Blog-Eintrag -
Der Einfluss sozialer Medien in China auf das Konsumverhalten
China hat mehr Internetnutzer (ca. 641,6 Mio.) als die EU Einwohner (ca. 507,4 Mio.). Die Anzahl der chinesischen Nutzer sozialer Netzwerke lag 2013 bei 366,2 Mio. und damit mehr als viermal so hoch wie die Einwohnerzahl Deutschlands. Die Nutzerzahlen steigen kontinuierlich.
China liegt auf dem ersten Platz bei der Nutzung sozialer Netzwerke von Unternehmen. Im Jahr 2011 haben 65% der befragten chinesischen Unternehmen soziale Netzwerke erfolgreich genutzt, um Kunden zu gewinnen.
Soziale Medien als Trendsetter
Aktuell sind Informationen zu Verbraucherthemen in China aus sozialen Netzwerken genauso wichtig wie Informationen aus Fernsehen und Printmedien, manchmal sogar wichtiger. Die sozialen Netzwerke haben nicht nur einen starken Einfluss auf die Entscheidungen der chinesischen Konsumenten, sondern werden mittleiweile sogar als die Trend-Macher der Gegenwart angesehen.
Chinesische Verbraucher kaufen ein
Produkt häufiger, wenn es von Freunden bzw. Bekannten (oder) in sozialen
Netzwerken empfohlen wird. Es hat sich gezeigt, dass Konsumenten den
offiziellen Produktinformationen weniger Vertrauen entgegenbringen als den
Angaben, die sie in diversen sozialen Netzwerken finden.
Soziale Medien und Vertrauen
Viele Chinesen gehen mittlerweile äußerst skeptisch mit Informationen aus Fernsehen, Nachrichten und Werbung um. Wegen der zunehmenden Skandale rund um Konsumprodukte, vor allem im Zusammenhang mit Lebensmitteln, verlassen sich viele lieber auf Freunde, Familie und Bekannte. Die Meinungen von Prominenten oder Eliten spielen aber auch eine große Rolle. Viele Informationen werden über Social Media gepostet und ausgetauscht.
Die weltweit bekannten Social-Media-Seiten wie Facebook, Twitter oder Youtube sind in China nicht öffentlich zugänglich. Den Markt dominieren lokale Social-Media-Firmen wie RenRen (chinesisches Facebook), Tencent Weibo und Sina Weibo (chinesisches Twitter), Youku und Tudou (chinesisches Youtube).
Die besten Plattformen aus der großen Menge sozialer Netzwerke auszuwählen ist schon eine Herausforderung, da sich Stimmungen, Zielgruppen, aktive Nutzergruppen und die Inhalte der Posts stark voneinander unterscheiden.
Case Studies Soziale Medien und Vertrieb
Lufthansa ist ein gutes Beispiel. Die deutsche Fluggesellschaft besitzt einen verifizierten Account bei Sina Weibo (dem größten chinesischen Mikroblogging-Dienst). Dort postet sie täglich Informationen und Bilder zur Geschichte der Lufthansa, über aktuelle Angebote, Tipps für Reisen nach Europa usw. Die Posts sind meistens sehr unterhaltsam geschrieben und verknüpfen aktuelle Trendthemen mit Unternehmens-Informationen oder Verbrauchertipps. Zusätzlich organisiert die Lufthansa Gewinnspiele. Dadurch konnte Lufthansa bei Sina Weibo ca. 340.000 Follower gewinnen. Im Vergleich dazu hat Lufthansa bei Twitter nur 155.000 Follower – obwohl Twitter fast doppelt so viele MAU (monatlich aktive Nutzer) wie Sina Weibo hat.
Dieses Beispiel zeigt, dass eine erfolgreiche Geschäftsstrategie in China mit einer guten Social-Media-Strategie verknüpft ist. Dass dieses Fazit sich weltweit ziehen lässt, ist bekannt. Allerdings – so das Ergebnis der aktuellen Studie „Challenges and Opportunities of Social Business Solutions“ (durchgeführt von der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Lithium Technolgies) – werden auch 2014 in Deutschland nur unzureichend konkret ausformulierte Unternehmens-Strategien im Umgang mit Social Media erstellt (Kontakter 34/2014, 21.08.2014). Es bleibt zu hoffen, dass hier ein Blick gen Osten innovative Hinweise auf die strategische Planung der zukünftigen Social-Media-Strategien in Deutschland eröffnet.
Über die Autorin: Huan Xu
Geboren
in Zhejiang, China kam Huan Xu 2009 das erste Mal nach Deutschland, um als
Austauschstudentin am Herder-Institut der Universität Leipzig die deutsche
Sprache zu erlernen. Mittlerweile hat sie ihr Studium der Kommunikations- und
Medienwissenschaften erfolgreich beendet und unterstützte 2014 das NIMIRUM-Team als
engagierte und vielseitig interessierte Praktikantin in allen Fragen rund um
das firmeneigene China-Netzwerk. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der
Kommunikationsforschung, im Bereich Social Media sowie in
sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zum chinesischen Sprach- und
Kulturraum.
Das sagt die Expertin über NIMIRUM:
Durch die Arbeit bei NIMIRUM hatte ich die Möglichkeit, meine sprachlichen und kulturellen China-Kenntnisse mit wissenschaftlichen Fragestellungen zu vereinbaren und spannende Aufgaben im Bereich des konkreten Wissenstransfers zu lösen.
Sie möchten Kontakt zu unserer China-Expertin Huan Xu aufnehmen? Schreiben Sie uns gleich.
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