Pressemitteilung -
Das Klassenzimmer im Grünen: Einsatz im Hechtenloch
Im Rahmen ihrer Bio-Ausbildung arbeiteten Lernende der Gartenbauschule Hünibach im Naturschutzgebiet Hechtenloch bei Münsingen. Während vier Tagen entfernten sie invasive Neophyten wie das einjährige Berufskraut, Kratzdisteln und die Kanadische Goldrute – und erhielten dabei einen unmittelbaren Einblick in die Bedeutung von Artenvielfalt und Naturschutzarbeit.
«Für viele Lernende war es das erste Mal, dass sie in einem geschützten Gebiet mit so hoher ökologischer Bedeutung arbeiteten», sagt Numa Correia, Berufsbildner Garten- und Landschaftsbau. «Sie erlebten Vielfalt hautnah – und begriffen, wie verletzlich natürliche Lebensräume sind.» Der Einsatz erfolgte auf Einladung von Alexandra und Martin Bigler vom Demeter-Betrieb Obersteckholz in Rubigen. Die beiden sind für die Unterhaltsarbeiten im Naturschutzgebiet Hechtenloch zuständig.
Dieses Engagement passt ideal zum Bildungsverständnis der Gartenbauschule Hünibach: In der Bio-Schule mit starker regionaler Verankerung und schweizweiter Ausstrahlung sind die Förderung von Biodiversität und Nachhaltigkeit zentrale Anliegen. Praktische Einsätze wie jener im Hechtenloch fördern nebst dem Fachwissen auch persönliche und ethische Kompetenzen der Lernenden – und stärken ihr Verantwortungsbewusstsein für die Natur.
Trotz sommerlicher Hitze und überraschenden Begegnungen – etwa mit Störchen, Füchsen oder dem Biber – war das Projekt ein voller Erfolg: Die Arbeiten konnten sogar vorzeitig abgeschlossen werden. «Ich wünsche mir weitere solcher Kooperationen», so Correia. «Sie sind eine wertvolle Ergänzung zur schulischen Ausbildung – für die Lernenden, für uns als Schule und für die Natur.»
Interview mit Numa Correia, Gärtner und Berufsbildner Garten- und Landschaftsbau an der Gartenbauschule Hünibach
Wie ist die Gartenbauschule Hünibach überhaupt auf das Naturschutzgebiet Hechtenloch aufmerksam geworden – und warum engagiert sie sich ausgerechnet dort?
Alexandra und Martin Bigler bewirtschaften den Demeter-Betrieb Obersteckholz in Rubigen und sind für die Unterhaltsarbeiten im Hechtenloch zuständig. Sie haben uns angefragt, ob wir uns engagieren möchten – mit einem praktischen Einsatz zur Pflege des Naturschutzgebiets. Da der Erhalt und die Förderung der Biodiversität zu den zentralen Anliegen unserer Schule zählen, mussten wir nicht lange überlegen. Das Projekt passt hervorragend zu unserem Selbstverständnis als Bildungseinrichtung mit regionaler Verankerung und ökologischer Verantwortung.
Warum ist der Einsatz gegen das einjährige Berufskraut so wichtig – und welche Auswirkungen hat diese Pflanze auf das Ökosystem?
Das einjährige Berufskraut ist ein invasiver Neophyt, der sich rasch ausbreitet und heimische Pflanzenarten verdrängt. Um die Biodiversität zu schützen, muss die Pflanze vor der Samenbildung mitsamt Wurzeln entfernt werden. Wird sie nicht bekämpft, gehen wertvolle und teils seltene Arten verloren – mit negativen Folgen für das gesamte Ökosystem.
Was genau waren die Aufgaben der Lernenden vor Ort – und wie haben sie auf die Arbeit im Naturschutzgebiet reagiert?
Die Lernenden entfernten gezielt das einjährige Berufskraut (Erigeron annuus), Kratzdisteln (Cirsium) und die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Für viele war es eine besondere Erfahrung, an einem Ort zu arbeiten, der normalerweise nicht öffentlich zugänglich ist. Sie erlebten Biodiversität hautnah, beobachteten unterschiedliche Pflanzen-, Insekten- und Tierarten – und verstanden, wie wichtig der Schutz natürlicher Lebensräume ist.
Welche Rolle spielen solche Einsätze in der Ausbildung an der Gartenbauschule Hünibach? Geht es dabei auch um mehr als nur Fachwissen?
Sie gehören zum Selbstverständnis der Gartenbauschule Hünibach. Als Bio-Schule legen wir grossen Wert auf Nachhaltigkeit und naturnahes Gärtnern. Die Lernenden erleben in der Praxis, welche Folgen invasive Neophyten haben – und was es braucht, um natürliche Vielfalt zu erhalten. Damit fördern wir nicht nur fachliche, sondern auch persönliche und ethische Kompetenzen.
Was haben die Berufsbildner*innen selbst aus diesen vier Tagen mitgenommen – persönlich wie auch beruflich?
Für mich war es eine bereichernde Erfahrung, eine so grosse Gruppe zu leiten. Gemeinsam mit Joel und Flurina konnten wir uns gut organisieren, sodass wir sogar einen Tag früher fertig waren und noch zusätzliche Arbeiten erledigen konnten. Das war auch der engagierten Arbeit unserer Lernenden zu verdanken.
Gab es besondere Momente oder Herausforderungen, die in Erinnerung geblieben sind?
Es gab viele besondere Momente: Wir sahen Störche und Füchse, badeten im Fluss und genossen am letzten Tag ein gemeinsames Grillfest. Auch die Zusammenarbeit mit Lernenden aus anderen Fachrichtungen war bereichernd. Besonders beeindruckend war für mich der sichtbare Einfluss des Bibers auf das Gebiet – seine Spuren zu verfolgen war faszinierend. Die grösste Herausforderung war die Hitze an diesen Tagen – und die Ameisen, die sich beim Jäten bemerkbar machten, wenn man versehentlich in ihren Bau geriet.
Wie wichtig ist der Kontakt zu Partnern wie dem Naturschutz Hechtenloch für die Ausbildung an der Gartenbauschule Hünibach?
Solche Kooperationen sind für unsere Schule sehr wertvoll. Sie erweitern unser Netzwerk, machen unsere Arbeit und Philosophie sichtbar und stärken unseren Bekanntheitsgrad. Darüber hinaus fördern sie die Unterstützung durch die Bevölkerung – und tragen dazu bei, unser Engagement glaubwürdig nach aussen zu zeigen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft solcher Einsätze – sowohl für die Lernenden als auch für die Natur?
Ich wünsche mir, dass wir noch viele ähnliche Projekte umsetzen können. Für die Lernenden sind sie eine willkommene Abwechslung zum Alltag, bei der sie wertvolles Wissen und ein vertieftes Verständnis für ökologische Zusammenhänge gewinnen. Die Natur wiederum profitiert, wenn solche Arbeiten fachgerecht und mit Sorgfalt durchgeführt werden – mit nachhaltiger Wirkung für das gesamte Gebiet.
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Gartenbauschule Hünibach
Als Bildungs- und Kompetenzzentrum für naturnahen Gartenbau ist die Gartenbauschule Hünibach einmalig in der Schweiz. In der Lehrwerkstatt werden 54 Ausbildungsplätze für künftige Bio-Gärtner:innen angeboten. Die Schule steht allen offen, die Interesse an biologischem Gartenbau haben und zudem Wert auf eine solide, breit gefächerte Ausbildung legen.
Die Gartenbauschule Hünibach produziert und verkauft Bio-Produkte in Demeter-Qualität aus Überzeugung. Ihre Philosophie betont die Verantwortung der Menschen gegenüber der Erde und die Zusammenarbeit mit der Natur. Sie bietet Produkte an, die unter natürlichen Bedingungen auf gutem Grund gehegt und gepflegt wurden.
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