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Diskussionen am „Runden Tisch“ über die Zukunft der Kirche

Pressemitteilung -

Diskussionen am „Runden Tisch“ über die Zukunft der Kirche

„Die Kirche im Jahr 2030 - Analysen, Perspektiven und Visionen unserer Kirche von heute und morgen“. Unter diesem Motto hat der „Runde Tisch“ des Fördererkreises für Bildungsarbeit des KKV (Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V.) und des Instituts für Katholische Theologie der Universität Vechta gestanden. Knapp 60 Gäste kamen zusammen und folgten den Ausführungen der Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft. Es ging um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Kirche, sowie um Lösungsansätze.

Moderator Prof. Dr. Franz Bölsker warf zu Beginn die Frage auf, wie tiefgreifend systemische Änderungen in der katholischen Kirche sein dürfen? Über die Hälfte der Aktiven in der katholischen Kirche seien Frauen, denen aber nicht alle Ämter zur Verfügung stünden. Ebenso seien die sinkenden Mitgliederzahlen auch auf ausbleibende Taufen von Neugeborenen zurückzuführen. Damit fehlten, so Bölsker, bereits heute die Aktiven für Teile der kirchlichen Arbeit von morgen.

„Die Kirche hat sich von der Lebensrealität der Menschen entfernt“, stellt Dr. iur. Hans-Joachim Gottschalk, Staatssekretär a. D., als These auf. Sie müsse „deutlich bescheidener werden. Fälle wie die des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst sind in der Öffentlichkeit nicht vertretbar“. Außerdem gebe es „in der Amtskirche viele durchgestylte Kirchenämter, deren Existenz für den einfachen Gläubigen nicht nachvollziehbar ist“, stellt er fest. Ebenso beobachte er auch inhaltliche Hürden. „Die Kirche muss mehr Rücksicht auf die Humanwissenschaften und deren Erkenntnisse nehmen“, hält er fest.

Prof.in Dr.in Walburga Hoff – deren Professur an der Universität Vechta von der Katholischen Kirche gestiftet wird – sieht eine gesellschaftliche Entwicklung, in der Individualisierung und Selbstoptimierung immer wichtiger werden und einen Fakt darstellen, den auch die Religion nicht außer Acht lassen kann. „Sehr viele Menschen, gerade in den jüngeren Generationen, stellen die Selbstverwirklichung in ihren Fokus“, erläutert sie. Eine stärker werdende Konzentration auf das Individuum und nicht auf die Gruppe sorge aber nicht unabdingbar für das Ende von Religion. Nur erweise sich die religiöse Sinnstiftung in der Gegenwart als eine Option unter anderen.

Damit die Kirche in Zukunft der „Stein des Anstoßes“ sein kann, verlange es auch nach einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit. Der Religionspädagoge Prof. Dr. Karl Josef Lesch beobachtete in den vergangen 20 Jahren eine positive Entwicklung in diesem Bereich. „In den kirchlichen Zeitungen gibt es mehr Diskussion. Es werden Punkte ausformuliert, die zuvor im kirchlichen Raum verschwiegen worden sind“, hält er fest. Doch eine solche Diskussion sei allerdings in der säkulären Presse kaum sichtbar.

Mechthild Pille, Referatsleiterin für Frauenseelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat Vechta und Verbandsreferentin des KfD-Landesverbands Oldenburg, beobachte, dass der Glaube immer weniger Anlass für Gespräche sei. „Deswegen möchte der Papst auch eine Synode. Er will sich mit den Menschen und den Themen, die sie bewegen, beschäftigen.“ Denn dort, wo sich Menschen über den Glauben mitteilen, findet Kirche statt. „Wenn ich mich auf die Suche nach einer Antwort auf die Sinnfrage mache, die immer auch eine Frage von Religion oder einem anderen säkularen Bewährungsmythos ist, brauche ich den Austausch“, sagte Prof.in Dr.in Walburga Hoff.

Dass es derzeit Veränderungen hin zu einer offeneren Kirche gibt, nimmt Mechtild Pille aber in ihrer Arbeit in der Frauenseelsorge durchaus wahr. „Es ist deutlich zu erkennen, dass immer mehr Frauen leitende Positionen auch in der katholischen Amtskirche übernehmen – auch in den Generalvikariaten.“ Zu der Frage der Öffnung der Weiheämter für Frauen, sieht die Referentin aber nicht das Geschlecht als entscheidendes Kriterium. „Die Frage sollte sein, was diesen Menschen dazu bewegt, sich weihen zu lassen?“

„Liebe“ sieht Dr. Dr. Thomas Rusche als zentralen Markenkern der Kirche. Der Philosoph verglich die katholische Kirche mit einem Unternehmen, das derzeit Probleme hat. „Die Kirche muss sich bewusstwerden, was ihr Markenkern ist: Die Liebe.“, hält er fest. „Die Menschen haben in Bedürfnis nach Liebe, Sakralität und Caritas“. „Wenn sich die Kirche mehr auf diesen Markenkern berufen würde, könne sie die Menschen auch wieder erreichen und begeistern.“

„Die Dinge, die in der Kirche beschlossen werden, dürfen nicht aus einem Selbsterhaltungstrieb entstehen“, sagte Regens Hartmut Niehues, Leiter des Priesterseminars im Bistum Münster. „Wer sagt denn, dass die Kirchensteuer gerechtfertigt ist, wenn die Kirche immer kleiner wird?“ Auch den Stand der Priester würde der Geistliche einer Prüfung unterziehen. „Wird es noch zeitgemäß sein, einen Priester im Hauptberuf zu haben? Warum nicht nebenberuflich? Ich kann es mir vorstellen.“ „Selbst im Priesterseminar zeichnet sich in den kommenden Jahren viel Leerlauf ab. Und was wir da sehen, ist in zehn Jahren auch Realität in den Gemeinden.“ Trotzdem sehe er eine Zukunft für die Kirche. „Die Kirche ist nicht mehr das Subjekt, für das sie von Teilen der Gläubigen und der Geistlichen gehalten wird“, sagt er. „Der Weg geht weg von der Anonymität, hin zu einem unmittelbaren Austausch, der entstehen wird.“

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