PR für Female Leaders: Warum Sichtbarkeit weibliche Führungskräfte stärkt

1. Einleitung: Das Dilemma der Sichtbarkeit
Frauen in Führungspositionen sind in vielen Bereichen weiterhin unterrepräsentiert – und dort, wo sie Verantwortung tragen, bleiben sie oft weniger sichtbar als ihre männlichen Kollegen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen: Frauen neigen stärker dazu, ihre Leistung herunterzuspielen oder den Erfolg dem Team zuzuschreiben. Sichtbarkeit wird nicht selten als „Selbstinszenierung“ oder gar „Eitelkeit“ missverstanden. Hinzu kommt die Sorge, durch öffentliche Präsenz angreifbar zu werden.
Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen trotz hoher Kompetenz und Verantwortung seltener in den Medien auftreten, weniger zitiert werden und damit weniger als gestaltende Stimmen wahrgenommen werden. Genau hier setzt strategische Pressearbeit an – nicht als Luxus, sondern als notwendiges Führungsinstrument.
2. Warum Sichtbarkeit Führungsstärke ist
Öffentliche Präsenz über Interviews, Fachartikel oder Kommentare in relevanten Medien ist mehr als reine Imagepflege. Sie signalisiert Leadership, fördert Vertrauen und verleiht weiblichen Führungskräften eine Bühne, um ihre Kompetenz und Haltung zu zeigen.
Studien zum Thema „Thought Leadership“ belegen, dass Entscheider:innen stärker auf öffentliche Stimmen reagieren, wenn diese als glaubwürdig, kompetent und konsistent wahrgenommen werden. Sichtbarkeit wirkt damit direkt auf Karrierechancen, Unternehmensreputation und Netzwerkzugänge. Pressearbeit fungiert als Verstärker für die eigene Führungsrolle – und macht Entscheidungsprozesse, Werte und strategische Leitlinien transparent.
3. Typische Hürden für Female Leaders
Die Herausforderungen, die Frauen in der PR-Sichtbarkeit bremsen, lassen sich klar benennen:
- Gesellschaftliche Prägungen: Bescheidenheit und Zurückhaltung gelten bei Frauen noch immer als Tugenden.
- Zeitfaktor: Doppelbelastung durch Beruf, Familie und Netzwerk lässt wenig Raum für strategische Kommunikation.
- Kritikrisiko: Öffentliche Präsenz macht angreifbar – ein Aspekt, der Frauen häufiger abschreckt als Männer.
Diese Faktoren führen dazu, dass Sichtbarkeit oft verschoben oder ganz vermieden wird. In der Folge entsteht ein Vakuum, das von männlichen Stimmen gefüllt wird.
4. Die Rolle von Pressearbeit
Marketing kauft Aufmerksamkeit, Pressearbeit baut Vertrauen auf. Während Anzeigen Reichweite generieren, beruht journalistische Berichterstattung auf Unabhängigkeit – und wird daher von Leser:innen, Kund:innen und Partner:innen als glaubwürdiger wahrgenommen.
Eine Führungskraft, die in den Medien präsent ist, positioniert sich als Expertin ihres Fachgebiets. Dabei gilt: Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Superlative, sondern durch nachvollziehbare Argumente, Zahlen und klare Haltung. Pressearbeit transportiert Inhalte, die über kurzfristige Kampagnen hinaus wirken und langfristig Reputation schaffen.
5. Fünf Strategien für Female Leaders
1. Eigene Story identifizieren und kommunizieren
Medien interessieren sich weniger für Produktdetails oder interne Veränderungen als für Geschichten mit gesellschaftlicher Relevanz. Female Leaders sollten ihre persönliche Perspektive und den unternehmerischen Weg stärker einbringen.
2. Haltung und Werte formulieren
Öffentliche Kommunikation erfordert Klarheit über die eigenen Werte und Prinzipien. Diese Transparenz erleichtert Orientierung für Mitarbeitende, Kund:innen und Stakeholder.
3. Passende Medien auswählen
Strategisch platzierte Beiträge erzielen größere Wirkung als breit gestreute Pressemitteilungen. Relevanz entsteht durch die gezielte Auswahl von Redaktionen und Formaten, die die eigene Zielgruppe tatsächlich erreichen.
4. Beziehungen zu Journalist:innen aufbauen
Vertrauen entsteht durch langfristige Interaktion. Wer Journalist:innen regelmäßig mit relevanten Informationen versorgt und persönliche Kontakte pflegt, wird häufiger berücksichtigt.
5. Sichtbarkeit als Prozess verstehen
Pressearbeit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Nachhaltige Präsenz entsteht durch Wiederholung, Nachfassen und kontinuierliche Themenplatzierung.
6. Beispiele und empirische Evidenz
Eine Analyse der Global Media Monitoring Study zeigt, dass Frauen in Nachrichten weltweit nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind – nur etwa ein Viertel der zitierten Expert:innen sind weiblich. Unternehmen, deren weibliche Führungskräfte aktiv in die Medienarbeit eingebunden sind, erzielen dagegen nachweislich eine höhere Reichweite in Fach- und Wirtschaftspublikationen.
Auch im Employer Branding wirkt Sichtbarkeit: Laut einer Studie von LinkedIn bewerten Bewerber:innen Unternehmen attraktiver, wenn Führungskräfte regelmäßig in Fachmedien vertreten sind. Für weibliche Führungskräfte bedeutet das: Wer sich positioniert, gewinnt nicht nur Kund:innen, sondern auch Talente.
7. Warum das Thema jetzt dringender ist denn je
Digitale Öffentlichkeit
In einer zunehmend digitalen Medienwelt reicht es nicht mehr, im lokalen Wirtschaftsteil sichtbar zu sein. Reichweite entsteht über Online-Portale, Fachblogs, Podcasts und Social Media – und sie bleibt länger bestehen. Ein Medienbeitrag kann Monate oder Jahre nach Veröffentlichung Wirkung entfalten, weil er in Suchmaschinen gefunden wird.
Sichtbarkeit in KI-Maschinen
Ein neuer Aspekt verstärkt diese Dynamik: Künstliche Intelligenz. Systeme wie ChatGPT oder branchenspezifische Research-Tools greifen auf öffentlich zugängliche Inhalte zurück. Wer in relevanten Medien präsent ist, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit in diesen Datenpools berücksichtigt. Das bedeutet, dass weibliche Führungskräfte nicht nur für Menschen sichtbar werden, sondern auch für Maschinen, die künftig verstärkt Recherche, Briefings und Entscheidungsgrundlagen mitgestalten.
Damit wird Sichtbarkeit zum doppelten Hebel: Sie wirkt in den Köpfen der Menschen – und in den Algorithmen, die Sichtbarkeit automatisiert reproduzieren.
8. Schluss: PR ist kein Luxus, sondern strategische Notwendigkeit
Für Female Leaders ist Pressearbeit kein optionales Add-on, sondern ein wesentlicher Bestandteil moderner Führung. Sie verleiht Frauen Glaubwürdigkeit, schafft Resonanz und öffnet Türen, die durch Marketing allein verschlossen bleiben.
Strategische PR verschafft weiblichen Führungskräften Zugang zu Netzwerken, steigert die Attraktivität ihres Unternehmens und positioniert sie als Stimme in gesellschaftlichen Debatten. In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit fragmentiert ist und KI-Systeme Sichtbarkeit zusätzlich formen, entscheidet gezielte Pressearbeit über Relevanz.
Sichtbarkeit ist damit kein Selbstzweck, sondern ein Beweis von Leadership. Wann gehen Sie in Führung?
Ein Gastbeitrag von unserem Partner Angela Recino, PR-Strategin, Kommunikationsberaterin und Mentorin für Public Relations und Pressearbeit.
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