rücken haben - zeitweise so stark, dass er mit beinahe 90 Grad nach vorne gebeugtem Oberkörper aus dem Auto steigen und nicht wissen wird, wie er sich aufrichten soll.
Er wird sich schließlich an der Wirbelsäule operieren lassen. Das wird eine sehr gefährliche Operation sein, die für ihn im Rollstuhl enden kann. Ich werde ihn einmal im Krankenhaus besuchen dürfen. Und es wird mir das Herz zerreißen, meinen Vater hilflos ans Bett gefesselt zu sehen. Es wird ihm Stück für Stück wieder besser gehen. Aber wir alle werden nun immer sehr vorsichtig mit meinem Vater umgehen und versuchen ihn zu entlasten. Mein starker Vater wird nicht mehr stark sein können.
Ich werde mir sicher sein: Das Leben macht die Menschen kaputt, selbst meinen großen Vater! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Wenn ich elf Jahre alt sein werde, dann wird mein anderer Großvater sterben. Ich werde dann natürlich mittlerweile wissen, was es heißt zu sterben. Und ich werde auch ein wenig vorbereitet sein, denn Opi wird einige Monate zuvor schon einmal schwer krank sein und wir alle uns sehr um ihn sorgen. Die Nachricht von seinem Tod wird uns ausgerechnet in der Schwimmhalle erreichen, wo wir ausgerufen werden. Dieses Mal ist es meine fünfjährige Schwester, die herzzerreißend die Umkleide des Schwimmbades zusammenschreien wird: "Opi soll nicht tot sein!" - Ich werde dieses hilflose kleine Mädchen nie vergessen. Doch was werde ich tun können, wo ich doch selbst nicht wissen werde, wie man mit Trauer umgeht?
Ich werde mir sicher sein: Menschen, die ich lieb habe, verlassen mich! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Wenn ich dreizehn Jahre alt sein werde, wird mich der sportliche Übermut packen und ich werde mich an den Sitz einer Kinderseilbahn hängen. In dem Moment, in dem das zum Einsteigen abgesenkte Seil einrasten und der Sitz sich in Bewegung setzen wird, werde ich mich nicht mehr halten können und aus circa vier Metern Höhe abstürzen. Ich werde mit gekrümmtem Rücken auf den Schultern landen und zum Glück von einem in der Nähe stehenden Vater sofort wieder auf den Boden gedrückt werden. Im Krankenhaus werde ich auf einer Spezialmatratze flach ohne Kissen ausschließlich auf dem Rücken gelagert werden, denn das Röntgenbild wird einen angebrochenen Brustwirbel zeigen. "Wir wollen ja nicht, dass er querschnittsgelähmt wird", wird das Einzige sein, was der Professor meinen Eltern zwischen Tür und Angel sagen wird.
Nach drei Wochen im Krankenhaus werde ich auch zu Hause die Rückenlage fortsetzen müssen. Schließlich werde ich mit dem Krankenwagen zu meinem Orthopäden gefahren werden. Dieser wird einen Blick auf die Röntgenbilder aus dem Krankenhaus werfen und mich auf der Liege einfach aufrichten. Und ich werde in diesem Moment tausend Tode sterben. Meine Eltern werden über meinen Gesichtsausdruck mehr erschrecken als über das wortlose Vorgehen des Arztes. Nachdem er weitere Röntgenbilder angefertigt haben wird, wird er uns erklären, dass es sich nur um einen alten Scheuermann gehandelt habe und nicht um einen angebrochenen Wirbel. Die Gefahr einer Lähmung wird nie bestanden haben. Aber ich werde diesen Moment, in dem der Arzt ohne Worte das tat, was mir über Wochen von Ärzten, Pflegern und meinen Eltern auf das Strengste verboten war, niemals vergessen.
Ich werde mir sicher sein: Der bringt mich um! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Wenn ich siebzehn Jahre alt sein werde, werde ich durch Zufall feststellen, dass beim Lesen nur mit dem linken Auge die Zeilen in Wellenlinie verlaufen. Mein Augenarzt, der mich am folgenden Nachmittag untersuchen wird, wird erbleichen, denn circa ein Drittel der Netzhaut meines linken Auges ist abgelöst und der Rest mit äquatorialen Degenerationen geschädigt. Er wird mich ins regionale Krankenhaus schicken - dort sei ich gut aufgehoben. Die mehrfachen Untersuchungen am Folgetag werden zum Teil schmerzhaft sein. Und niemand wird mir oder meiner Mutter erklären, wie die Diagnose nun wirklich aussieht und was die Therapie sein wird und welche Erfolgschancen sie haben wird. Ich werde Objekt von Assistenz- und Oberärzten sein. Mein Vater schließlich wird an diesem Abend eine Entscheidung treffen, von der er nicht wissen wird, was sie eigentlich in letzter Konsequenz bedeuten wird. Mit den Worten "Wenn ich dir in dieser beschissenen Situation weiterhelfen kann, dann hat mein Leben einen Sinn gehabt", wird er mich wieder zum Subjekt machen.
Die notwendige Operation wird gut verlaufen und zur Überraschung aller Beteiligten, werde ich zwar einen nasalen Gesichtsfeldausfall davontragen, aber wieder eine zentrale Sehschärfe von 1,2 erreichen.
Aber während der endlosen Diagnostik werde ich mir sicher sein: Ich werde mein Augenlicht verlieren! Das wird sich tief in mein Unterbewusstsein einbrennen. - Ich bin ein Bowspirit Kid.

Nicht mehr als Opfer im Drama gefangen sein

Dies alles wird mir in einem Alter widerfahren, in dem ich mich als Kind oder Jugendlicher unbeschwert des Lebens erfreuen sollte. Du magst jetzt einwenden, dass es anderen Kindern viel schlimmer ergangen ist und ergehen wird als mir. Und da gebe ich dir unumwunden Recht. Ich kann dir nur erzählen, welche "Dramen" sich in meinem Kinderleben ereignen werden. Und ich kann dir versichern, dass es nicht leicht sein wird, diese Dramen nur aus einer Perspektive - der gerade geschilderten - zu betrachten.
Es wird mehr als 25 Jahre nach dem letzten Ereignis dauern, bis diese unversorgten Wunden in meiner Seele aufbrechen werden. Und natürlich wird dies genau in einem Moment in meinem Leben sein, in dem ich "das" nun nicht auch noch brauchen werde, denn es wird sich dann ein ganz anderes Drama abspielen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auch wenn es zum "Spiel des Lebens" sprichwörtlich dazugehört, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat, ist manches Päckchen halt so unförmig, dass es gut ist, wenn mir jemand beizeiten zeigt, wie ich es am besten trage, damit es mich auf meinem weiteren Lebensweg nicht behindert. Denn ein liebevolles Umfeld, wie ich es haben werde, und Eltern, die - wie meine Eltern - wirklich alles für einen tun und dabei gar nichts falsch machen, allein genügen bei manchen Dramen halt nicht.
Aber ich werde lernen, wie heilsam es ist, einen Perspektivwechsel in Betracht zu ziehen. Wenn ich nicht mehr als Opfer im Drama gefangen sein werde, darf ich schauen, ob in der belastenden Situation vielleicht sogar ein Geschenk für mich versteckt ist, denn ich bin ein Bowspirit Kid.

Angst beginnt im Kopf. Mut auch!

Im Alter von 48 Jahren werde ich eine Entscheidung treffen und ernsthaft erkrankten und traumatisierten Kinder und Jugendlichen (m)eine Stimme geben. Ich werde der Welt eine Vision präsentieren, die vorsehen wird, ernsthaft erkrankten und traumatisierten Kinder und Jugendlichen ein außergewöhnliches Angebot zu unterbreiten - eine Seereise, die sie hoffentlich in eine gesunde Zukunft führen und sozusagen eine neue Etappe auf ihrer Lebensreise eröffnen wird.
Obwohl wir sie nicht ungeschehen machen können, werden die Kinder, wenn sie mit uns aus einem Hafen abfahren werden, auch symbolisch ihre schlechten Erfahrungen hinter sich lassen. Nach der Heimkehr werden unsere jungen Gäste ihre Rückkehr in den Alltag aus einer anderen Perspektive betrachten und sich darauf freuen können, ihr zukünftiges Leben "aufrechter" zu gestalten.

Mit geringem individuellem Aufwand wird ein Jeder das gute Gefühl haben können, jemandem geholfen zu haben, der in Not ist. Bislang hat mir noch niemand auch nur einen fundierten Grund nennen können, warum man da nicht sofort "Ja" sagen sollte.
Und, sagst du auch "Ja"? - Am einfachsten wirst du dies auf unserer Website zeigen können.

Ich werde nur der Möglichmacher sein. Realität wird die Vision nur werden, wenn du mithelfen wirst durch deinen kleinen finanziellen Beitrag und indem du deine Mitmenschen überzeugen wirst, es dir gleich zu tun.

Mein Name ist Michael Speckenbach und ich bin ein Bowspirit Kid.

🐧 🐧 🐧

Der vorstehende Artikel ist zum honorarfreien Abdruck freigegeben. Um Übersendung eines Belegexemplars wird höflich gebeten.

🐧 🐧 🐧

Bowspirit Kids - Wir möchten Kindertränen in Freudentränen verwandeln

Die Bowspirit Kids Group wurde im Frühjahr 2018 in Lübeck (Deutschland) gegründet. Unser Aktivitätsschwerpunkt liegt in der Schaffung eines maritimen Freizeit- und Erholungscamps für kranke und traumatisierte Kinder und deren Geschwisterkinder - den sog. "Schattenkindern" -, die Spaß und Abwechslung von der Krankheit erfahren sollen. Hierzu wollen wir uns die Mobilität eines Passagierfährschiffes zunutze machen, um auch außerhalb des Basisortes operieren zu können und so die Bowspirit Kids Group und ihre Arbeit weltweit vorzustellen und weitere Projekte unter dem Leitgedanken "Erholung von der Krankheit" zu initiieren.

Die Gruppe besteht aus zwei Gesellschaften - der Bowspirit Kids gemeinnützige GmbH (www.bowspirit-kids.org) und der kommerziell geführten Bowspirit Management GmbH (www.bowspirit-management.com), welche gesellschaftsrechtlich so miteinander verflochten wurden, dass erwirtschaftete Gewinne nicht an Gesellschafter ausgekehrt werden können, sondern der übergeordneten gemeinnützigen Zielsetzung zugeführt werden.

Die Bowspirit Kids Group beabsichtigt, ihre Aktivitäten nicht allein auf klassische Spenden zu stützen, sondern finanzielle Ressourcen auch durch social events und Businesspatenschaften einzuwerben. Los ging es im vierten Quartal 2018 mit der Aktion "Die größte schwimmende Pinnwand der Welt".

Themen

  • Gesundheitsorganisationen

Kontakt

Michael Speckenbach

Pressekontakt Geschäftsführer +49 4502 8491833

Zugehörige Meldungen