„Zum Sprechen über Sexualität:en in Aufklärungs- und Bildungsprojekten“ mit Eva Reuter | 9. Vortrag in der ZEGD-Reihe „I <3 Science Experts“ in Kooperation mit der Ringvorlesung im Rahmen des Gender & Diversity Zertifikats

"Ein Sprechen über Sexualität:en hat in der Pädagogik und Erziehungswissenschaft eine längere Tradition. Seit knapp 200 Jahren wird ebenso kontrovers wie leidenschaftlich und mit verschiedenen Haltungen und Konzepten darüber diskutiert, wie und worüber mit Kindern und Jugendlichen in pädagogischen Zusammenhängen und Bildungskontexten über Sexualität:en (nicht) gesprochen werden soll und kann.

Dabei geraten unterschiedliche Akteur:innen aneinander, und ein pädagogisches und bildungspolitisches Sprechen war und ist stets verknüpft mit starken Deutungskämpfen. Innerhalb dieser Deutungskämpfe erscheint besonders ein Sprechen über nicht heteronormativ markierte Sexualität:en für besonders viel Erregung zu sorgen. Vor allem Allianzen aus konservativen und rechtspopulistischen Gruppen formulieren hier das widerständige Narrativ einer vermeintlichen »Frühsexualisierung«, und mobilisieren damit auch eine bürgerliche Mitte.

So finden Inhalte über nicht heteronormative Sexualität:en und Geschlecht:lichkeiten nur mühsam und/oder punktuell Einzug in Lehrplänen von Schulen und Bildungsmaterialien. »Queere« Bildungsprojekte nehmen in dieser diskursiven Gemengelage eine besondere Rolle ein. Im Rahmen dieser Projekte besuchen zumeist ehrenamtlich aktive, junge Erwachsene Schulklassen, um dort mit den Kindern und Jugendlichen über nicht heteronormative bzw. »queere« Lebensweisen zu sprechen - oft verknüpft mit einem biographischen Einschlag. Im Vortrag werden genau solche Bildungsprojekte vor dem hier skizzierten Hintergrund beleuchtet. Leitend sind dabei die Fragen, wie in eben diesen Projekten über Sexualität:en gesprochen wird, und wie sich dieses Sprechen diskurstheoretisch verorten lässt. Denn auch das Sprechen über Sexualität:en in »queeren« Bildungsprojekten folgt spezifischen und für den Diskurs signifikanten Deutungsmustern.

Wir freuen uns, für dieses wichtige Thema Eva Reuter an Bord zu haben! Eva Reuter lehrt und forscht an der Universität Hildesheim an der Abteilung allgemeine Erziehungswissenschaft. Schwerpunkte in Lehre und Forschung bilden Fragen zu Geschlecht:lichkeiten, Sexualität:en und Diskurstheorien - mit dem Anspruch, diese kritisch-reflexiv mit gesellschaftspolitischen Verhältnissen zu verknüpfen. Abseits akademischer Strukturen engagiert sie* sich in queerfeministischen Kontexten online und offline.

Eva Reuter ist auf Einladung von Dr.in Anna Orlikowski und in Kooperation mit der Ringvorlesung im Rahmen des Gender & Diversity Zertifikats als Expertin in der Vortragsreihe dabei. Dr.in Anna Orlikowski arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Gender Studies im Bereich Sozialwissenschaften an der Universität Vechta.

Neben einer Einführung in die Thematik und den historischen Diskurs werden wir anhand der Bildungs- und Aufklärungsprojekte bzgl. des Sprechens über Sexualität:en in den Austausch kommen und möchten zur gemeinsamen Diskussion einladen, u.a. wie in Erziehungs- und Bildungskontexten über Sexualität:en (nicht) gesprochen werden kann, was es genau mit den Deutungskämpfen auf sich hat und warum das Thema ein fortwährend zentrales und gleichzeitig umkämpftes ist.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, am Vortrag und an der Diskussion teilzunehmen:

13. Juli 2022, 16:15-17:45 Uhr, digital via BigBlueButton

Bis zum 12.07.2022 sind Anmeldungen unter Angabe des Vor- und Nachnamens per E-Mail möglich: gender-zertifikat@uni-vechta.de. Die Zugangsdaten werden im Anschluss verschickt.

Wir freuen uns auf euch und Sie!

Das Team der ZEGD in Kooperation mit der Ringvorlesung im Rahmen des Gender & Diversity Zertifikats"