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Drei Fragen an Bengt Bergt, DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT
Bengt Bergt ist seit dem 1. Juni 2025 Leiter Public Affairs bei DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT. Der frühere Bundestagsabgeordnete (SPD) bringt umfangreiche Erfahrung aus der politischen Praxis und der Energiebranche mit. Bergt war von 2021 bis 2025 Mitglied des Deutschen Bundestags und dort stellvertretender energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Vor seiner Zeit im Bundestag arbeitete der studierte technische Redakteur und erfahrene Manager in der Energieindustrie und im Maschinenbau – mit klarem Fokus auf Klima-, Energie- und Strukturprozesse.
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Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?
Die Herausforderung der Transformation. Ich habe mich immer dort engagiert, wo es etwas zu bewegen gab. Als sich die Lage für die Mitarbeitenden in meinem früheren Unternehmen verschlechterte, bin ich in den Betriebsrat gegangen und habe mich für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze eingesetzt. Als die gesamte Branche unter Druck geriet, bin ich in den Bundestag gewechselt, um für die Windenergie zu kämpfen. Wenig später begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine – und mit ihm die Gasversorgungskrise. Auch in dieser Situation konnte ich einen Beitrag leisten, um die Versorgungssicherheit zu stärken.
Was mich antreibt, ist die Chance, konkret etwas zu verbessern: Heute haben die Beschäftigten Tarifverträge, die Windbranche hat wieder Rückenwind, und die Energieversorgung ist trotz aller Herausforderungen stabil geblieben – auch, weil es klare Stimmen gab, die Verantwortung übernommen und Lösungen mitgestaltet haben. Jetzt steht die Energieversorgung erneut vor großen Aufgaben. Ich bin überzeugt: Wenn wir ehrlich, pragmatisch und lösungsorientiert vorgehen, können wir sie meistern. Genau dazu möchte ich in meiner neuen Funktion beitragen.
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Welche energiepolitischen Weichenstellungen halten Sie derzeit für besonders dringend?
Wir brauchen so schnell wie möglich Ausschreibungen für gesicherte Leistung, um Planungssicherheit und stabile Preise für die deutsche Wirtschaft zu gewährleisten. Im Zusammenspiel aus H₂-ready-Gaskraftwerken, technologieoffener Sektorenkopplung und einem verlässlichen Hochlauf der Wasserstoffversorgung – etwa durch eine Grüngasquote – liegt der Schlüssel zur Zukunft unseres Industriestandorts. Nur so können wir nicht nur sichern, was wir haben, sondern den Standort aktiv mit neuen Klimatechnologien weiterentwickeln. Das Spektrum reicht von intelligenter Netzsteuerung über den Ausbau von Elektrolyseuren bis hin zu innovativen Bereichen wie Carbon Capture und den weltweit leistungsfähigsten Strom- und Gasnetzkomponenten. Darin liegt die industrielle Zukunft Deutschlands – und Europas. Dorthin müssen wir den Kurs jetzt setzen.
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Wie gelingt sachorientierte Interessenvertretung in polarisierten Zeiten?
Mit Klarheit, Ehrlichkeit und Haltung. Wer offen kommuniziert, macht sich angreifbar – vor allem für Ideologen mit einfachen Antworten. Aber genau diese Offenheit ist entscheidend und darf nicht verloren gehen. Mit Gelassenheit und einem starken Team lässt sich der nötige Raum für sachliche Debatten behaupten.