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Pflanzenkohle: die neue Generation nachhaltiger Bodenverbesserer
Pflanzenkohle könnte das ersetzen, was bislang Blähton, Perlit oder Bims geleistet haben – und dabei nicht nur Pflanzen stärken und Wasser speichern, sondern auch das Klima schützen. Für den Städte- und Gartenbau wird das immer relevanter.
Ob in urbanen Begrünungsprojekten oder im professionellen Gartenbau – überall stehen Planer:innen, Landschaftsgärtner:innen und Substrathersteller:innen vor derselben Herausforderung: Pflanzen sollen auch in verdichteten, nährstoffarmen oder stark beanspruchten Böden zuverlässig wachsen und widerstandsfähig bleiben. Dafür braucht es leistungsfähige Bodenzusatzstoffe, die Struktur, Wasserhaushalt und Nährstoffverfügbarkeit verbessern. Bislang kamen dafür vor allem Materialien wie Blähton, Vermiculit (Schichtsilikat), Perlit oder Bims zum Einsatz. Doch ihr ökologischer Fußabdruck ist alles andere als grün.
Die Kehrseite klassischer Bodenzusatzstoffe
Die etablierten Zusatzstoffe sind in der Anwendung für beispielsweise Anzuchterden für Setzlinge, Gründächer, Baumpflanzungen, städtische Bepflanzungssysteme und Substrate für das Regenwassermanagement weit verbreitet, da sie günstig verfügbar und technisch zuverlässig sind. Doch ihre funktionalen Vorteile werden mit hohen Umweltauswirkungen erkauft.
Blähton etwa entsteht durch das Brennen von Ton bei über 1.200 Grad Celsius. Das macht ihn leicht, stabil und dauerhaft, erfordert jedoch eine erhebliche Menge an Energie. Ähnlich sieht es bei der Herstellung von Perlit oder Vermiculit aus. Beide Minerale werden im Tagebau gewonnen und anschließend in energieintensiven Verfahren „aufgebläht“. So entstehen luftige, wasserhaltende Materialien, die Substrate verbessern – gleichzeitig entstehen jedoch auch CO₂-Emissionen. Hinzu kommen ökologische Risiken beim Abbau dieser Mineralien in den Lagerstätten.
Bims wiederum gilt als vergleichsweise natürliche Lösung, da er nicht künstlich aufgebläht werden muss. Doch auch hier wird die Landschaft umgegraben.
Die klassischen Materialien lösen damit kurzfristig die Probleme von verdichteten und nährstoffarmen Böden, ermöglichen aber keinen Beitrag zum Klimaschutz, sondern im Gegenteil verstärken zum Teil ökologische Herausforderungen, die es eigentlich zu bekämpfen gilt.
Pflanzenkohle – mit Reststoffen Böden zukunftssicher machen
Pflanzenkohle unterscheidet sich in seiner Entstehung fundamental von herkömmlichen Bodenhilfsstoffen. Anstatt neue Rohstoffe abzubauen, nutzt es das, was ohnehin anfällt: Restholz, Grünschnitt, Fruchtkerne und so weiter. Diese organischen Materialien werden in einem Prozess namens Pyrolyse unter Sauerstoffabschluss erhitzt. Zurück bleibt ein hochporöses, kohlenstoffreiches Material.
Dieser Prozess ist gleich in mehrfacher Hinsicht klimarelevant. Erstens bindet Pflanzenkohle Kohlenstoff langfristig: Pflanzen nehmen CO₂ aus der Atmosphäre auf und die pyrolisierten Pflanzenreste schließen es in einer festen Kohlenstoffstruktur ein – über Jahrhunderte hinweg. Zweitens ersetzt Pflanzenkohle ressourcenintensive Materialien und spart damit Emissionen in der Herstellung. Drittens eröffnet es neue Möglichkeiten für Kreislaufwirtschaft dank Reststoffverwertung.
Auch funktional steht Pflanzenkohle den Klassikern in nichts nach. Durch ihre enorme Porosität kann sie das Zwei- bis Dreifache ihres Eigengewichts an Wasser speichern. Gleichzeitig fungiert sie als Nährstoffpuffer: Mineralien und organische Stoffe lagern sich in den Poren an und werden bei Bedarf wieder an die Pflanzen abgegeben.
Blähton wird wegen seiner porösen Struktur und hohen Wasserspeicherfähigkeit in Substraten, Dachbegrünungen oder Hydrokulturen geschätzt. Ähnlich kommt Vermiculit typischerweise unter anderem in Anzuchterden und Gartenbau-Substraten zum Einsatz, weil es Wasser puffert und den Boden durchlüftet. Pflanzenkohle erfüllt hier denselben Zweck: Es speichert Wasser und Nährstoffe, belüftet den Boden und bietet Mikroorganismen Lebensraum. Auch auf weitere Zusatzstoffe wie Perlit oder Bims lässt sich dieser Vergleich übertragen. Damit übernimmt Pflanzenkohle dieselbe Funktion wie klassische Zusatzstoffe, nur mit deutlich kleinerem ökologischem Fußabdruck.
Innovation aus der Praxis
Novocarbo hat die Potenziale bereits in marktfähige Produkte übersetzt. Das Unternehmen entwickelt seit Jahren Pflanzenkohle-Lösungen für Substratproduzenten überwiegend in Skandinavien. Dafür stehen zwei speziell entwickelte Pflanzenkohle-Varianten zur Verfügung:
NutriChar Pellets sind besonders für eine einfache Handhabung geeignet. Hergestellt aus Biogas-Gärresten, bringen die Pellets neben einer Auflockerung der Substrate wertvolle Nährstoffe wie Phosphor und Kalium in den Boden ein.
Für Substrate mit hohem Wasserhalte- und Strukturbedarf wiederum ist WoodChar Classic interessant. Diese Pflanzenkohle aus Holzresten überzeugt durch ihre hohe Porosität: Sie kann mehr als das Doppelte ihres Eigengewichts an Wasser speichern und sorgt so dafür, dass Substrate auch in langen Trockenphasen oder bei Starkregen funktionsfähig bleiben sowie unerwünschte Stoffe effizient filtern.
Das Besondere an den Pflanzenkohle-Produkten von Novocarbo: Sie sind durchgängig mit der European Biochar Certification (EBC) zertifiziert. Die EBC ist ein führender Qualitätsstandard für die nachhaltige Herstellung und Verwendung von Pflanzenkohle in Europa. Sie bestätigt, dass die Pflanzenkohle in einem umweltfreundlichen, sicheren und wissenschaftlich kontrollierten Verfahren hergestellt wird.
Was Planer:innen beachten sollten
Für Landschaftsarchitektur, Städtebau, Ingenieurwesen und Gartenbau eröffnet Pflanzenkohle die Möglichkeit, Nachhaltigkeit von Anfang an mitzudenken. Wenn Sie Gründächer konzipieren, Baumpflanzungen planen oder Setzlinge aufziehen, kann der Einsatz von Pflanzenkohle mehrere Herausforderungen gleichzeitig lösen: bessere Wasserspeicherung, sehr gute Auflockerung des Bodens, mehr Resilienz gegen Wettereinflüssen und ein Beitrag zum Klimaschutz.
Dabei lohnt es sich, nicht nur auf kurzfristige Kosten, sondern auf die gesamte Lebensdauer eines Projekts zu schauen. Denn Substrate, die stabiler und pflegeleichter sind, senken langfristig den Aufwand für Bewässerung und Nachbesserungen. Pflanzenkohle macht so nicht nur städtebauliche Projekte ökologisch wertvoller, sondern auch wirtschaftlich robuster.
Damit Pflanzenkohle ihr volles Potenzial entfalten kann, sollte sie fachgerecht eingesetzt werden. Wird reine Pflanzenkohle verwendet, muss diese mit Nährstoffen vorangereichert werden. Dafür kann sie – je nach Einsatzbereich – mit Kompost, Gülle oder Mist vermischt werden, um sie biologisch „aufzuladen“. In Substratmischungen liegt der Anteil reiner Pflanzenkohle typischerweise zwischen 3 und 10 Prozent.
Bei der Ausbringung zeigt sie sich unkompliziert und vergleichbar mit herkömmlichen Zusatzstoffen:
- NutriChar Pellets sind sofort einsatzbereit. Durch ihre kompakte Form und Partikelgröße von 6–8 mm Durchmesser und 5–15 mm Länge sind sie rieselfähig, staubfrei und lassen sich problemlos in industrielle Mischprozesse integrieren.
- WoodChar Classic besitzt eine Partikelgröße von unter 40 mm und sollte vor der Anwendung mit Nährstoffen oder Substrat vermischt werden. Um Staubbildung beim Einmischen zu vermeiden, kann die Pflanzenkohle vorab leicht angefeuchtet werden.
Ein Bodenverbesserer für die Zukunft
Pflanzenkohle ersetzt nicht nur die klassischen nicht-nachhaltigen Bodenzusatzstoffe, sondern verbindet Funktionalität mit Klimaschutz, Ressourcenschonung mit Resilienz. Damit wird Pflanzenkohle zum Symbol für den Paradigmenwechsel, den Städte, Kommunen und Gartenbaubetriebe vollziehen müssen: Weg von kurzfristiger Funktionalität, hin zu langfristiger Nachhaltigkeit.