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Blog-Eintrag -

Bildungsurlaub im KZ Auschwitz

Im Januar 2020 nutze ich die einmalige Chance um an einer besonderen Bildungsreise teilzunehmen. Unser Ziel war die südpolnische Stadt Krakau und das Konzentrationslager Auschwitz. Grund für mich auf diese Reise zu gehen war das KZ, welches man nur aus Filmen und Geschichtsbüchern kannte, mit eigenen Augen zu sehen. Hinzu kam die Gelegenheit, an der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung beizuwohnen und Kontakt zu den letzten verbliebenen Zeitzeugen zu haben. Mit mir zusammen nahmen noch 117 weitere Schüler aus verschiedenen Berliner Oberstufenzentren an dieser Bildungsreise teil, um sich gegen das Vergessen zu stellen.

Unsere Reise begann am 24. Januar mit einer achtstündigen Busfahrt in unser Hotel „Start“ am Stadtrand Krakau´s. Nach Schlüsselübergabe und Bezug der Zimmer versammelten wir uns in einem Meetingraum und wurden auf die folgenden Exkursionen vorbereitet. Den Rest des Abends hatten wir Freizeit. Eine Freundin und ich nutzen die Gelegenheit um uns Krakau genauer anzuschauen. Wir landeten nach einem langen Fußmarsch Richtung Zentrum im historischen jüdischen Stadtviertel Kazimierz. Dort ließen wir uns in einer netten Studentenkneipe „BeerStreet“ nieder und tranken ein dunkles polnisches Bier zum Abschluss des Abends. Dunkles polnisches Bier kann ich nur empfehlen.

Am darauffolgenden Tag begann unsere Fahrt ins das Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager). Nach dem Securitycheck und Ausstattung mit Headsets begann unsere Führung. Ich erinnere mich noch genau, wie kalt und trostlos alles wirkte. Man hätte die ganze Zeit ein bedrückendes Gefühl und eine Art von Gänsehaut als uns die Führungskraft explizite Schilderungen über einen „normalen“ Tag in dem Stammlager berichtete. Besonders gefesselt war ich von dem Eingangstor mit dem bekannten zynischen Schriftzug „Arbeit macht frei“. Es ist etwas völlig anderes, wenn man vor Ort davorsteht, als wie es auf einem Foto in einem Buch zu sehen. Wir besichtigten einige Gebäude, dabei auch der Platz mit der Erschießungsmauer und den Galgen. An den Fluren der Gebäude hingen Porträts der ermordeten Gefangenen. Erschreckend fand ich hinter den riesigen Glasvitrinen die Berge an Schuhen, Koffern und sogar Haaren. Juden wurden wie Vieh behandelt und alles an ihnen wurde verwertet. Aus den Haaren wurden zum Beispiel Teppiche gefertigt. Unvorstellbar. Konstant dabei wurden uns genaustens die Foltermethoden erläutert, welche die Atmosphäre in dem Stammlager und unsere Gemüter weiterhin trübten und verdunkelten. Am Schlimmsten waren für mich die Zeichnungen der Kinder, welche immer düsterer und trauriger wurden, weil diese genau wussten es gibt es keinen Ausweg aus dieser menschgeschaffenen Hölle. Mit Tränen in den Augen verließen wir die Anlage und hatten im Anschluss im Hotel Rückgespräche über unsere Eindrücke und Emotionen. Ich empfand diesen Ort schon sehr schrecklich. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welches Grauen mich in dem Vernichtungslager Birkenau – Konzentrationslager Auschwitz II erwarten würde.

Vor der Fahrt in das Vernichtungslager erkundeten wir die kleine Stadt Oświęcim (dt. Auschwitz) und machten uns auf die Suche nach den letzten Spuren der Juden. Die Chevra Lomdei Mishnayot Synagoge hat als einziges jüdisches Gotteshaus den Zweiten Weltkrieg in Oświęcim überstanden. Ca. 1913 erbaut, wurde sie von den Nationalsozialisten als Munitionslager verwendet, wobei die Inneneinrichtung zerstört wurde. Nach dem Krieg stellten die zurückgekehrten Juden die eigentliche Funktion wieder her. Die kleine Gruppe der Holocaustüberlebenden verließ die Stadt aber bald wieder, sodass die Synagoge keine Verwendung mehr hatte und die kommunistische Regierung das Gebäude in den 1970ern zum Teppich- und Warenhaus umfunktionierte. 1998 wurde die Synagoge an die jüdische Gemeinde in Bielsko-Biała zurückgegeben, die sie wiederum an die Auschwitz Jewish Center Foundation spendete. Ab 2000 wurde die nun ins Museum integrierte restaurierte Synagoge wiedereröffnet und kann wieder für Gebete genutzt werden. Nach der Besichtigung der Synagoge und des Museums fuhren wir in das KZ. Ich bin immer noch über die Größe der Anlage erschüttert. Knapp 192 ha. Der größte Friedhof den ich jemals gesehen habe. Überall diese unter Strom stehenden Metallzäune, in welche sich die Gefangenen freiwillig hineinwarfen um Ihr elendes Leben zu beenden. Wir folgten dem blutgetränkten Wege zur Deportationsstation an dem Gleis, wo ein Zugwaggon auf uns wartete. Dabei wurden uns weitere schreckliche Augenzeugenberichte geschildert. Die zerstörten Krematorien und Gaskammern waren der widerlichste Anblick. In der Anfangszeit der Vernichtungsaktionen in Birkenau wurden die Leichen in großen Gruben verscharrt. Um keine Beweise für den Massenmord zu hinterlassen, sowie die Anzahl der Getöteten schwerer nachvollziehbar zu machen, wurden später die Leichen in den Öfen der Krematorien verbrannt. Auch die bereits vergrabenen Toten wurden dazu exhumiert. Die Asche wurde großenteils in die Soła, einen Nebenfluss der Weichsel, geschüttet. Viele Häftlinge des Sonderkommandos hielten dem psychischen Druck dieser Tätigkeit nicht stand, begingen Suizid oder verloren den Verstand. Mindestens ein Häftling ist bekannt, der sich mitsamt der Leiche, die er trug, in die Verbrennungsgrube stürzte, um sich so umzubringen. Nun weiß ich genau, warum man dieses Ort auch „das Tor zur Hölle“ nannte. Ich kann mir das kaum vorstellen. Der ständige Ascheregen und der anhaltende Gestank nach Tod. An einem dieser Krematorien hielten wir eine Gedenkung ab und legten Steine nieder.

Ich habe eine Patenschaft für eine jüdische Frau angenommen um an ihren Namen zu gedenken, damit dieser nie in Vergessenheit gerät:

Augusta Fink

geboren * 1908 und  1940 ermordet

Am letzten Tag nach der Besichtigung der Remuh-Synagoge und des jüdischen Friedhofs im jüdischen Stadtviertel Kazimierz fuhren wir zur Gedenkfeier an den Holocaust. Im Zentrum der Zeremonie in der KZ-Gedenkstätte standen die Reden von vier Auschwitz-Überlebenden. Auf Reden von Politikern haben die Organisatoren bewusst verzichtet, nur Polens Präsident Andrzej Duda ergriff in einer Begrüßungsrede das Wort. Die Gedenkveranstaltung fand in einem riesigen Zelt statt, das über den ins KZ Auschwitz führenden Bahngleisen errichtet worden war und die Eingangsfassade mit dem Eingangstor zum KZ einbezog. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, klagte in seiner Ansprache die internationale Gemeinschaft an: „Zu viele Menschen in zu vielen Ländern haben Auschwitz möglich gemacht“. Nicht nur die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 habe Auschwitz ermöglicht, sondern der weltweite Antisemitismus. Heute höre man wieder dieselben Lügen, die die Nationalsozialisten für ihre antijüdische Propaganda eingesetzt hätten. An der Gedenkveranstaltung nahmen Delegationen aus etwa 50 Staaten, darunter etwa 25 Staats- und Regierungschefs teil sowie etwa 200 Überlebende des KZ Auschwitz. Unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm daran ebenso teil, sowie der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin. Die Zeremonie endete mit dem Aufstellen von Grablichtern am Mahnmal. Nachdem die Staatsgäste das Mahnmal verlassen hatten, durfte die Zivilbevölkerung und unsere Gruppe an das Mahnmal gehen. Wir hatten unzählige weiße Rosen organisiert und legten diese auf die Gleise nieder, welche vor dem Mahnmal endete. Es war ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich war selber von mir überrascht, dass ich so viel Mitgefühl und Empathie für Menschen empfinden kann, welche ich überhaupt nicht kannte. Noch heute, wenn ich an die Reise zurückdenke, stehen mir die Tränen in den Augen. Ich bin sehr froh diese Reise gemacht zu haben. Meiner Meinung nach sollte jeder einmal im Leben diesen Ort besucht haben, um sich das Grauen und die Verbrechen der Nationalsozialisten vor Augen zu halten und niemals zu vergessen.

Eurer Niklas

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