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Heidrun Thaiss und Nadine Haunstetter sprechen über die Nutzen-Argumente von Schulgesundheitsfachkräften.
Prof. Dr. Heidrun M. Thaiss, Director Medicine & Science und Schulgesundheitsfachkraft Nadine Haunstetter

Blog-Eintrag -

Deutschland verdient einen besseren Impfschutz.

Was jetzt zu tun ist.

Eine der wirksamsten und kostengünstigsten primärpräventiven Maßnahmen gegen Krankheiten bzw. schwere Krankheitsverläufe sind Impfungen. Trotz klarer Empfehlungen der Ständige Impfkommission (STIKO) aber liegen die Impfquoten für die Gesamtbevölkerung in Deutschland auf niedrigem Niveau.
Dabei ist die generelle Ablehnung der Maßnahme durch Impfgegner im Verhältnis tatsächlich das geringere Problem. Vielmehr werden Impfungen von vielen Menschen gar nicht oder zu spät in Anspruch genommen, weil die Impfung als solche nicht bekannt ist oder vor allem, weil Termine schlicht vergessen werden. So werden Impfserien oftmals nicht vollendet und Grundimmunisierungen nicht erreicht.

Insbesondere aber für vulnerable Personengruppen ist der Schutz vor Infektionen wichtig.
So kann durch Impfungen im Kindesalter zum Beispiel vor HPV-assoziierten (Krebs)-Erkrankungen wirksam geschützt werden.
Doch Deutschland hinkt bei den HPV-Impfraten hinterher: 2023 lag die HPV-Impfquote bei 15-jährigen Jungen unter 30 Prozent, bei den Mädchen knapp über 50%.

Das Nationale Aktionsbündnis Impfen e.V. (NABI) rief daher zum Parlamentarischen Frühstück ins Cafe Einstein in Berlin und rund 40 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft folgten der Einladung zum morgendlichen Diskurs, moderiert von Stefan-Andreas Casdorff, dem langjährigen Herausgeber und aktuellen Editor at Large des Tagesspiegel. In seinem Grußwort als Schirmherr des NABI setze der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Dr. Georg Kippels die Zielmarke: „Es muss unser gemeinsames Ansinnen für die Zukunft sein, dass wir einen kommunikativen Weg und Möglichkeiten finden, um die breite Bevölkerung von dem besonderen Nutzen des Impfens, der HPV-Impfung im Besonderen, zu überzeugen."

Prof. Dr. Heidrun M. Thaiss, Director Medicine & Science der Felix Burda Stiftung und Mit-Gründerin und Vorstandsvorsitzende des NABI zeigte, dass bereits im Kindesalter vermittelte Gesundheitskompetenz den Nährboden für höhere Impfquoten und gesunde Erwachsene bereitet.

Untermauert wurden ihre Argumente mit Berichten aus der täglichen Praxis der Schulgesundheitsfachkraft Nadine Haunstetter. An Stuttgarter Schulen versorgt Haunstetter mit ihren Kolleginnen nicht nur chronisch kranke Kinder und kümmert sich um Verletzungen der Schüler. Sie entlastet Lehrer und Eltern und trägt durch eigene Aktionen in Prävention und Gesundheitsförderung maßgeblich zur Bildung von Gesundheitskompetenz und zur "gesunden Schule" bei. Mit eindrücklichen Daten vom „Erfolgsmodell Schulgesundheitsfachkraft“ belegte sie den hohen Nutzen: Jeder in diese Fachkraft investierte Euro hat eine Rendite von bis zu 43 Euro. Ein beeindruckender ROI.


HPV-Impfung schützt vor mehreren Krebserkrankungen.

Neben dem Gebärmutterhals-Krebs – bei dem der Zusammenhang mit dem HP-Virus klar bewiesen ist – steigert eine HPV-Infektion auch das Risiko von Tumoren im Mund- und Rachen-Bereich (wie Kehlkopf-Krebs), im Genital- und Anal-Bereich wie z.B. Vulva-, Penis- und Anal-Karzinom. Dank Nobelpreisträger Harald zur Hausen bietet die HPV-Impfung einen wirksamen Schutz vor diesen Krebserkrankungen.

Leider wird deren großes Potenzial aber in anderen Ländern weitaus effektiver realisiert als in Deutschland.

Thaiss appellierte daher an die Politik, wieder organisierte Impfprogramme in Schulen anzubieten und Impfangebote niedrigschwellig in die Lebenswelten der Menschen zu integrieren: „Unter Vermittlung von Gesundheitskompetenz verstehen wir nicht noch eine weitere Broschüre, nicht einzelne Projekte an den Schulen, die nicht dauerhaft finanziert und nicht nachhaltig sind. Davon müssen wir uns verabschieden - zugunsten der Implementierung von Gesundheit in das Bewusstsein der Schulen. Die Schulgesundheitsfachkraft ist hierfür eine ideale Lösung.“

Und Dr. Ulrike Horacek, Beisitzerin im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) entkräftete die weit verbreitete Annahme, dass es keine qualifizierten Impfärzte für HPV-Aktionen in Schulen gäbe. Kinder- und Jugendärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst seien als Betriebsärzte der Schule im KJGD vorhanden, die auch jetzt schon in der Schule impfen würden.

Dr. Sandow, niedergelassene Allgemeinärztin in Berlin, vermittelte eindrucksvoll die Hürden in der Praxis. Nach der Pandemie seien die Patientinnen und Patienten deutlich impfkritischer geworden. Auch die Vergütung decke nicht den zeitlichen und personellen Aufwand.

„Die Diskussion hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Impfung bekannt zu machen, die Impfakzeptanz für die HPV- und andere Impfungen zu stärken und niedrigschwellige Impfangebote zu schaffen“, fasste Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Stellvertretende Vorsitzende der STIKO, das Parlamentarische Frühstück zusammen.

Es fehlt schon lange nicht mehr an der Erkenntnis, sondern an der praxisnahen Umsetzung.

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