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Pressemitteilung -

Naturversuche am Lech – Mindestwasserführung und Forschung für Artenvielfalt und Lebensqualität

  • Daten aus dem Lech für Mindestwasserführung, Artenvielfalt und Klimaschutz
  • Messungen ohne Beeinträchtigung von Freizeit und Erholung
  • Forschungspartnerschaft von der LEW mit TU München und Wasserwirtschaftsamt Donauwörth

Der Lech ist wichtig für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt und dient vielen Menschen in der Region als beliebtes Naherholungsgebiet.

Um den Flussabschnitt zwischen Gersthofen und Ellgau noch besser zu verstehen und Grundlagen für seine künftige naturnahe Entwicklung abzuleiten, führen die LEW in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) und das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Donauwörth mit dem Ingenieurbüro SJE Ecohydraulic Engineering GmbH von Mitte bis Ende August umfangreiche Naturversuche zwischen dem Gersthofer Wehr und Thierhaupten durch. Die Messungen dienen u.a. als Referenz für die Bewirtschaftung des Lechs nach EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) mit der Ermittlung der Mindestwasserführung im Lechmutterbett. Sie sind Teil des EU-geförderten LEW-Renaturierungsprojekts CONTEMPO2 sowie des Vorhabens Licca Liber - Abschnitt 3.

Bereits seit mehr als zwei Jahren werden an verschiedenen Punkten am Lech im Rahmen des LIFE-Projekts CONTEMPO2von der LEW wichtige Umweltparameter gemessen. Die TUM-Studie soll nun eine umfassendere Datengrundlage schaffen zu Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe, Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt. Ziel dieser Messungen ist es, die Lebensraumbedingungen des Lechs so präzise wie möglich zu verstehen.

Das WWA startete 2024 im Vorhaben „Licca Liber - Abschnitt 3“ die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und erarbeitete das Umsetzungskonzept für den Lech von Einmündung Wertach bis Einmündung Lechkanal bei Ostendorf zur Verbesserung der Strukturvielfalt und zur Schaffung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen im Lech. Die darin festgehaltenen Maßnahmen werden nun anhand von eigenen fachtechnischen Untersuchungen und im Rahmen des LEW-Naturversuchs geprüft und weiterentwickelt.

Durchführung der Naturversuche
Fachexperten der TU München, der LEW und der Wasserwirtschaft werden methodisch fundierte und fachlich belastbare Naturversuche durchführen und sich gegenseitig austauschen. Die Naturversuche sind eine wichtige Ergänzung zu bereits laufenden modellbasierten Berechnungen und liefern zusätzliche, praxisnah erhobene Daten, die Einfluss auf die zukünftige Bewirtschaftung nehmen können. Die Ermittlung einer klimaresilienten Mindestwasserführung des Lechs und der mit ihm verbundenen Gewässern ist dabei von zentraler Bedeutung.

Die LEW freut sich gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wasserbau (Prof. Nils Rüther) der TUM und dem Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie (Prof. Jürgen Geist) der TUM an dieser wichtigen Aufgabe zu arbeiten. Durch die Erhebung im natürlichen Flusslauf lassen sich die tatsächlichen Auswirkungen unterschiedlicher Abflussmengen unmittelbar unter realen Bedingungen erfassen. Das ermöglicht eine präzise Einschätzung, wie sich verschiedene Wasserstände auf Flora, Fauna und die gesamte Flussaue auswirken. Die bisherigen Messungen verlaufen planmäßig und liefern bereits jetzt wertvolle Daten für die ökologische Entwicklung des Lechs.

Zum Einsatz kommen verschiedene Messmethoden, unter anderem lokale Temperatur- und Sauerstoffsensoren. Die Untersuchungen umfassen vier verschiedene Abflussszenarien, die jeweils nachts ab 21:00 Uhr beginnen und 48 Stunden dauern.

Keine Einschränkungen für Erholungssuchende
Für Bürgerinnen und Bürger besonders wichtig: Es geht keinerlei Gefahr für Badende oder andere Erholungssuchende aus. Die Messgeräte sind fest installiert, sicher zu passieren und werden nach Abschluss der Untersuchungen wieder entfernt. Passantinnen und Passanten werden gebeten, die im Fluss installierten Messgeräte unberührt zu lassen.

Alle Belange des Naturschutzes werden während der Arbeiten vor Ort umfassend berücksichtigt. Sämtliche Maßnahmen wurden im Vorfeld mit den zuständigen Behörden, den Naturschutzstellen sowie der Fischerei abgestimmt.

Die Kosten für die Messungen der TUM trägt die LEW. Die Naturversuche liefern zusätzlich Daten für das LIFE-Projekt CONTEMPO2, das mit innovativen Konzepten die Resilienz der Flusslandschaft Lech gegenüber den Folgen des Klimawandels stärken will und mit zusätzlichen Lebensräumen die Artenvielfalt fördert.

Die Kosten für die Messungen der Wasserwirtschaft tragen der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik Deutschland.

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INFOKASTEN

Das Projekt CONTEMPO2
Das EU-geförderte LIFE-Projekt CONTEMPO2 revitalisiert zwölf Kilometer ehemaliger Lech-Altarme. Diese werden mit kühlem Tiefenwasser aus dem Lechkanal gespeist und wieder an das Lechmutterbett angebunden. So entstehen beschattete, klimaresiliente Lebensräume, die eine stabile Fischpopulation im Hauptfluss fördern.

Diese Seitengewässer - wie etwa der Brandweinbach oder der Mädelelech - bieten Rückzugsräume und Entwicklungsachsen für die heimische Fischpopulation und stärken die ökologische Funktion der gesamten Aue. Gerade im Zuge des Klimawandels zeigt sich ihre Schlüsselrolle für die Resilienz der Fischarten – belegt durch Messungen der TU München und langjährige Erfahrungen aus weiteren Projekten am Lech. Auf dieser Basis hat die EU 3,4 Millionen Euro bereitgestellt, um das System im Rahmen von CONTEMPO2 umfassend zu untersuchen. Dies unterstreicht die Bedeutung der Seitengewässer für die regionale Biodiversität ebenso wie im europäischen Kontext.

Das Projekt CONTEMPO2 verbindet ökologische Ziele mit energiewirtschaftlichen Anforderungen: Es untersucht, welche Wirkung zusätzlich zur Mindestwasserführung eine indirekte Wassereinspeisung über neue Seitengewässer in den Lechauen im Vergleich zur direkten Wasserzufuhr am Wehr hat, und entwickelt daraus Handlungsempfehlungen. Ziel ist eine nachhaltige, klimaangepasste Festlegung der Mindestwasserführung, die sowohl den Schutz der Flussökologie als auch eine effiziente Wasserkraftnutzung berücksichtigt – als Best-Practice-Beispiel für den Lech und andere europäische Flüsse.

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 7,2 Millionen Euro. Davon übernimmt die Europäische Union 60 Prozent im Rahmen des LIFE-Förderprogramms, die restlichen 40 Prozent tragen die Projektpartner.

Projektpartner: Universität Augsburg, Technische Universität München, Fischereiverband Schwaben e.V., Landschaftspflegeverband der Stadt Augsburg e.V., Aueninstitut Neuburg-Ingolstadt, Stadt Gersthofen sowie LEW AG.


Das Vorhaben Licca liber
Ursprünglich strömte der Lech in einem breiten sich ständig verlagernden Flussbett mit ver-zweigten Flussrinnen und ausgedehnten Kiesbänken und bot vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Heute hat der Lech seinen natürlichen Charakter fast gänzlich verloren. Es fehlen zum Beispiel durch die teils geringen Wassertiefen Rückzugsräume für Jungfische.

Im Rahmen der „EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)“ wird der Lech aktuell als „stark verändert“ eingestuft und das ökologische Potenzial nur als „mäßig“ bewertet. Die WRRL-Einstufung soll nun – den Bewirtschaftungsgrundsätzen des Wasserhaushaltsgesetzes folgend – verbessert werden. Ziel des Projekts Licca Liber ist es, den Lech wieder seinem ursprünglichen Charakter so weit wie möglich anzunähern.

Das WWA startete 2024 im Vorhaben „Licca Liber - Abschnitt 3“ die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit mit mehreren Workshops mit Gemeinden und Akteuren aus Fischerei, Naturschutz und weiteren Anliegern und Nutzern. Um die breite Öffentlichkeit zu beteiligen, wurde zudem eine umfangreiche Online-Umfrage durchgeführt. Ergebnisse aus diesem Beteiligungsprozess bilden die Grundlage für das Umsetzungskonzept des Lechs von Einmündung Wertach bis Einmündung Lechkanal bei Ostendorf zur Verbesserung der Strukturvielfalt und zur Schaffung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen im Lech. Die Wirkung von höheren Abflüssen im Lechmutterbett wird nun anhand der Mindestwasserstudie vom WWA und SJE detailliert untersucht.

Das Vorhaben wird von der Bundesrepublik Deutschland mit Mitteln aus dem Sonderrahmenplan "Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes" der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur Umsetzung des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP) finanziert.

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Über die LEW
Die Lechwerke sind als regionales Energieunternehmen im Südwesten Bayerns tätig. Unter der Marke LEW werden Privat-, Gewerbe- und Geschäftskunden sowie Kommunen mit Strom versorgt. Die LEW bietet zudem ein breites Angebot an Energielösungen. Das Lechwerke-Tochterunternehmen LEW Verteilnetz (LVN) betreibt das Stromverteilnetz in der Region. Mit 36 betriebsgeführten Wasserkraftwerken ist die LEW einer der führenden Erzeuger von umweltfreundlicher Energie aus Wasserkraft in Bayern. In eigenen Anlagen auf Freiflächen und Gebäuden erzeugt die LEW auch Strom aus Photovoltaik. Außerdem bietet die LEW Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Netz- und Anlagenbau, Energieerzeugung, Elektromobilität und Telekommunikation an. Die Lechwerke betreiben ein eigenes, über 8.000 Kilometer langes Glasfasernetz in der Region.

www.lew.de

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