Warum Englisch für PR ein Gamechanger ist

Dem Mittelstand fehlen Fachkräfte. Vor allem im IT-Bereich gibt es Engpässe. Zur Überraschung sind die Start-ups personell gut ausgestattet: mit Talenten aus dem europäischen Ausland. Der Grund: Sie werden mit Stellenanzeigen in Englisch gewonnen. Eine zweisprachige Kommunikation ist heute unerlässlich für PR: nicht nur beim Employer Branding, auch bei der täglichen Kommunikation.

In der deutschen Politik und in der Wirtschaft wird seit Jahren vorausgesetzt, dass Fachkräfte aus dem Ausland „erst mal richtig Deutsch lernen sollen“, bevor sie sich für einen Job bewerben. Tatsächlich sind seit der großen Einwanderungswelle 2015 erst rund 50 Prozent der arbeitsfähigen Menschen in einem Job. Das liegt zum einen an den langwierigen Asylverfahren, zum anderen an der Sprachbarriere.

Der Fall des Facharbeiters Malan Marais ist nur ein Beispiel von vielen. Der Südafrikaner kam mit einem abgeschlossenem Ingenieurstudium, einem zusätzlichen MBA und knapp 20 Jahren Berufserfahrung in der Automobilindustrie nach Deutschland, beherrschte aber nur wenig Deutsch. Also schrieb er seine Bewerbungen an 40 Unternehmen, überwiegend in Englisch. Viele Personalabteilungen antworteten ihm gar nicht erst. Der Rest lehnte ihn wegen „mangelnder Deutschkenntnisse“ ab. Dann fand Marais über LinkedIn einen Betrieb, der auf ihn zukam: „Fang erst mal bei uns an. Das mit dem Deutsch kriegen wir schon hin.“ Anders als viele behaupten, ist diese Vorgehensweise in den meisten deutschen Berufen ein zulässiges Verfahren.

Englisch ist die Lingua Franca der Wirtschaft

Vielen Unternehmen, aber auch vielen Angestellten im Land scheint nicht bewusst zu sein, welche Veränderungen uns die Globalisierung gebracht hat. Am augenfälligsten sind Netflix-Serien und -Dokumentationen, die in Originalsprache mit Untertiteln angeboten werden. Auch das Berufsleben wird internationaler: Tweets und Instagram-Texte in Englisch schreiben, englischsprachige Weblogs oder Videokonferenzen in gemischten Sprachen … dies alles findet seit Langem in deutschen Büroräumen statt. Übrigens werden auch immer mehr Vorlesungen an deutschen Unis in Englisch gehalten.

Dass PR bilingual (deutsch, englisch) kommunizieren sollte, hat nichts damit zu tun, ob die eigene Marke international operiert oder so etwas plant. Es hat damit zu tun, dass sich die Kommunikation in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt angesichts der Globalisierung verändert hat, und dass PR auf diesem Terrain seine maximale Kraft entfalten muss.

Wo nützt Zweisprachigkeit

Da die Gepflogenheiten in Wirtschaft und Technologie ständig im Wandel sind, kann es keinen Standardweg für die bilinguale PR geben. Sie müssen zu Beginn selbst herausfinden, was am besten passt. Natürlich spielen auch Ihre Ressourcen eine Rolle dabei. Nachfolgend eine Handvoll Kommunikationsfelder, in denen die Zweisprachigkeit die Kommunikation und deren Wirkung positiv beeinflussen kann:

Social Media. Viele deutsche Twitterer kommunizieren in Englisch, weil sie sich mit internationalen Gleichgesinnten austauschen und von ihnen lernen möchten. Gleichwohl ist der größte Teil ihrer Follower in Deutschland beheimatet. Ähnliches gilt für Instagram, Reddit, Pinterest, TikTok, und natürlich auch Mastodon. Wird englisch gepostet, muss man englisch antworten, weil eine deutsche Antwort als abweisend interpretiert werden kann und möglicherweise von internationalen Lesern nicht verstanden wird.

Influencer Relations. Reichweitenstarke Experten auf einem Gebiet bevorzugen in Blogs oder Social Media Englisch, weil sie ihr Know-how mit vielen teilen möchten und ebenso auf internationales Feedback hoffen. Faustregel: Je fokussierter ein Kanal, desto eher bedient er sich des Englischen. Deutsche Mega- Influencer bevorzugen ihre Muttersprache.

Pressemitteilungen. Da heute der Großteil der Pressemitteilungen nicht an Print-, sondern an Online-Medien geht, ist auch hier zu überlegen, ob PR sie nicht in Deutsch und zusätzlich in Englisch anbieten sollte. Manche Fachmedien bieten entweder komplette Beiträge oder Zusammenfassungen in Englisch an, andere teilen sich Inhalte mit befreundeten Magazinen im Ausland. Viele IT-Journalisten verstehen sich als Drehscheibe für internationale News, sodass die Nachricht über ein neues Produkt aus Deutschland binnen weniger Minuten im Silicon Valley, in China oder in Südkorea landen kann – am besten auf englisch..

Newsletter. Eine Plattform wie Mailchimp bietet eine einfache Option für den Versand eines deutschsprachigen Newsletters und eines englischsprachigen Replikats an einen Verteiler an, indem man diesen in deutschsprachig und nicht-deutschsprachig splittet. Die Information über die bevorzugte Sprache der Empfänger erkennt Mailchimp an der eingestellten Browsersprache, wenn sie sich anmelden oder einen Link im E-Mail-Newsletter klicken.

Employer Branding: (siehe oben)

So hilft KI beim Übersetzen

Selbst wenn keine Muttersprachler im PR-Team sitzen, lässt sich – zumindest in den Sozialen Netzwerken – wunderbar mit KI-Unterstützung vielsprachig kommunizieren. Der kostenlose Onlinedienst DeepL liefert erstklassige maschinelle Übersetzungen, deren Qualität Google Translate aktuell übertrifft.

Mit der Bezahlversion von DeepL lassen sich auch Newsletter und Pressemitteilungen gut und sicher übersetzen, wenn man den folgenden Weg geht: deutschen Text schreiben, übersetzen lassen, die Übersetzung wieder zurück ins Deutsche übertragen lassen, missverstandene Formulierungen in einfacherem Deutsch umschreiben, dann wieder übersetzen lassen und noch einmal das Ergebnis durch Rückübersetzen final prüfen. Sollte funktionieren. Good luck.

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