Pressemitteilung -
Repräsentative Befragung der Aktion Mensch zeigt: Mobbing bleibt ein Tabuthema / Fast die Hälfte der Jugendlichen ist betroffen – doch die Mehrheit schweigt
- Alarmierend: Fast 80 Prozent der Jugendlichen sprechen selten oder nie über Mobbing-Erfahrungen
- Besonders gefährdet: Drei von vier Jugendlichen mit Behinderung erlebten bereits Mobbing – deutlich mehr als Gleichaltrige ohne Behinderung
- Neue Initiative: Mit der Kampagne #SagtNichtNichts möchte die Aktion Mensch Schweigen brechen und junge Menschen sowie ihr Umfeld zum Handeln bewegen
Bonn (29. September 2025) Fast jede*r zweite Jugendliche in Deutschland ist von Mobbing betroffen. Besonders besorgniserregend: Knapp 80 Prozent der Jugendlichen, die gemobbt werden, sprechen selten oder gar nicht über ihre Erfahrungen – meist aus Angst, Scham oder Hoffnungslosigkeit. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle repräsentative Online-Befragung*, die die Aktion Mensch anlässlich ihrer neuen Kampagne gegen Mobbing und Ausgrenzung durchgeführt hat.
Ein Drittel der Betroffenen berichtet, gleich mehrere Formen von Mobbing erfahren zu haben – von verbalen Angriffen wie Beleidigungen oder Bloßstellen, über soziale Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt. Hauptschauplatz ist dabei mit deutlicher Mehrheit die Schule: 91 Prozent der Betroffenen geben sie als Ort des Geschehens an. Die Folgen des Erlebten sind gravierend für die Betroffenen. Sie benennen vor allem seelische Belastungen wie Angst und Traurigkeit, Einsamkeit sowie das Gefühl von Wertlosigkeit als Konsequenzen. Bei 40 Prozent der Jugendlichen, die nichts gegen Mobbing unternommen haben, ist zudem die Gefahr einer „Mobbing-Spirale“ besonders hoch – denn sie sind den Ergebnissen zufolge wiederholtem Mobbing durch verschiedene Personen ausgesetzt.
Jugendliche mit Behinderung besonders stark betroffen
Ein eklatanter Unterschied zeigt sich zwischen jungen Menschen mit und ohne Behinderung: Drei von vier Jugendliche mit Behinderung (75 Prozent) haben bereits Mobbing-Erfahrungen gemacht, bei Gleichaltrigen ohne Behinderung ist es knapp die Hälfte (46 Prozent). „Diese Ergebnisse sind alarmierend. Sie machen unmissverständlich deutlich: Mobbing stellt ein massives gesellschaftliches Problem dar – eines, das viel zu oft im Verborgenen bleibt. Besonders erschütternd ist, dass Jugendliche mit Behinderung überdurchschnittlich häufig von Ausgrenzung und Anfeindung betroffen sind“, kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Wir möchten junge Menschen ermutigen und unterstützen, offen über ihre Mobbingerfahrungen zu sprechen und sich Hilfe zu suchen – und gleichzeitig sind Eltern, Lehrkräfte und Beteiligte in der Pflicht, Mobbing frühzeitig zu erkennen und konsequent entgegenzuwirken.“
Gemeinsam gegen Mobbing mit Nummer gegen Kummer e.V.
Zu den bei jungen Menschen bekanntesten Hilfsangeboten bei Mobbing zählen laut den Ergebnissen vor allem anonyme und niedrigschwellige Beratungsstellen wie die Telefonseelsorge oder Nummer gegen Kummer e.V. Allein im Jahr 2024 unterstützten die Berater*innen der „Nummer gegen Kummer" in 117.934 Beratungen Kinder, Jugendliche und Eltern in schwierigen Lebenslagen – vertraulich und kostenlos. Im Rahmen der Initiative #SagtNichtNichts gehen die Aktion Mensch und „Nummer gegen Kummer“ nun eine Kooperation ein, sensibilisieren gemeinsam für die Themen Mobbing und Ausgrenzung und stellen Betroffenen konkrete Hilfsangebote bereit.
Neue Förderaktion für mehr Respekt und Vielfalt
Begleitend zur Kampagne startet die Aktion Mensch am 1. Oktober 2025 ihre neue Förderaktion „Zeichen setzen! Für mehr Respekt und Vielfalt“. Mit einem Fördervolumen von fünf Millionen Euro sollen Projekte unterstützt werden, die Jugendliche befähigen, Mobbing und Ausgrenzung zu erkennen, selbstbewusst zu handeln und sich aktiv für ein respektvolles, inklusives Miteinander einzusetzen – in der Schule, in der Freizeit und in der digitalen Welt. „Als größte nichtstaatliche Förderorganisation in der Kinder- und Jugendhilfe setzen wir uns seit über 20 Jahren entschlossen für junge Menschen ein“, sagt Christina Marx. „Mit unserer neuen Förderaktion unterstützen wir gezielt Projekte, die auf Vielfalt und Inklusion setzen, junge Menschen stärken und Mobbing entschieden bekämpfen.“
Interviewangebot, Zusatzinformationen und Bildmaterial
- *Bei der Befragung handelt es sich um eine von der Aktion Mensch in Auftrag gegebene und von (r)evolution GmbH durchgeführte repräsentative Online-Befragung von 2.170 Jugendlichen mit und ohne Behinderung zwischen 14 und 21 Jahren zum Thema Mobbing. Die Daten wurden im Zeitraum vom 18. bis 28. August 2025 erhoben.
- Gerne vermitteln wir Ihnen ein Interview mit Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
- Weitere Informationen zur Kampagne #SagtNichtNichtsund zur Förderaktion finden Sie unter: https://www.aktion-mensch.de/mobbing.
- Bildmaterial steht in unserem Pressezentrum unter www.aktion-mensch.de/presse zum Download zur Verfügung.
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Über die Aktion Mensch
Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie mehr als fünf Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern. Mit den Einnahmen aus ihrer Lotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte. Möglich machen dies rund vier Millionen Lotterieteilnehmer*innen. Zu den Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Seit Anfang 2014 ist Rudi Cerne ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch www.aktion-mensch.de