Wird Cross Reality unser Leben verändern?

• Tasting Talk #18 vom 03. Dezember 2021: "Cross Reality: Hype oder Hope? Wie XR unser Leben verändert."
• Prof. Dr. Christian Zabel: Deutsche XR-Unternehmen erwirtschaften bereits 400 Mio. Euro im Jahr.
  
• Sandra Winterberg: XR ist in der B2B-Welt angekommen.
  
• Adrian Dietrich: Endgeräte sind die größte Hürde für XR im B2C-Bereich
  
• Maren Courage: XR steht kurz vor dem Durchbruch.
  

VR, AR und MR – diese Begriffe schwirren immer wieder durch den medialen Raum. Die heutige Technik entwickelt sich zunehmend rasanter. Spätestens nach der Umbenennung des Facebook-Konzerns in Meta und der Vorstellung von Mark Zuckerbergs Zukunftsplänen ist das Thema in der breiten Masse angekommen. Doch was bedeuten die disruptiven Begriffe überhaupt und wie unterscheiden sich diese Realitäten? Die Zusammenfassung des Tasting Talks vom 3. Dezember 2021 finden Sie hier.

Im Fokus des 18. Tasting Talks stand das Thema Cross Reality. Eine Einführung in das Thema wurde von Professor Dr. Christian Zabel (Technische Hochschule Köln) gegeben, der in seinem zehnminütigen Tasting die Studie „Cross Reality in Deutschland 2021“ vorstellte. Zunächst erläuterte er unterschiedlichen Begriffe. Cross Reality umfasst, so Prof. Zabel, Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality und dient somit als Überbegriff dieser verschiedenen Anwendungsformen. Bei Virtual Reality taucht der Nutzer in eine vollständig simulierte digitale Welt ein, bei Augmented Reality wird die „reale Welt“ durch virtuelle Informationen überlagert. Bei der sogenannten Mixed Reality wiederum existieren digitale und real existierende Objekte nebeneinander. 

Im Anschluss daran gab er einen kurzen Einblick in die XR-Branche. So finden sich in Deutschland vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin die größten Standorte. Heruntergebrochen auf einzelne Städte nannte er Hamburg, Berlin und Köln als Hochburgen. Diese sind weitläufig als Medienstädte bekannt, was wiederum eine Ballung solcher Unternehmen erklärt. Auch einen Einblick in das Gründungsgeschehen konnte Prof. Zabel geben. So zeigt die Studie, dass in den vergangenen zehn Jahren die meisten XR-Unternehmen gegründet wurden und jährlich rund 90 weitere dazukommen. Diese Unternehmen erwirtschaften aktuell bereits um die 400 Millionen Euro pro Jahr und befinden sich somit schon auf dem Niveau der Games-Branche in Deutschland. Er konnte auch aufzeigen, dass sich die Branche aktuell vorrangig auf den B2B-Kundenbereich fokussiert, wobei vor allem verarbeitendes Gewerbe, Kunst und Unterhaltung sowie Medien und Kommunikation die Zielbranchen sind. Potenziale gebe es insbesondere im Bereich von Trainings, Hemmnisse stellen hingegen die noch fehlende Bekanntheit sowie fehlende leistungsfähige Ausgabegeräte dar.

Im Anschluss diskutierten im letzten Tasting Talk des Jahres 2021 Experten der Branche. Neben Prof. Zabel begrüßte Moderator Dr. Jörn. Krieger (Broadband TV News) Sandra Winterberg (Geschäftsführerin des Medienncluster NRW), Adrian Dietrich (Head of Sales von ZReality) und Maren Courage (Gründerin des VR Business Clubs). Vor der Diskussion wurden die Zuschauer gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen und einzuschätzen, wie XR unser Leben in den kommenden fünf Jahren beeinflussen wird. Dabei waren 60 Prozent der Meinung, dass unser Leben dadurch einfacher wird, 28 Prozent vermuteten keinen Einfluss und 12 Prozent gingen davon aus, dass es komplizierter wird.

Für Sandra Winterberg istVirtual Reality bereits im Alltag angekommen. Sie unterschied jedoch zwischen B2B und B2C. Während sie im Endkundenbereich noch Nachholbedarf sehe, sei XR im B2B-Bereich auf jeden Fall schon angekommen. Angesprochen auf die Nützlichkeit war es ihr wichtig herauszustellen, dass XR das Leben der Nutzer erleichtern und dabei den Alltag einfacher gestalten soll, etwa im Bereich der Barrierefreiheit.

Adrian Dietrich schloss sich der Aussage Winterbergs an. XR sei im B2B-Bereich auch bereits in Regelprozesse integriert worden. So nannte er unter anderem Unternehmen wie die BASF, die ihre Mitarbeiter bereits trainierten und Qualitätsmanagement-Audits in VR abhielten. Im B2C-Bereich pflichtete er Prof. Zabel bei und nannte die Endgeräte als größtes Hindernis, vor allem im Hinblick auf die Kosten. Doch es gibt auch erfolgreiche B2C-Anwendungen: Dietrich stellte sein aktuelles Projekt vor: eine digitale Kunsthalle, die von mehr als 20.000 Zuschauern täglich besucht wird - direkt über den Browser. Auf jeden Fall werde Cross Reality ein ergänzendes Medium sein, das die bisherigen Angebote erweitere und nicht ersetze.

Maren Courage sieht das Thema XR noch nicht auf breiter Front bei den Endkunden angekommen. So gebe es zwar erste Anwendungen auch im B2C-Bereich. Diese seien jedoch nur partiell vorzufinden und meist handle es sich um Förderprojekte. Dennoch sieht sie XR kurz vor dem Durchbruch, so zeige die Umbenennung von Facebook in Meta, dass es einen Wandel in der Branche gebe. Durch die Coronakrise gab es ein zunehmendes Verschmelzen der Welten, was einen Paradigmenwechsel mit sich bringen könnte. Im B2B-Bereich gibt es laut Courage bereits viele gute Lösungen. Doch aufgrund der noch sehr unübersichtlichen Märkte gilt es zunächst einmal Orientierung zu schaffen und die Unternehmen mit Lösungsanbietern zu vernetzen. Auch im B2C-Bereich sieht sie sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten für die Marktakteure.

Am Ende des Tasting Talks präsentierte Gastgeber Frank Apfel die Weinempfehlung des Tages, die das Wochenende einläutete. Die Wahl fiel auf den 2020 Steig Weißburgunder vom Weingut Gabel in Herxheim am Berg. Der Wein hat beim aktuellen Pinot-Preis des Meininger Verlags sehr gute 91 Punkte gesammelt.

Die Aufzeichnung des Tasting Talk #18 bei YouTube: