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Drei Fragen an Johannes Pfeiffer, ifo Institut
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Warum ist Carbon Management ein wichtiger Baustein zum Erreichen der Klimaziele?
Die Vermeidung von Treibhausgasen in ihrer Entstehung ist zentral, genügt jedoch nicht zum Erreichen der Klimaziele. Restemissionen, die 2045 und danach absehbar verbleiben werden, müssen für die angestrebte Klimaneutralität 2045 und für Netto-negativ-Emissionen nach 2050 durch die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre ausgeglichen und überkompensiert werden. Beides wird nur möglich sein, wenn die Restemissionen ausreichend reduziert und ausreichende Kapazitäten zur CO2-Entnahme eingesetzt werden können. Carbon Management umfasst als Oberbegriff verschiedene Technologien und Ansätze sowie insgesamt drei Funktionen für den Klimaschutz, die die „klassische“ Emissionsvermeidung für Klimaneutralität und Netto-Negativ-Emissionen ergänzen müssen: Es umfasst nicht nur die CO2-Entnahme, sondern auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 aus verbleibenden Emissionsquellen etwa in Industrieprozessen oder der Müllverbrennung, durch die sich die Restemissionen senken lassen. Zudem fällt auch die CO2-Nutzung unter das Carbon Management, mit dessen Hilfe die Herstellung und Nutzung kohlenstoffhaltiger Produkte, für die wie im Fall von Produkten der Chemieindustrie keine Substitute zur Verfügung stehen, mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden kann.
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Ist die geologische Speicherung von CO2 sicher?
Die geologische Speicherung von CO2 ist keine völlig risikolose Technologie, aber nach Einschätzung von Fachleuten durchaus erprobt. Eine gründliche Erkundung und Auswahl geeigneter Speicherstätten sowie deren sorgfältigen Betrieb und Monitoring vorausgesetzt kann CO2 in unterirdischen Speicherstätten langfristig zuverlässig und umweltverträglich gespeichert werden. Natürlichen CO2-Speichern, wie der Aufforstung, kommt ebenfalls eine wichtige Rolle im Klimaschutz zu. Ihre Potenziale sind jedoch begrenzt. Zudem speichern sie CO2 häufig weniger zuverlässig, nicht zuletzt da sie anfällig gegenüber klimatischen Veränderungen sind.
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Die Bundesregierung hat bereits Eckpunkte für die Carbon Management Strategie vorgestellt. Was ist nun für die weitere Ausgestaltung der Strategie wichtig?
Dass die Bundesregierung das Thema Carbon Managements und die umstrittene geologischen CO2 Speicherung angeht, ist zu begrüßen und eigentlich überfällig. Wichtig für die Planungssicherheit von Unternehmen wäre eine frühzeitige und weitergehende Klärung, wie die notwendigen CO2-Transport- und Speicherinfrastrukturen, insbesondere im Fall von CO2-Pipelines, aufgebaut und finanziert werden sollen. Auch die Festlegungen, für welche Anwendungen die Speicherung oder Nutzung von CO2 infrage kommen, müssten klarer begründet werden. Generell gilt dabei: Zu klein-teilige Festlegungen sollten möglichst vermieden werden zugunsten von Rahmenbe-dingungen, die auch völlig neue „Carbon Management“-Geschäftsmodelle zulassen, aber strikt unterscheiden, ob CO2 nur übergangsweise oder langfristig gespeichert wird und ob CO2 fossilen oder nicht-fossilen Ursprungs ist. Die Strategie sollte dazu anschlussfähig sein zur (wahrscheinlich) erst später erscheinenden Langfriststrategie Negativemissionen und insbesondere zu den regulatorischen Entwicklungen auf europäischer Ebene.