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Ungeschützter Verkehr daheim – Smart Home und Datenschutz

Sie kommen nach Hause, die Haustür erkennt Sie und macht Ihnen auf. Das Essen kommt automatisch, der Monitor an der Wand ermöglicht Videotelefonie und Multimediaunterhaltung. Die Toilette spült selbstständig und reinigt sich auch selbst. Ist das ein „Smart Home“? Keineswegs. Sondern die „smarte“ Hundehütte namens „T-Pai“ des Herstellers Tesla aus Hongkong. Sie sieht aus wie ein Londoner Routemaster-Bus.

Das Beispiel regt vielleicht zum Schmunzeln an, trifft aber den Kern von Smart Homes sehr gut: das vernetzte Haus, mit dem sich der Komfort steigern und dabei noch Energie sparen lässt. Wie sieht es aus, was gibt es Neues? Und wo können Unternehmen noch Marktlücken finden?

Komfort durch Vernetzung

„Smart Home“ steht für die Vernetzung in Häusern oder Wohnungen. Ein Smart Home soll höhere Wohnqualität und niedrigeren Energieverbrauch kombinieren. Die ferngesteuerte Wohnung, sozusagen. Aktuelle Beispiele sind Systeme der Telekom und von RWE. Im Moment im Mittelpunkt: die automatisierte Kontrolle von Heizung und Licht. Man kann die Wohnung vorheizen, bevor man zuhause eintrifft, und aus der Ferne prüfen, ob das Licht noch an ist. Wer nicht da ist, kann so tun, als wäre er da und dadurch auch die Sicherheit vor Einbrüchen erhöhen. Je nach Detektor – vom einfachen Sensor bis zur hochauflösenden Kamera – lassen sich eher allgemeine Daten oder auch umfassende Bilder per Internet abrufen.

Die Palette an Produkten umfasst auch Geräte wie Pantelligent, die intelligente Bratpfanne, die per Bluetooth am Smartphone hängt: So kann man der Pfanne mitteilen, was man braten will. Die Pfanne antwortet mit Hinweisen zu Temperatur und Bratzeit. Petcube ist ein würfelförmiges Gerät mit Kamera, Mikrofon und Laserpointer. Mit Petcube können Sie von unterwegs oder von der Arbeit aus nachsehen, was das Haustier gerade macht, Sie können mit dem Tier sprechen und es mit dem Laser bei Laune halten. Beide Geräte steuern Sie per Smartphone.

Nicht alle halten das Smartphone für ideal. Deshalb will NEEO eine Fernbedienung eigens für das smarte Zuhause entwickeln. Sie soll die Hand des Benutzers erkennen und dadurch hochindividualisiert sein. Das wäre ein erster Schritt auf dem Weg zur Gesamtvernetzung, die bisher noch fehlt. Bisher hat jedes Gerät seine eigene Infrastruktur.

Wie geht’s weiter? Den Ofen von unterwegs vorheizen und sich dann von dem Gerät sagen lassen, ob die Pommes fertig sind. Waschmaschine und Trockner anschmeißen. Vertrauenswürdigen Handwerkern aus der Ferne die Tür öffnen. Sich vom Kühlschrank die Einkaufsliste zusammenstellen lassen. Oder ihn gleich selbst Joghurt nachbestellen lassen. Zur Fernsteuerung kommt die Automatisierung: Helligkeitssensoren regeln die Stärke der Beleuchtung, Jalousien schließen sich von alleine. Das spart Zeit, Aufwand und Energie.

Internet zuhause oder Zuhause im Internet?

Das smarte Zuhause gehört zum „Internet der Dinge“. Smart Home sagt: Internet ist überall; „Internet der Dinge“ bedeutet: Alles ist im Internet. Ein feiner Unterschied, aber ein großer Perspektivenwechsel. Was gemütlich und privat klingt, erhält dadurch eine gesellschaftliche Dimension: Energiesparen ist Regierungspolitik, Zeitsparen gehört zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Vernetzung des eigenen Hauses wird dadurch zum sozialen Imperativ. Das Smart Home steht in der „Smart City“, deren Wachstum in der „Smart Factory“ erwirtschaftet wird. Wie kommt man vom einen zum anderen? „Smart Transportation“ heißt die einfache Antwort. Jeder Einzelbereich soll durch die Vernetzung effizienter werden.

Probleme bei der Umsetzung

Bei der Umsetzung hapert es noch. Die Investitionskosten sind hoch, und meist ist nicht klar, wer welche Kosten tragen soll. Außerdem müssen Standards entwickelt werden, die für verschiedene Industriezweige gelten. Die bisherigen Elemente kommunizieren teils nicht miteinander. Die Deutsche Kommission Elektrotechnik (DKE) beschreibt in ihrer Normungs-Roadmap zu Smart Home und Building die Herausforderungen im Bereich der Standardisierung, aber auch große Potenziale. Ein Schritt auf dem Weg zu gemeinsamen Standards ist unter Umständen QIVICON, eine Initiative der Telekom. Die Standards müssen, wenn das Smart Home im Internet an sich aufgehen soll, so umfassend sein, dass das smarte Zuhause mit dem Stromnetz und anderen Elementen der Infrastruktur kommunizieren kann.

Datenquelle Smart Home

Klärungsbedarf – sowohl in technologischer wie in politischer Hinsicht – besteht beim Datenschutz. Ein vernetztes Haus produziert Unmengen an Daten. Das Haus selbst kann also ein ausgefeiltes Profil seiner Bewohner erstellen: Bewegungen im Haus, Lebens-, Nutzungs und Essgewohnheiten und so weiter. Interesse an solchen Daten haben Konzerne ebenso wie Behörden und Geheimdienste. Die Webseite „Smarthome Guide“ merkt an, dass man die Überwachung am Smartphone zumindest theoretisch umgehen kann, indem man es zuhause lässt. Das Smart Home hingegen lässt sich nicht so einfach abschalten.

Und selbst einfache Kriminelle könnten mit ein bisschen Hackergeschick die Sicherheitssysteme knacken. Dank der Sensortechnik könnten sie auch gleich prüfen, ob jemand im Haus ist und wenn ja, wo. Schon 2014 wurde ein Botnetz enttarnt, das smarte Haushaltsgeräte dazu nutzte, Spammails zu verschicken. „Spam“ heißt auf Englisch eine Sorte Frühstücksfleisch. Spam im Kühlschrank – auch hier sind uns die Briten voraus …

Noch nicht alle Smart-Home-Systeme haben den nötigen Sicherheitsgrad. Die Skepsis vieler Konsumenten ist also eine bleibende Herausforderung.

Wer will eigentlich ein Smart Home?

Investitionen in Smart Homes sind ganz offensichtlich profitabel. Die Innovationspotenziale sind riesig: Die vernetzbaren Produkte müssen entwickelt und hergestellt werden. Zur neuen Infrastruktur müssen Standards, Geräte und Software gehören. Wenn ein bestehendes Gebäude zum Smart Home nachgerüstet wird, muss das geplant und ausgeführt werden – und wieder kommen mehr Akteure ins Spiel. Einen Eindruck von den möglichen Gewinnen vermittelte Beobachtern der die Übernahme von des Smart-Home-Produktherstellers Nest durch Google – für über 3 Milliarden Euro.

Apple entwickelte ein „HomeKit“, mit dessen Hilfe der Konzern seine Produkte als „Zentrale“ der Hausverwaltung etablieren will. Eine Studie der Bitkom kommt zu dem Ergebnis, dass es 2020 eine Million Smart Homes in Deutschland geben wird.

Das Smart Home ist ein Trend – einzelne Hersteller kommen immer schwerer darum herum. Wie lange wird es noch nicht-smarte Geräte geben? Die Frage warf Xiaomi-Gründer Lei Jun auf, indem er sagte, dass in 5 bis 10 Jahren alle Geräte smart sein werden. Mit der großen Geste, die man von vielen Utopien kennt, ergänzte er: Das schöne und einfache Leben stehe vor der Tür. Man darf folgern, dass es dort nicht lange warten muss.

Für die Kommunikationsindustrie stellt sich die Frage, ob Wertewandel oder Technologie-Entwicklung schneller ist. Mit anderen Worten: Ist das Smart Home Trend oder Zwang? Der britische Unterhausabgeordnete Rory Stewart sagte, dass in der heutigen Zeit fast jede einzelne Gruppe glaubt, dass irgend eine andere Gruppe die Macht hat und dass man deshalb mithalten müsse.

Trendumkehr bei Smart Home?

Die Risiken im Trend zum Smart Home werden nicht zu einer Trendumkehr führen. Aus Verbrauchersicht wird die Frage lauten, ob in der immer enger vernezten Welt die Wahlmöglichkeiten zu- oder abnehmen. Auch NIMIRUM und sein Experten-Netzwerk stellt sich in verschiedenen Projekten diesen komplexen Fragen. Wenn auch Sie für Pitches und Projekte die besten Experten zu Rate ziehen möchten, wenden Sie sich an Anja Mutschler und ihr Team. Sie erreichen sie hier und per Telefon unter +49 (341) 580 680 73.

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